Bäume sterben leise — so steht’s an einer Brücke im Neusser Süden. Dort stand mal ein kleines Wäldchen. Und da hat niemand aufgeschrieen, als die Bäume für ein Neubaugebiet fielen. Es entstanden Wohnungen.
Bäume haben also keine Lobby. Warum? Ist doch sonnenklar: Die stehen blöd in der Gegend rum, produzieren nix als Luft und die Renditen unserer Banken sichern sie auch nicht.
Bäume sterben leise. Warum soll man da auch Theater machen. Dem Himmel sei Dank, dass hier niemand rumschreit, nur weil 164, teilweise schon 60 Jahre altes allergenes Gehölz am Messegelände für ein Konzertgelände umgehauen wird. Hier geht’s um Kunst. Und alle freuen sich schon auf den ersten Künstler: Ed Sheraan. Gut, der eunuchale Singsang des irischen Barden trägt schon Züge einer ernsten Tinnitus-Belastung. Aber es geht ja auch um Bares, schließlich kurbeln er und seine Spießgesellen die Wirtschaft, also ihre Wirtschaft, an. Und vielleicht fällt ja für die Stadt und ein paar Hotelketten auch noch etwas ab.
Und natürlich gibt’s wieder Menschen, die meckern. Verpeilte Baumschützer. Die fordern die ohnehin gestressten Düsseldorfer auf, dagegen zu protestieren. Als hätten die nix Besseres zu tun.
Schließlich halten sich die großen Heimatvereine wie z.B. die Düsseldorfer Jonges ja auch vornehm zurück. Und die müssen es ja wissen, sie haben sich ja mit Leib und Seele dem Wohl der Stadt und ihrer Bürger verschrieben.
Und doch: Ganze 2246 Querulanten gibt es, sie haben eine Petition gegen das Baumfällen unterschrieben (siehe unten). 2246 von gut 613.000 Einwohnern. Das ist nix, ein kleiner, radikaler Fliegenschiß. Die große Mehrheit ist vernünftig. Denn hier geht’s nicht um Grünkram, hier geht’s um Ökonomie! Und die ist schließlich wichtiger.
Ein Zeugnis wahrhaftigen Weitblicks.
Lokalbüro, Fachblatt für wahrhaftigen Weitblick, meint: Recht so, Geld ist sicher wichtiger, als buntes, wuseliges und unordentliches Leben. Denn was wiegt letztendlich schwerer? Das Leben, das nur unnütz krabbelt, fliegt und piepst. Oder das Leben, das Häuser und Panzer bauen, Geld drucken kann.
Eben. Und den Kindern kann man ja Bäume, Bienen – na und zur Not auch das nervige Vogelgezwitscher genau so gut zu Hause zeigen. Im Internet. Oder abgespeichert, auf Festplatte.
Zur Petition: https://www.change.org/p/oberbürgermeister-thomas-geisel-rettet-die-bäume-am-messeparkplatz-in-düsseldorf