100 Seiten starke Broschüre fasst Maßnahmen und Pläne zur Wiederherstellung der durch “Ela” 2014 schwer geschädigten, denkmalgeschützten Parkanlage zusammen
Das Parkpflegewerk für den Rheinpark Golzheim ist erschienen. Die rund 100 Seiten starke Broschüre fasst Maßnahmen und Pläne zur Wiederherstellung der durch den Orkan “Ela” 2014 schwer geschädigten denkmalgeschützten Parkanlage zusammen. Für das Parkpflegewerk hat das Gartenamt die historische Entwicklung des Rheinparks analysiert sowie seinen Bestand erfasst und denkmalpflegerisch bewertet. Die Konzeption legt ein gartendenkmalpflegerisches Leitbild fest und leitet daraus Ziele und Maßnahmen für die zukünftige Entwicklung des Rheinparks ab. Gründezernentin Helga Stulgies, Gartenamtsleiterin Doris Törkel und Tobias Lauterbach, zuständig für Gartendenkmalpflege im Gartenamt, haben das Konzept am Dienstag, 17. Mai, präsentiert.
“Der Rheinpark Golzheim ist ein Juwel unter den Düsseldorfer Grünanlagen. Er bietet der Bevölkerung nördlich der Innenstadt Raum für Erholung und Sport im Grünen, beherbergt Veranstaltungen und leistet einen großen Beitrag für das Klima in der Stadt. Der Orkan ‘Ela’ hat etwa die Hälfte des Baumbestands zerstört. Mit dem Parkpflegewerk setzt die Stadt den Grundstein dafür, die Parkanlage denkmalgerecht wiederaufzubauen und gleichzeitig zukunftsfähig zu machen”, sagt Gründezernentin Helga Stulgies.
“Ein Parkpflegewerk zu erstellen, heißt, im Detail zu arbeiten. Es geht darum, historische Daten zu recherchieren, erhaltene Pläne aus verschiedenen Epochen übereinanderzulegen, sie mit Luftbildern, Skizzen, Ansichten und dem aktuellen Bestand abzugleichen. Aus der Vielzahl der Quellen wird dann ein Leitbild definiert, aus dem sich Schlüsse für die weitere Planung ergeben”, erläutert Tobias Lauterbach, Gartendenkmalpfleger im Gartenamt.
“Die Analysen haben gezeigt, dass das Erscheinungsbild des Rheinparks in der Zeitspanne ab den späten 1920er-Jahren die Anlage bis heute prägt. Die historische Substanz von Düsseldorfs erstem Gartendirektor Walter von Engelhardt ist die Basis für den Wiederaufbau und zugleich ein robustes Fundament für die zukünftige Nutzung. Zum 100-jährigen Jubiläum des Rheinparks soll ein Parkbild entstehen, das diesen grundlegenden Gestaltungsprinzipien wieder entspricht”, sagt Doris Törkel, Leiterin des Garten‑, Friedhofs- und Forstamts.
Geschichtliche Analyse mit Schlüssen für die Zukunft
Die Anfänge des heutigen Rheinparks liegen im Jahr 1902. Damals wurde die sogenannte Golzheimer Insel für die Internationale Kunst- und Gartenbauausstellung aufgeschüttet, die 1904 stattfand. Während der Ausstellung war das Areal mit Ausstellungsgebäuden überbaut. Nach deren Rückbau wurde die Fläche über einen Wettbewerb ab 1906 als Kaiser-Wilhelm-Park neugestaltet. Aus dieser Zeit stammt die Rosskastanienallee entlang der Cecilienallee. Das Regierungsgebäude und das Oberlandesgericht wurden als dominierende Gebäude am südlichen Rand des Parks zwischen 1907 und 1911 errichtet. Ab 1925 wurde der Kaiser-Wilhelm-Park vollständig mit Ausstellungshallen für die GESOLEI (Große Ausstellung für Gesundheit, soziale Fürsorge und Leibesübungen) überbaut. Nach der Ausstellung, die 1926 stattfand, und dem Rückbau der Hallen war bis auf die Kastanienallee vom vormaligen Kaiser-Wilhelm-Park nichts mehr vorhanden.
Zur Neugestaltung legte Düsseldorfs Gartendirektor Walter von Engelhardt einen Entwurf vor, der ab 1927/28 umgesetzt und bis 1929 fertiggestellt wurde. Bis heute liegen die wesentlichen Merkmale dieser Gestaltung dem Rheinpark zugrunde. Dazu gehören neben der Kastanienallee eine breite baumbestandene Promenade entlang der Hochwassermauer am Rhein sowie mehrere verbindende Querwege. Ein weiteres prägendes Gestaltungsmerkmal ist die weiträumige und offene Rasenfläche, die Durchblicke in Längs- und Querrichtung zulässt. Jeweils an den Endpunkten der Querwege erzeugen Baumgruppen die großzügigen Parkkulissen.
In den 1950er- und 1960er-Jahren gab es Neugestaltungen im Park, die jedoch die Grundstruktur und Gestaltungsprinzipien nicht nachhaltig verändert haben. So wurden die Schmuckgärten auf Höhe des Regierungsgebäudes und des Oberlandesgerichts aufgegeben. Durch den Bau der Theodor-Heuss-Brücke gingen Flächen am nördlichen Ende verloren.
2014 hat der Orkan “Ela” 50 Prozent des Baumbestands im Rheinpark zerstört. Zusätzlich konnte ein großer Anteil der noch vorhandenen Bäume nur durch starke Kronenrückschnitte erhalten werden.
Entwürfe des Gartendirektors von Engelhardt sowie Aspekte der Klimaanpassung sind Leitbild für die künftige Entwicklung
Die Denkmalanalyse und ‑bewertung im Parkpflegewerk zeigt, dass der Entwurf von Walter von Engelhardt das Erscheinungsbild des heutigen Rheinparks bis heute prägt. Der erste Düsseldorfer Gartendirektor hatte eine öffentliche Grünanlage geschaffen, die den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger entgegenkam. Wenige gestalterische Festlegungen gaben einen festen Rahmen, in dem sich die unterschiedlichen Nutzungen entfalten konnten. Die Bepflanzung stellte in ihrer Anordnung eine Verbindung zum Rhein her und gab dem Park mit ihrer Vielfalt ein abwechslungsreiches Erscheinungsbild.
Für den weiteren Umgang mit dem Gartendenkmal legt das Parkpflegewerk deshalb das Erscheinungsbild von 1927 bis 1952 als Leitbild und Zielzustand fest. Der Rheinpark Golzheim ist neben dem Status als Gartendenkmal aufgrund seiner Bedeutung für das Stadtklima auch als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Faktoren der Klimaanpassung fließen somit ebenfalls in das Zielkonzept ein.
Maßnahmen für den Wiederaufbau
Das Parkpflegewerk enthält einen Maßnahmenkatalog, der die gestalterischen Ziele konkretisiert und Schritte zum Wiederaufbau sowie zur Weiterentwicklung benennt. An erster Stelle steht dabei die Erhaltung und Instandsetzung des historischen Wegesystems. Beim Promenadenweg bleibt die Trennung von Fahr- und Fußweg erhalten. Die Querwege sollen wieder alle geradlinig auf die Treppenabgänge zuführen. Ein weiteres Augenmerk liegt darauf, die Gestaltungsprinzipien von Engelhardts bei der Bepflanzung sichtbar zu machen. Im Vordergrund stehen Baumnachpflanzungen sowie die Erhöhung der Baumartenvielfalt. An den Anfangs- und Endpunkten der Querwege werden die prägenden Baumgruppen und Solitärbäume wieder ergänzt. Dabei werden die aus den historischen Pflanzplänen ablesbaren Baumarten reflektiert und vor dem Hintergrund der Klimaanpassung teils neu ausgewählt. Die historisch belegten Blickachsen sollen freigehalten werden. Wesentlich dabei ist die Sicht über die weiten Rasenflächen zwischen den Querwegen.
Der Rheinpark soll als grüne Verbindung der angrenzenden Wohnquartiere mit dem Rhein sowie zwischen der Innenstadt und dem Düsseldorfer Norden erhalten bleiben. Die Nutzbarkeit für Fußgänger und Radfahrer ist damit ein weiteres zentrales Ziel. Ebenso sollen die Rasenflächen weiterhin zum Verweilen und für Sport und Spiel genutzt werden. Ausgewiesene Bereiche des Parks können zudem für Großveranstaltungen genutzt werden.
Der Wiederaufbau erfolgt voraussichtlich in den Jahren 2024/25.
Parkpflegewerk als Broschüre und digital erhältlich
Interessierte erhalten das Parkpflegewerk zum Preis von 5 Euro im Gartenamt, Kaiserswerther Straße 390 (montags bis donnerstags von 8 bis 15 Uhr, freitags von 8 bis 13 Uhr). Darüber hinaus steht das Parkpflegewerk online unter www.duesseldorf.de/stadtgruen/park/rheinpark-golzheim zum Download zur Verfügung.