Neuss – Gott sei dank, sie sind wieder da.
Nach einer längeren Kamelle-Pause sind sie wieder aufgetaucht – die heimlichen Herrscher der Neusser Stadtverwaltung: Hausmeister Jupp Schwaderath (Dennis Prang), Archivar Axel Sülheim (Jens Spörckmann) und Controllerin Simone Strack (Stefanie Otten). Ihr Reich: Die Rathauskantine – wenn sie endlich wieder öffnet, weiß man, was Neuss in den vergangenen drei Monaten gefehlt hat. Vor allem aber: Was in Neuss und der Welt so alles passiert ist.
Bescheuert
Das 14. Menü des Lokalkabaretts des Neusser Theaters am Schlachthof trägt den Namen „Lauer Lenz an bunten Eiern“. Es ist ein erbarmungsloser Angriff auf jeden Muskel, der zum Lachen benötigt wird. Serviert wird ein wunderbares Potpourri aus intelligenten Witzen, scharfsinniger Komik und bissigen Pointen. Gewürzt mit dem unendlich bescheuerten Gesichtsausdruck des Hausmeisters Schwaderath, wenn seine grauen Zellen gerade mühsam einen Denkprozess einleiten…
Die Kantinengespräche stehen ganz im Zeichen des Machtwechsels — auch in Neuss gibt’s seit der letzten Wahl einen SPD-Bürgermeister, der es mit einem CDU geführten Rathaus zu tun hat.
Germanische Stämme
Doch um solchen Kleinkram kann sich Archivar Sülheim nicht kümmern. Er kämpft unverdrossen für die Anerkennung der Quirinus-Stadt als Weltkulturerbe. Immerhin: Das Schützenwesen hat es ja inzwischen auf die Unesco-Liste geschafft. Für Sülheim allerdings noch kein Grund zur Freude. Wutschnaubend stellt er fest: „Wir müssen uns den Titel teilen. Mit Saarländern, Niedersachsen und anderen germanischen Stämmen, die behaupten zu wissen, wie man Schützenfest feiert.“
Controllerin Strack hingegen haben die politischen Wirren voll erwischt. Sie hat deshalb für solche „Hobbys“ kein Verständnis. Damit sie ihren Job behalten kann, glaubt sie, den Neu-Neusser Bürgermeister bei seiner Transparenz-Offensive unterstützen zu müssen. Bis Ostern soll sie die Tätigkeiten aller Rathaus-Mitarbeiter dokumentieren. Glaubt sie…
Klarsichtfolien
Besonders bei Schwaderath gibt’s da Probleme. Doch der findige Hausmeister ist ein Freund pragmatischer Lösungen, nimmt Transparenz ganz wörtlich. Der Vorteil: Bis er alle 4,5 Millionen Rathaus-Dokumente in Klarsichtfolien verpackt hat, bleibt Zeit für verbale Käbbeleien mit Strack und Sülheim.
Grüchtesuppe
Das Rathaus – ein Biotop zwischen Brauchtum, Politik, Verwaltung und Schwachsinn — es entsteht ein herrliches Wirrwarr scharfzüngiger Analysen. Ein Highlight sind die neu eingeführten Kantinen-Figuren „Hetze & Petze“, die sich über Aktuelles austauschen: „Ich habe von einem Freund der Nichte meines Kollegen gehört…“ Nach heftiger Rührerei in der Gerüchtesuppe sind sich beide einig: „In dieser Stadt kann man nichts glauben, was man nicht von anderen erfahren hat – oder im Dorfboten gelesen.“
Wie es weitergeht — die nächste Rathauskantine gibt’s Ende Mai. Ein Besuch, der sich lohnt…
Lokalbüro-Tipp: Für das aktuelle Programm gibt es nur noch Karten für Mittwoch, 16. 03. 2016. Zu bestellen unter 02131 — 277 499, Theater am Schlachthof, Blücherstraße 31 — 33, 41460 Neuss