Taxi-Gurt

Wolf­gang Rein­hard wurde von zwei Pro­sti­tu­ier­ten uber­fal­len, hält die Anschnall­pflicht fur lebens­ge­fahr­lich. Foto: Lokalbüro

 

Lebens­ret­tend oder lebensgefährlich — unter Düsseldorfs Taxi­fah­rern ist eine hit­zige Debatte ent­brannt. Thema: Die verschärfte Anschnall­pflicht. Acht Monate nach deren Einführung for­dern jetzt viele Berufs­fah­rer: Die muss wie­der weg!

Auch Wolf­gang Rein­hardt (66), seit 42 Jah­ren Drosch­ken­kut­scher in der Lan­des­haupt­stadt, hält nichts von der Fah­rer-Fes­sel — wie er die Gurt­pflicht nennt. Er hat damit schlimme Erfah­run­gen machen müssen.

Es geschah gegen 5 Uhr am Haupt­bahn­hof. Zwei osteuropäische Pro­sti­tu­ierte stie­gen in seine Taxe — eine vorn, die zweite nahm auf dem Rücksitz Platz. Ihr Ziel: Cor­ne­li­us­straße 100.

Rein­hardt: „Als wir am Ziel waren, riß die Frau auf dem Rücksitz die Tür auf, schrie: Komm raus, nix zah­len. Die Frau neben mir klaute noch mein iPhone von der Mit­tel­kon­sole, beide rann­ten in das Haus. Ich konnte die blöden Kühe nicht so schnell ver­fol­gen, kam nicht so schnell aus dem Gurt.“

Und Wolf­gang Rein­hardt geht noch wei­ter: „Wenn drei aggres­sive Männer ein­stei­gen, der Mann auf dem Bei­fah­rer­sitz das Gurt­schloss zu hält, ist es aus. Ich wäre gefes­selt, völlig wehr­los. Und even­tu­elle Räuber könnten mich in aller Ruhe aus­neh­men, auch von hin­ten würgen.“

Der Taxi­fah­rer weiß. dass er mit sei­ner Mei­nung nicht allein dasteht. „Ich kenne kei­nen Kol­le­gen, der für die verschärfte Anschnall­pflicht ist.“

Ob es nun die Angst vor Überfällen ist, oder ob die Stra­ßen-Pro­fis sich nicht gern gängeln las­sen — Poli­zei und Ver­ant­wort­li­che hal­ten nichts von dem Aufstand.

Ein Poli­zei­spre­cher: „Einer­seits konn­ten wir seit der gene­rel­len Anschnall­pflicht keine signi­fi­kante Zunahme der Raubüberfälle auf Taxi­fah­rer fest­stel­len. Ande­rer­seits senkt der Sicher­heits­gurt das Ver­let­zungs­ri­siko bei Unfälle so dras­tisch, dass die Anschnall­pflicht blei­ben sollte.“

Ähnlich sieht es auch Den­nis Klus­meier, Chef der Taxi-Düsseldorf eG: „Ich ver­stehe die Beden­ken mei­ner vie­len Kol­le­gen. Doch hier gilt es, Risi­ken abzuwägen. Die Gefahr, die Leib und Leben von Unfällen dro­hen sind deut­lich höher, als die von kri­mi­nel­len Machen­schaf­ten. Wir soll­ten bei der Anschnall­pflicht bleiben.“

Zwei Stand­punkte, die kei­nen Kom­pro­miss erwar­ten las­sen. Gehen Drosch­ken-Pilo­ten zur Tages­ord­nung über, rei­chen sie eine Peti­tion ein — oder dro­hen gar Pro­teste, ein Streik? Es bleibt abzu­war­ten, wie ernst es den Taxi­fah­rern mit ihrer Kri­tik ist.