Und d’r Zoch kütt doch! Seit gestern rumpelt eine knatschbunte Straßenbahn durch die Stadt: Tillys Tram — das Trostpflaster für alle Jecken und Schützen, denen dieser Tage so viel durch die Lappen geht und ging.
Wie der Rosenmontagszug. Erst verschoben, dann abgesagt — gleich zwei Mal wackelte d’r Zoch, ehe er jetzt ganz begraben wurde. Doch so ganz ohne Lebenszeichen wollen Schützen und Pappnasen nicht durch 2022 marschieren: Sie setzten die Brauchtums-Bahn auf’s Gleis. Fröhlich-bunt, viele lachende Gesichter, 30 Meter lang. OB Stephan Keller war bei der Einweihung dabei: „Der einzig gescheite Zug in diesen Zeiten ist, das wenigstens dieser Zug durch Düsseldorf fährt.“
Entstanden ist die Idee in einer Bierlaune. Wieviel Biere — das ist geheim. Nur soviel: Rheinbahn-Chef Klaus Klar hat seinerzeit den Vogel abgeschossen. Nein, nicht in Sachen Biere, er wurde Gästekönig bei den Schützen. Der Rest war Formsache, der Auftrag zur Bahn ging natürlich an den Wagenbau-Pabst.
Jacques Tilly: „Ein toller Auftrag für den einzigen Zug, der 2022 durch Düsseldorf fährt: knallig, bunt, lustig, er schenkt den Menschen hoffentlich ein wenig Freude.“ Ein leichter Job war’s nicht. Wie oft flogen in den vergangenen Jahren zwischen Schützen und Pappnassen die Fetzen. Und nun sollen beide, Sommer und Winterbrauchtum sich auf der Bahn wiederfinden — in Einheit versöhnt?
Doch Tilly wäre nicht Tilly wenn er nicht sogar diese Kuh vom Eis manövriert hätte. Herausgekommen ist eine Bahn, die vor Ausgewogenheit nur so trieft. Prinzenpaar und Schützenkönigspaar, Rosenmontagszug und Schützenfeste — alle großen Feste und Repräsentanten findet der Betrachter auf 30 Meter Rheinbahn wieder. Und alle sind zufrieden. Schützen-Chef Lothar Inden: Eine wunderbare Idee, ein wunderbarer Zug.“ Und CC-Boss Hans-Jürgen Tüllmann meint: „Ich wünsche der Bahn alles Gute und sehe sie als Zeichen, dass Sommer und Winterbrauchtum nicht so weit auseinander liegen.“
Doch alle, Rheinbahn, Schützen und Karnevalisten schweigen, wenn’s um den Lohn für Mühen und Arbeit geht. Nur Künstler Tilly flachst: „Über siebenstellige Summen redet man nicht…“
Lokalbüro glaubt, dass es nicht ganz so viel gewesen sein kann. Denn: In nur zwei bis drei Wochen geht die nächste Bahn an den Start. Und wer weiß, was dann noch so kommt…