Bern­hard Paul bei sei­nem Gast­spiel 2018 in Düs­sel­dorf Foto: LOKALBÜRO

 

Cir­cus Ron­calli-Grün­der Pro­fes­sor Bern­hard Paul hat am Mitt­woch erfahren,dass sowohl die Pre­miere als auch das Gast­spiel des Zir­kus vom Kreis Reck­ling­hau­sen unter­sagt wur­den. Er  hat sich dar­auf hin in einem offe­nen Brief an den Minis­ter­prä­si­den­ten Armin Laschet gewandt

Sehr geehr­ter Herr Ministerpräsident!
Mit­ten in der Gene­ral­probe zur mor­gi­gen Pre­miere und zum nach­fol­gen­den Reck­ling­hau­sen-Gast­spiel erfuhr das Cir­cus-Thea­ter Ron­calli, dass soeben vom Kreis Reck­ling­hau­sen beschlos­sen wurde, sowohl die Pre­miere als auch das Gast­spiel zu unter­sa­gen. (In Bay­ern darf jedoch der Cir­cus Krone spie­len und auch in Mün­chen spielt der feste Circus-Bau.)

Das Cir­cus-Thea­ter Ron­calli hat zwei Jahre das neue Pro­gramm vor­be­rei­tet: „All for ART for All“. Ein Jahr wur­den Kos­tüme und Requi­si­ten her­ge­stellt, Musi­ken kom­po­niert, Pla­kate ent­wor­fen und gedruckt, der ganze Cir­cus restau­riert und neu gestri­chen. Seit einem Jahr sind die Kar­ten im Vor­ver­kauf und die gesamte Tour­nee peni­bel vor­be­rei­tet. Dann das Spielverbot.

Ron­calli beschäf­tigt 150 Künst­ler, Musi­ker und Tech­ni­ker aus der gan­zen Welt. Das Cir­cus-Thea­ter Ron­calli ist im 44. Jahr sei­ner Geschichte mit erfolg­reichs­ten Pro­gram­men und inter­na­tio­na­len Aus­zeich­nun­gen. Die Kos­ten für die Anreise sowie PR- und Mar­ke­ting­maß­nah­men, den Son­der­zug sowie der büro­kra­ti­sche Auf­wand haben bis jetzt alleine 500.000 Euro verschlungen.

Im Anschluss an Reck­ling­hau­sen war Köln geplant und vor­be­rei­tet. Ob das Gast­spiel ver­spä­tet beginnt, steht noch nicht fest. Irgend­wie bezeich­nend ist es, dass alle Welt nur über Fuß­ball redet, aber dass momen­tan der deut­schen Kul­tur­szene ein enor­mer Scha­den ent­steht, daran denkt nie­mand. Aus­stel­lun­gen, Thea­ter, Kon­zert­säle, Gemälde-Gale­rien und Museen muss­ten über Nacht geschlos­sen wer­den. Die staat­li­che Kul­tur­szene, wie Thea­ter und Opern­häu­ser sind natür­lich sub­ven­tio­niert, aber es gibt eine enorme pri­vate nicht-sub­ven­tio­nierte Kul­tur­szene, die sich von die­sem „Kul­tur­schock“ jah­re­lang nicht erho­len wird. Das wird von der Poli­tik nicht bedacht.

Momen­tan wird nur über Hil­fen für die Wirt­schaft gespro­chen, die Kul­tur ist ein­mal mehr das Stief­kind. Wir haben volls­tes Ver­ständ­nis für die Situa­tion und erwar­ten, dass man uns in die­ser kri­ti­schen Lage nicht alleine lässt. Wir haben 250 Arbeits­plätze zu erhal­ten. Ein Unter­neh­men die­ser Art zu ver­tei­di­gen ist, wie das Über­le­ben des sibi­ri­schen Tigers zu sichern. Ein­mal aus­ge­stor­ben ist er nicht mehr zum Leben zu erwecken.

Wir brin­gen Freude, Ent­span­nung und Kul­tur für die ganze Fami­lie in die Städte. Rei­sen seit 43 Jah­ren durch Deutsch­land und haben noch nie einen Euro Sub­ven­tion, Unter­stüt­zung oder Steu­er­erleich­te­rung erhal­ten. Wir zah­len seit zig Jah­ren pünkt­lich unsere Steu­ern in Deutsch­land und waren immer kor­rekt. Haben den tier­freien Zir­kus erfun­den, haben als ers­ter Zir­kus schon vor drei Jah­ren auf plas­tik­frei umgestellt.

Es wäre eine Schande, wenn wir jetzt unver­schul­det vor die Hunde gehen.
Bern­hard Paul

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