Super­in­ten­dent Hein­rich Fucks, Bas­tian Fleer­mann, Lei­ter der Mahn- und Gedenk­stätte Düs­sel­dorf und Dr. Oded Horo­witz­Vor­sit­zen­der der jüdi­schen Gemeinde Foto: LOKALBÜRO

 

40 Jahre nach der Urteilsverkündung

Mit gleich zwei klei­nen Son­der­aus­stel­lun­gen erin­nert die Mahn- und Gedenk­stätte an den Düs­sel­dor­fer Maj­da­nek-Pro­zess (1975–1981), des­sen Urteils­ver­kün­dung am Land­ge­richt an der Müh­len­straße sich am heu­ti­gen Mitt­woch, 30. Juni, zum 40. Male jährt. Das Ver­fah­ren gegen ehe­ma­lige Ange­hö­rige der SS-Wach­mann­schaf­ten war der längste und auf­wän­digste Pro­zess in der Jus­tiz­ge­schichte der Bun­des­re­pu­blik. Seine frü­hen Frei­sprü­che (1979) und die mil­den Urteile sorg­ten nicht nur für inter­na­tio­na­les Medi­en­in­ter­esse und Ent­set­zen bei Opfer­ver­bän­den, son­dern auch für Pro­teste im Schwur­ge­richts­saal, vor dem Gerichts­ge­bäude und in der gan­zen Altstadt.

Im Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger Lub­lin-Maj­da­nek waren zwi­schen Herbst 1941 und der Befrei­ung im Som­mer 1944 rund 80.000 Men­schen durch Miss­hand­lun­gen, Skla­ven­ar­beit, Hun­ger und Seu­chen, aber auch durch Mas­sen­er­schie­ßun­gen und Ver­ga­sun­gen ermor­det wor­den – die meis­ten davon waren pol­ni­sche Juden. “Für die Ent­ste­hungs­ge­schichte unse­res Hau­ses ist der Pro­zess wich­tig: Das Thema Natio­nal­so­zia­lis­mus wurde damals in der Stadt so prä­sent, dass der Wunsch nach einer eige­nen Gedenk­stätte als Lern­ort und For­schungs­in­sti­tut ent­stand. Unser Haus wäre 1987 wohl nicht ohne das Maj­da­nek-Ver­fah­ren eröff­net wor­den”, so Gedenk­stät­ten-Lei­ter Dr. Bas­tian Fleer­mann, “Die bei­den Kabi­nett­aus­stel­lun­gen sol­len daran erinnern.”

Der Maj­da­nek-Pro­zess (1. Juli bis 20. August)
Im Ober­ge­schoss des Andreas Quar­tiers an der Müh­len­straße 34, dem ehe­ma­li­gen Sitz des Land- und Amts­ge­richts, zei­gen vier Leucht­kör­per mit ins­ge­samt acht Ein­hei­ten die Geschichte des Lagers Maj­da­nek, den lan­gen Weg zum Düs­sel­dor­fer Ver­fah­ren, den Pro­zess selbst und des­sen Nach­wir­kun­gen. Die Aus­stel­lung ent­stand in einer Zusam­men­ar­beit mit dem Andreas Quar­tier. Sie kann dort tags­über besucht wer­den. Der Zutritt ist frei. Eine Anmel­dung ist nicht erfor­der­lich, wäh­rend des Besuchs muss eine medi­zi­ni­sche Maske getra­gen werden.

Minka Hau­schild — Pro­zess-Por­traits (1. Juli bis 10. September)
Im his­to­ri­schen Luft­schutz­kel­ler der Mahn- und Gedenk­stätte, Müh­len­straße 29, sind vom 1. Juli bis zum 10. Sep­tem­ber Nach­dru­cke und digi­tale Kopien der Maj­da­nek-Por­traits der Künst­le­rin Minka Hau­schild zu sehen. Auf der Grund­lage des Doku­men­tar­films “Der Pro­zess” von Eber­hard Fech­ner (D, 1984) malte die Düs­sel­dor­fer Künst­le­rin Minka Hau­schild 43 Por­traits der Pro­zess­be­tei­lig­ten. Die Bil­der (Öl auf Lein­wand) ent­stan­den in den Jah­ren 1995 und 1996. Von 2013 bis 2018 waren sie Teil der Dau­er­aus­stel­lung des Jüdi­schen Muse­ums Ber­lin (JMB). Sie gehö­ren heute zur Samm­lung des JMB. Die 1962 gebo­rene Meis­ter­schü­le­rin von Prof. Jan Dib­bets (Kunst­aka­de­mie Düs­sel­dorf) lebt heute in Düs­sel­dorf. Der Besuch der Mahn- und Gedenk­stätte ist ohne vor­he­rige Ter­min­bu­chung mög­lich. Im gesam­ten Haus besteht die Pflicht, eine medi­zi­ni­sche Maske zu tra­gen. Zudem sind die Abstands- und Hygie­ne­re­geln nach der aktu­el­len Coro­naschutz­ver­od­nung NRW zu beach­ten. Öff­nungs­zei­ten: diens­tags bis frei­tags und sonn­tags 11 bis 17 Uhr, sams­tags 13 bis 17 Uhr. Der Ein­tritt ist frei.

Die Aus­stel­lun­gen sind Bestand­teil einer Ver­an­stal­tungs­reihe, die anläss­lich des Jah­res­tags und in Koope­ra­tion zwi­schen der Jüdi­schen Gemeinde Düs­sel­dorf, der Evan­ge­li­schen und Katho­li­schen Kir­che und der Mahn- und Gedenk­stätte in Düs­sel­dorf statt­fin­den: Vom 30. Juni bis zum 17. Juli 2021 geben die Pro­duk­tion “IM PROCESS” des Thea­ter­kol­lek­tivs “Pièrre.Vers” (Urauf­füh­rung 30. Juni, 18 Uhr, Ber­ger­kir­che), die Aus­stel­lun­gen der Mahn- und Gedenk­stätte Düs­sel­dorf und Zeit­zeu­gen­ge­sprä­che tie­fen Ein­blick in die Ver­hand­lun­gen vor dem Düs­sel­dor­fer Landgericht.