Kalle Heit­köt­ter (r.), Lei­ten­der Not­arzt des Gesund­heits­am­tes, und Not­arzt Dr. Sebas­tian Roth (l.) dank­ten Max Dei­bert (Mitte), der direkt Erste-Hilfe-Maß­nah­men bei Jolanda Durec­zek (2.v.r.) einleitete,©Privat

 

Gesund­heits­amt dankt Erst­hel­fer für sei­nen Ein­satz und die vor­bild­hafte Erste Hilfe/Das Wich­tigste ist, sofort zu han­deln und nicht zu zögern

Erst­hel­fende kön­nen zu Leben­ret­tern wer­den: Um eine schnelle und vor­bild­li­che Erste Hilfe zu wür­di­gen, dankte das Gesund­heits­amt der Lan­des­haupt­stadt Düs­sel­dorf am ver­gan­ge­nen Wochen­ende Max Dei­bert. Er star­tete direkt vor Ort eine Herz­druck­mas­sage und Mund-zu-Mund-Beatmung, als Jolanda Durec­zek beim Ein­kau­fen in Düs­sel­dorf bewusst­los zusam­men­brach. Anhand die­ses Falls macht das Gesund­heits­amt dar­auf auf­merk­sam, wie die Erste Hilfe ablau­fen sollte. Jähr­lich fährt der städ­ti­sche Ret­tungs­dienst zu rund 600 Ein­sät­zen, in denen Wie­der­be­le­bungs­maß­nah­men not­wen­dig sind.

Nach­dem Jolanda Durec­zek im April in einem Geschäft zusam­men­ge­bro­chen war, alar­mierte ihre Toch­ter sofort die Mit­ar­bei­ten­den. Diese hat­ten kurz zuvor noch einen Erste-Hilfe-Kurs besucht und dadurch die Abläufe und Hand­griffe ver­in­ner­licht. Ein Mit­ar­bei­ter, Max Dei­bert, eilte her­bei und star­tete direkt mit den Wie­der­be­le­bungs­maß­nah­men, indem er die Herz­druck­mas­sage und Mund-zu-Mund-Beatmung durch­führte. Par­al­lel wurde der Not­arzt alar­miert. Schon kurz nach des­sen Ein­tref­fen konnte der Kreis­lauf der Pati­en­tin wie­der­her­ge­stellt wer­den: Sie hatte wie­der einen Puls und atmete, was dem schnel­len Han­deln aller Betei­lig­ten zu ver­dan­ken war.

“Von der Alar­mie­rung durch die Toch­ter über den Ein­satz des Erst­hel­fers bis hin zur Fahrt der Pati­en­tin ins Kran­ken­haus han­delt es sich um ein vor­bild­haf­tes Bei­spiel dafür, wie Erste Hilfe rich­tig lau­fen muss”, betont Gesund­heits­de­zer­nent Chris­tian Zaum. “Denn bei der Ers­ten Hilfe zählt jede Sekunde: Jede und jeder kann hel­fen. Das Wich­tigste ist, über­haupt zu han­deln. Der Erst­hel­fer hat ohne zu zögern der Pati­en­tin in Not gehol­fen und damit ihr Leben gerettet.”

In Deutsch­land erlei­den jedes Jahr mehr als 60.000 Men­schen einen Herz-Kreis­lauf-Still­stand außer­halb eines Kran­ken­hau­ses. Nur zehn Pro­zent der Betrof­fe­nen über­le­ben solch einen Not­fall. Dabei ist Hilfe oft nicht weit ent­fernt: Fami­li­en­an­ge­hö­rige, Pas­san­ten oder Arbeits­kol­le­gin­nen und ‑kol­le­gen kön­nen sofort Wie­der­be­le­bungs­maß­nah­men ein­lei­ten. Rund 10.000 Men­schen­le­ben könn­ten jedes Jahr zusätz­lich geret­tet wer­den, wenn sich mehr Men­schen eine sofor­tige Herz­druck­mas­sage zutrauen würden.

“Eine direkt begon­nene Herz­druck­mas­sage – auch wenn sie von Laien und nicht von medi­zi­ni­schem Fach­per­so­nal durch­ge­führt wird – ver­dop­pelt bis ver­drei­facht die Über­le­bens­chan­cen der Betrof­fe­nen. Da jede Sekunde zählt, ist es wich­tig, dass Zeu­gen eines Herz-Kreis­lauf-Still­stan­des keine Scheu vor Wie­der­be­le­bungs­maß­nah­men haben. Lei­der trauen sich noch zu wenige, hel­fend ein­zu­grei­fen. Dabei ist Wie­der­be­le­bung ganz ein­fach und das Wis­sen schnell durch einen Erste-Hilfe-Kurs auf­ge­frischt”, erklärt Kalle Heit­köt­ter, Lei­ten­der Not­arzt des Gesund­heits­am­tes. Er war zusam­men mit Dr. Sebas­tian Roth als Not­arzt am Ein­satz­ort. Dr. Sebas­tian Roth ergänzt: “Jede Minute ohne Sau­er­stoff birgt ein höhe­res Risiko für dau­er­hafte Gehirn­schä­di­gun­gen. Schon drei Minu­ten ohne Sau­er­stoff kön­nen zu blei­ben­den Schä­den im Gehirn und – im schlimms­ten Fall – zum Tod füh­ren. Im Ernst­fall genü­gen wenige Schritte, um Leben zu ret­ten: Prü­fen, Rufen, Drü­cken und bes­ten­falls Beatmen.”

Jolanda Durec­zek ist ihrem Erst­hel­fer von Her­zen dank­bar: “Ohne sein schnel­les und beson­ne­nes Han­deln hätte ich den Herz-Kreis­lauf-Still­stand ver­mut­lich nicht so gut über­stan­den. Er hat die Zeit bis zum Ein­tref­fen der Not­ärzte über­brückt und dadurch mei­nen Kreis­lauf ‚am Lau­fen‘ gehalten.”

Erst­hel­fer Max Dei­bert freut sich über den guten Aus­gang: “Es war im wahrs­ten Sinne ‚Glück im Unglück‘, dass wir noch kurz zuvor einen Erste-Hilfe-Kurs besucht hat­ten. Dadurch hatte ich direkt alle Schritte und Hand­griffe parat. Ich bin froh, dass wir Jolanda Durec­zek hel­fen konnten.”

Erste Hilfe: Jede und jeder kann Leben retten!
Bricht jemand zusam­men, ist bewusst­los und atmet nicht oder nicht nor­mal (soge­nannte Schnapp­at­mung)? Dann liegt bei der Per­son wahr­schein­lich ein aku­ter Herz-Kreis­lauf-Still­stand vor. Jetzt heißt es: Ruhe bewah­ren, sofort mit einer Herz­druck­mas­sage samt Mund-zu-Mund-Beatmung als Wie­der­be­le­bungs­maß­nah­men star­ten und den Not­ruf wählen.

Damit jede und jeder für eine sol­che Not­fall­si­tua­tion gewapp­net ist, sind im Fol­gen­den die wich­tigs­ten fünf Schritte einer Ers­ten Hilfe zusammengefasst:

  • 1. Prü­fen: Ist die Per­son noch ansprech­bar? Atmet sie noch? Ist sie bewusst­los und atmet nicht oder nicht nor­mal, folgt Schritt 2.
  • 2. Rufen: Den Not­ruf unter der Ruf­num­mer 112 anrufen.
  • 3. Drücken/Herzdruckmassage durch­füh­ren: Dazu wird kräf­tig (rund 5 bis 6 Zen­ti­me­ter tief) auf die Mitte des Brust­korbs gedrückt in einem Tempo von zwei Stö­ßen pro Sekunde. Um den rich­ti­gen Rhyth­mus zu fin­den, kann der Refrain des Bee-Gee-Songs “Stay­ing Alive” eine gute Ori­en­tie­rung sein. Mit die­sem Beat bleibt man genau im Takt. Allein das Drü­cken hilft schon; doch die zusätz­li­che Mund-zu-Mund-Beatmung (s. Schritt 4) hilft noch besser.
  • 4. Beatmen/­Mund-zu-Mund-Beatmung: Wenn es sich Laien zutrauen, ist nach dem 30-mali­gen Drü­cken die Nase mit Fin­gern zu ver­schlie­ßen und dann zwei­mal Luft in den Mund zu pus­ten bis sich der Brust­korb hebt.
  • 5. Herz­druck­mas­sage und Beatmung fort­set­zen: Den Pro­zess – ent­we­der nur Drü­cken oder noch bes­ser im Wech­sel 30 Mal Drü­cken und zwei­mal Beatmen – fort­set­zen, bis die Pati­en­tin oder der Pati­ent wie­der atmet oder der Ret­tungs­dienst vor Ort ist.

Hin­ter­grund: Herz-Kreislauf-Stillstand
Ein Herz-Kreis­lauf-Still­stand ist meist die Folge einer Herz­er­kran­kung oder kann durch eine akute Lun­gen­em­bo­lie ver­ur­sacht wer­den. In sel­te­ne­ren Fäl­len füh­ren auch Erkran­kun­gen des Gehirns (wie Schlag­an­fälle), Lun­gen­er­kran­kun­gen, all­er­gi­sche Reak­tio­nen oder Unfälle zum Still­stand des Her­zens und einem dar­aus ent­ste­hen­den Aus­fall des Blut­kreis­laufs im Kör­per. Die wich­tigs­ten Anzei­chen eines Herz-Kreis­lauf-Still­stan­des sind plötz­li­che Bewusst­lo­sig­keit und keine oder eine nicht nor­male Atmung.