Die Rheinische Post hat in der Montagsausgabe ein Interwiev mit dem Oberbürgermeister Keller veröffentlich. In dem Interwiev ging es unteranderem auch um Fragen zu den Düsseldorfer Jonges.
Hier Auszüge aus dem Beitrag der Rheinischen Post:
„Die Jonges diskriminieren Frauen“
Die Düsseldorfer Jonges befürchten beim Thema Altstadt, die Stadt könnte sich wegducken. Wie sehen Sie heute die Kritik?
Keller
Das ist wirklich an den Haaren herbeigezogen. Das Thema war und ist für uns in der Stadtverwaltung wirklich sehr wichtig, und wir arbeiten mit vereinten Kräften daran. Sicherheit und Sauberkeit in der Stadt und vor allem die Sicherheit in der Altstadt stehen ganz oben auf unserer Prioritätenliste – und sind für mich eine Herzensangelegenheit. Hier duckt sich von städtischer Seite niemand weg.
Es gibt das Angebot, dass Sie wie andere Oberbürgermeister vor Ihnen auch in den erweiterten Vorstand der Jonges eintreten. Nehmen Sie das Angebot an?
Keller
Ich habe dem Baas der Jonges geschrieben, dass ich das nicht tun werde. Ich habe dafür drei Gründe: Als Oberbürgermeister vertrete ich unabhängig städtische Interessen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass diese nicht immer deckungsgleich mit den Interessen der Jonges sind. Da sind Konflikte programmiert und ich werde und möchte mir meine Unabhängigkeit bewahren. Der zweite Grund ist: Der Baas hat gesagt, er wolle sich gerne mit dem Oberbürgermeister im Vorstand schmücken. Wenn ich in einen Vorstand eintrete, dann um tatkräftig mitzuarbeiten, nicht um ihn zu dekorieren.
Aber Sie sind bereits Mitglied der Jonges, nicht wahr?
Keller
Ja, das bin ich schon in meiner Zeit als Düsseldorfer Dezernent vor rund zehn Jahren geworden.
Und der dritte Grund?
Keller
Die Jonges sind ein reiner Männerverein. Frauen wird die Mitgliedschaft verwehrt, sporadische Einladungen von Referentinnen ersetzen nicht eine Mitgliedschaft. Gerade Düsseldorf, das sich landauf und ‑ab seiner Weltoffenheit rühmt, seiner Modernität, Toleranz und Vielfalt, lebt diese Offenheit, und ich möchte mich jeden Tag für sie einsetzen. Als Oberbürgermeister fühle ich mich diesen Werten verpflichtet und setze ich mich – aus ehrlicher Überzeugung – jeden Tag für Gleichberechtigung ein. Deshalb werde ich keine führende Funktion in einem Verein übernehmen, der nach wie vor die Hälfte der Düsseldorfer Bevölkerung ausschließt und damit diskriminiert.
Es gibt ja auch Frauenvereine.
Keller
Jeder Verein kann entscheiden, wie er sich positioniert. Wenn er jedoch gesellschaftspolitisch mitreden will, muss er diskriminierungsfrei zugänglich sein. Für mich — als Oberbürgermeister, aber auch privat – sind Unabhängigkeit, Mitbestimmung, Vielfalt die Leitlinien für mein Handeln, und wenn dies in Zukunft deckungsgleich mit der Ausrichtung der Jonges sein sollte, werde ich nach meiner Amtszeit gerne bereit sein, in den erweiterten Vorstand einzutreten.
Was wünschen Sie sich denn als Vereinsmitglied, was könnten die Jonges tun?
Keller
Ich würde es als Jonges-Mitglied sehr befürworten, wenn die Mitgliedschaft auch Frauen offenstünde. Was spricht denn gegen gemischte Tischgemeinschaften? Auch in den traditionsreichen Rotaryclubs gibt es diese Veränderungen, und das ist richtig und wichtig. Tradition und Innovation schließen sich ja nicht aus – und Vielfalt ist immer ein Gewinn.
Hierzu nimmt der Baas der Düsseldorfer Jonges wie folgt Stellung:
Dass wir Jonges – also unsere 3300 Mitglieder (!) – Frauen diskriminieren, weisen wir mit Nachdruck zurück. Das wird Herr Oberbürgermeister Dr. Keller auch nicht ernsthaft behaupten können, zumal er in seiner inzwischen mehr als 10 Jahre währenden Zeit als Vereinsmitglied bisher nichts dergleichen behauptet hat. Wir Jonges setzen uns in vielfältiger Weise für Frauen ein, gerade auch in enger Zusammenarbeit mit der Landeshauptstadt Düsseldorf und anderen Frauenorganisationen.
Im Übrigen begrüßen wir den Vorstoß des Oberbürgermeisters zur Mitgliedschaft von Frauen. Die Debatte wird in unserem Verein schon länger geführt. Und auch wir als Vorstand bieten dafür gerne Raum. Wir gehen davon aus, dass Herr Dr. Keller als Vereinsmitglied auf der nächsten Mitgliederversammlung einen entsprechenden Antrag stellen und den Mitgliedern zur Abstimmung persönlich vorstellen wird. Die nächste Mitgliederversammlung findet vermutlich bereits am 26. April 2022 statt, wenn wir hoffentlich wieder den Henkel-Saal nutzen können, was uns die Corona-Pandemie derzeit leider verwehrt.
Ferner freuen wir uns, dass unsere konstruktive Initiative zur Altstadtsicherheit mit dem Brief des Oberbürgermeisters an die Landesregierung erste Früchte trägt. Auch hierbei unterstützen wir selbstverständlich weiterhin gerne und stehen für einen konstruktiven Austausch immer gerne zur Verfügung.