Wach­sende Rei­se­lust: Die Zahl der Gäste- Über­nach­tun­gen in Düs­sel­dorf ist nach dem Ein­bruch zu Beginn der Pan­de­mie wie­der deut­lich gestie­gen. Die Gewerk­schaft NGG warnt jedoch vor feh­len­dem Per­so­nal in Hotels und Pen­sio­nen – und for­dert attrak­tive Arbeits­be­din­gun­gen. Foto: NGG | Ali­reza Khalili

 

Tou­ris­mus-Boom nach Corona-Flaute: Düs­sel­dorf ver­zeich­nete im ers­ten Halb­jahr des Jah­res rund 1,7 Mil­lio­nen Über­nach­tun­gen von Gäs­ten aus dem In- und Aus­land – mehr als vier­mal so viele wie im Ver­gleichs­zeit­raum des Vor­jah­res (plus 318 Pro­zent). Im ver­gan­ge­nen Jahr galt zum Teil noch ein Beher­ber­gungs­ver­bot bei Pri­vat­rei­sen, das als „Tou­ris­mus-Bremse“ gewirkt hat. Dar­auf macht die Gewerk­schaft Nah­rung-Genuss-Gast­stät­ten auf­merk­sam. Die NGG beruft sich dabei auf aktu­elle Anga­ben des Sta­tis­ti­schen Lan­des­am­tes. Danach regis­trierte ganz Nord­rhein-West­fa­len im ers­ten Halb­jahr 20,5 Mil­lio­nen Über­nach­tun­gen (plus 157 Prozent).

„Dass wie­der viel mehr Urlau­ber und Geschäfts­rei­sende nach Düs­sel­dorf kom­men, ist für das Hotel- und Gast­stät­ten­ge­werbe eine gute Nach­richt – vor allem auch für die Beschäf­tig­ten. Nach zwei­ein­halb Jah­ren Pan­de­mie kehrt die Bran­che Stück für Stück auf das alte Niveau zurück“, sagt NGG-Geschäfts­füh­re­rin Zayde Torun. Von der „Nor­ma­li­tät“ seien viele Hotels, Pen­sio­nen und Restau­rants aber noch weit ent­fernt. Der Grund: Den Unter­neh­men gelingt es nach Beob­ach­tung der Gewerk­schaft kaum, genug Per­so­nal für die wach­sende Arbeit zu finden.

Zwar hät­ten der­zeit viele Bran­chen mit dem Man­gel an Fach­leu­ten zu kämp­fen, doch im Gast­ge­werbe falle die Suche nach qua­li­fi­zier­ten Kräf­ten beson­ders schwer. Das liege vor allem an den Arbeits­be­din­gun­gen, urteilt Torun. So kla­gen im aktu­el­len Aus­bil­dungs­re­port des DGB NRW 80 Pro­zent der ange­hen­den Hotel­fach­leute und 60 Pro­zent der Azu­bis in der Küche, regel­mä­ßig Über­stun­den machen zu müs­sen – ein Spit­zen­wert. „Wer im Gast­ge­werbe arbei­tet, ist nicht nur spät­abends oder am Wochen­ende im Ein­satz. Die Beschäf­tig­ten erfah­ren oft auch erst am Vor­tag vom Chef, dass sie ein­sprin­gen sol­len. Zum Bei­spiel, weil sich die Wet­ter­vor­her­sage geän­dert hat und einen Run auf den Bier­gar­ten erwar­ten lässt. So kann aber nie­mand sei­nen All­tag pla­nen – schon gar nicht, wer Kin­der hat“, so Torun. Nach Ein­schät­zung der Gewerk­schaf­te­rin ist ein erheb­li­cher Teil der knapp 19.000 Men­schen, die das Düs­sel­dor­fer Gast­ge­werbe laut Arbeits­agen­tur beschäf­tigt, von die­ser „Arbeit auf Abruf“ betroffen.

Wer sich für die Bran­che ent­scheide, wisse, dass die Arbeits­zei­ten anders seien als in einem Büro-Job. „Wich­tig ist zugleich eine Per­so­nal­de­cke, die dick genug ist, um auch kurz­fris­tig Events wie Geburts­tage oder Hoch­zei­ten aus­rich­ten zu kön­nen“, betont Torun. Um Arbeits­zeit und Dienst­pla­nung fair zu regeln, soll­ten sich die Betriebe zu tarif­li­chen Stan­dards beken­nen. Dort, wo es einen Betriebs­rat gebe – etwa in Hotel­ket­ten oder in der Sys­tem­gas­tro­no­mie – könn­ten sozi­al­ver­träg­li­che Lösun­gen mit der Arbeit­neh­mer­ver­tre­tung gefun­den werden.

In einem ent­schei­den­den Punkt seien Hotels und Gast­stät­ten als Arbeit­ge­ber bereits attrak­ti­ver gewor­den: Die Löhne in der Bran­che sind nach dem aktu­el­len Tarif­ver­trag für Nord­rhein-West­fa­len in die­sem Jahr um bis zu 28 Pro­zent gestie­gen. „Das ist ein enor­mer Schub fürs Porte­mon­naie der Beschäf­tig­ten. Jetzt kommt es dar­auf an, dass die Fir­men den Tarif­lohn auch zah­len – und bei den Arbeits­be­din­gun­gen nach­le­gen“, so die NGG.