Aktivitäten mit Nicole Heesters, historischen Wegbegleitern der 1910er- und 1920er-Jahre und Augmented Reallity
Das Theatermuseum veranstaltet zum 75-jährigen Jubiläum des Dumont-Lindemann-Archivs am Mittwoch, 1. Juni, 19 Uhr, auf der Open-Air-Bühne des Düsseldorfer Schauspielhauses bei freiem Eintritt einen Festakt. Dieser läutet das große Jubiläumsjahr 2022 ein, denn es gibt viele Gründe zum Feiern.
Vor 75 Jahren, am 30. Mai 1947, hat der Regisseur und Theaterleiter Gustav Lindemann das Dumont-Lindemann-Archiv an die Landeshauptstadt übergeben und damit den Grundstein des heutigen Theatermuseums gelegt. Das in seiner Art weltweit einzigartige Dumont-Lindemann-Archiv dokumentiert das von Lindemann und der großen Schauspielerin Louise Dumont 1904 gegründete und 1933 geschlossene Reformtheater “Schauspielhaus Düsseldorf”. Zudem jährt sich in diesem Jahr der 150. Geburtstag des 1952 zum Ehrenbürger erklärten Lindemann. Darüber hinaus stünde bei Louise Dumont die Feier zum 160. Geburtstag an.
Bürgermeister Josef Hinkel und Ralph Zinnikus, kommissarischer Referatsleiter Theater & Tanz im Ministerium für Kultur und Wissenschaft, werden das Archiv mit ihren Grußworten ehren. Der Leiter des Theatermuseums, Dr. Sascha Förster, und Jubiläumskoordinator Philipp Hanke werden die Besonderheiten dieses Archivs vorstellen und das Publikum mit auf eine Zeitreise in das frühe 20. Jahrhundert nehmen. Als Highlight des Festakts werden Rollen und Texte Louise Dumonts auf dem Gustaf-Gründgens-Platz von Ensemble-Mitgliedern des Düsseldorfer Schauspielhauses vorgetragen. Außerdem wird die Louise-Dumont-Topas-Trägerin Nicole Heesters, die 2021 mit dem FAUST für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurde, den Festakt bereichern und im Gespräch mit Dr. Sascha Förster das künstlerische und soziale Erbe Louise Dumonts thematisieren.
Neue Ausstellung im Theatermuseum
Im Rahmen des Festakts wird auch die neue Ausstellung des Theatermuseums “1904 bis 1947: Wandel zwischen Aufbruch & Archiv” eröffnet, die ab 3. Juni für die Öffentlichkeit zu sehen ist und von Dr. Sascha Förster und Philipp Hanke zusammen mit dem Team des Theatermuseums kuratiert wurde. Mit dieser Ausstellung wendet sich das Museum wieder verstärkt dem Dumont-Lindemann-Archiv als seinem Kernbestand zu und wird die materiellen und kulturhistorischen Besonderheiten des Bestandes betonen.
Neben einer beeindruckenden Materialvielfalt, für die 42 repräsentative Objekte zwischen Bühnenbildentwurf und Krankenattest in einem überdimensionalen Setzkasten angeordnet sind, stellt die Ausstellung neun Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter dieses modernen Reformprojekts vor. Die Comic-Künstlerin Büke Schwarz hat exklusiv für die Ausstellung Illustrationen dieser Künstlerinnen und Künstler angefertigt. In der Ausstellung werden die Besucherinnen und Besucher eingeladen, sich in den Kosmos “Schauspielhaus Düsseldorf” zurückzuversetzen und die Geschichten, von denen die Objekte berichten, kennenzulernen.
Die Strahlkraft des Schauspielhauses Düsseldorf ging weit über das Rheinland hinaus und ist deshalb ein bedeutsames Beispiel für die Kulturgeschichte zum Aufbruch in die Moderne, wie sie aktuell unter dem Schlagwort der “Goldenen Zwanziger” gefeiert wird. Daher nimmt die zur Ausstellung erscheinende Publikation eine titelgebende “Inventur eines Theaterarchivs” vor.
Augmented Reality holt das Archiv auf die heimische Couch
Im Herbst wird das Theatermuseum in Kooperation mit der Smartphone-App “Artvisity” eine Auswahl der Objekte des Dumont-Lindemann-Archivs digital verfügbar machen. Mit Hilfe von Augmented Reality können Nutzerinnen und Nutzer die Objekte, die sonst im Archiv verschlossen liegen oder im Museum nicht berührbar sind, in der eigenen Küche oder beim Wochenendausflug am Rheinufer platzieren. Die digitalen Kopien der Objekte werden um Vermittlungsangebote ergänzt, die Menschen jeden Alters und ohne jedes theaterhistorisches Wissen die Objekte näherbringen.
Die Ausstellung “1904 bis 1947: Wandel zwischen Aufbruch & Archiv” kann von dienstags bis donnerstags, 11 bis 17 Uhr, und freitags bis sonntags von 11 bis 19 Uhr besucht werden. Für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre sowie Geflüchtete ist der Eintritt frei. Der reguläre Eintrittspreis beträgt 4 Euro, ermäßigt 2 Euro. Sonntags ist der Eintritt für alle Besucherinnen und Besucher frei. Reservierungen und weitere Informationen sind telefonisch unter 0211–8996130 oder per E‑Mail an kasse_theatermuseum@duesseldorf.de möglich.
Weiteres Rahmenprogramm im Juni 2022:
Donnerstag, 9. Juni, 19 Uhr Künstlerinnen, Schauspielerinnen, Schriftstellerinnen in Düsseldorf 1919 Vortrag Jasmin Grande (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf)
Nach dem Ersten Weltkrieg hatten sich die Kräfteverhältnisse auf dem Feld der Kultur in Deutschland deutlich verschoben: Nicht nur waren die künstlerischen Akteurinnen und Akteure nunmehr in vielen Fällen andere, auch das Publikum und die Institutionen unterlagen einem Wandel. Die Frage nach dem Verhältnis von Republik und Kunst war zudem zunächst offen. Bestrebungen zu einem kulturellen und kunstpolitischen Neubeginn kamen unter anderem von den Akademien, den Kunstvereinen sowie von einer Zahl unabhängiger Künstlerinnen und Künstlern. Eine Vielzahl weiterer Akteure – Kunstfreundinnen und ‑freunde, Kunsthändlerinnen und ‑händler, Museumsmitarbeitende – beteiligte sich daran. Einen gewandelten Stellenwert erlangten damals Frauen für das kulturelle Geschehen: Paragraf 109 der Weimarer Verfassung legte gleiche Grundrechte für Männer und Frauen fest. Vor dem Krieg hatten Frauen sich künstlerische Praxis und Kenntnisse bereits in privaten Schulen und Malkursen angeeignet. Nun standen ihnen auch die die staatlichen Kunstakademien offen: Sie waren bereit! Der Vortrag widmet sich der Düsseldorfer Kunst- und Kulturszene nach dem Ersten Weltkrieg und zeigt, wie Künstlerinnen, Dramaturginnen und Schriftstellerinnen sich positionierten. Eintritt: 5 Euro (freier Eintritt für Schülerinnen und Schüler, Studierende, FSJ/BFD)
Sonntag, 19. Juni, 15 bis 17 Uhr Open Space: Gestalte Dir einen Theaterfächer
Angebot für Familien mit Kindern ab 6 Jahren In Dumont-Lindemann-Archiv befinden sich auch einige ungewöhnliche Objekte aus dem Besitzt von Louise Dumont, unter anderem ein Fächer aus Holz, auf dem zwei Schwalben abgebildet sind, sowie die Unterschriften von über 200 berühmten Schauspielerinnen und Schauspieler. Als man in den Theatern noch keine Klimaanlagen hatte und die Atmosphäre im Zuschauerraum manchmal sehr stickig war, benutzten viele Besucherinnen und Besucher oft kunstvoll gestaltete Fächer, um sich ein wenig Luft zuzuwedeln. Außerdem war der Fächer bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts ein unverzichtbares modisches Accessoire, insbesondere der Damen, die sogar eine eigene Fächersprache entwickelten, um mit kleinen Gesten geheimnisvolle Botschaften auszutauschen. Einige dieser Theaterfans aber benutzen ihren Fächer nicht nur dazu, sondern ließen ihre Lieblingsschauspielerinnen und ‑schauspieler darauf auch unterschreiben, um sich später an einen besonderen Theaterabend zu erinnern. Ganz so wie es heute manche Fans von Popstars auf T‑Shirts oder anderen Kleidungstücke tun. Das Open-Space-Angebot bietet allen Teilnehmenden kostenlos die Möglichkeit, diese alte Tradition wiederaufleben zulassen und sich selber einen solchen Fächer zu gestalten.