Poffertjes neben Armani-Klamotten, Backfisch vor Apple-High-Tech. Und zu allem Überdruss verstellt ‘ne bunte Bratwurst-Bude den neugierigen Touristenblick auf den blumengeschmückten Corneliuspatz.
Die über 30 bunten Rummelbuden in der Düsseldorfer City sind in die Kritik geraten. Viele Lokalbüro-Leser maulen, dass sie den Blick auf Historisches und Sehenswertes am Kö-Bogen, dem Rathausplatz, dem Carschhaus, auch dem Schadowplatz, verstellen.
Und sie sind nicht allein. „Die Königsallee ist nicht Rummel sondern Luxus,“ wird Peter Wienen, Chef der Interessengemeinschaft Kö von der Rheinischen Post zitiert. „Wir hatten Verständnis während der Hochzeit der Pandemie. Solange die Gastronomie geschlossen war, bedeuteten die Buden ja auch ein Minimalangebot.“
Auch Jonges-Baas Wolfgang Rolshoven kritisiert: „Bunte Weihnachtsbuden im Hochsommer am Kö-Bogen begeistern auch mich nicht.“ Aber als verantwortungsbewußter Bürger sieht er auch die Probleme. „Viele Schaustellerfamilien leben inzwischen am Existenz-Minimum. Und die Saison ist schon fast wieder gelaufen. Die Rheinkirmes ist abgesagt, die meisten Schützenfeste auch. Sie brauchen Hilfe.“
Um die Schausteller zu unterstützen, sind deshalb Ausweichflächen geplant für die — wie in der City — auch keine Pacht gezahlt werden muss. Zum Beispiel an den Freizeitanlagen in Heerdt und Ulenbergstraße, am Wasserspielplatz Emmastraße, Schiller- und Hermannsplatz, Brehmplatz, am Stadtwerkepark.
Lokalbüro meint: Als Gegenleistung für kostenlose und zeitlich fast unbefristete Standplätze könnten die Schausteller vielleicht ihre Buden der Umgebung etwas anpassen. Vorbild: Der weiße Weihnachtsmarkt auf dem Schadowplatz. Und Öffnungszeiten garantieren. Damit hungrige Besucher nicht mit knurrendem Magen nach Hause gehen müssen. Weil sie sich auf das Würstchen, den Bratfisch in der Stadt verlassen, aber nicht bekommen haben.
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Offenbar gehört es zum Trend unserer Zeit, dass man den Bürger unbedingt an jeder Ecke bespaßen muss. Egal, ob “Container-Idyllen” am Rheinufer oder billige Kirmesbuden-Romantik an der Kö. Diese Art der “optischen Vermüllung” entwertet die Aura der vorhandenen Architektur von Stadtgraben und Rheinuferpromenade. Man traut nicht mehr dem vorhandenen Flair einer gewachsenen Stadt — nein, sie muss offenbar noch “attraktiver” werden: Also dekoriert man respektlos mit Fressbuden städtebauliche Ensembles, die ja gerade mit Millionenaufwand fertiggestellt worden sind. Man schafft nicht nur optische Störelemente, auch mit deren Geruchsemissionen wird der Kö ein entsprechend “elegantes” Parfum verpasst. Dass diese “Vermüllüng” auch noch städtischerseits geduldet, gar gefördert wird, ist eigentlich ein Armutszeugnis: Da fehlt jedes Selbstbewußtsein, welches davon kündet, dass Düsseldorf eine elegante Mode- und Kunststadt, ja sogar Klein-Paris sei! Touristen kommen doch nicht wegen der Pommesbuden oder Container in die Stadt, die können sie schließlich auf jeder Dorfkirmes goutieren?!