Die Nacktmullkönigin im Aquazoo Löbbecke Museum hat fünf Jahre nach dem Einzug erstmals Jungtiere zur Welt gebracht. Zur Unterstützung der jungen Mutter wurden besondere Schutzmaßnahmen getroffen.
Nacktmulle (Heterocephalus glaber) sind wahrlich außergewöhnlich. Nicht nur durch ihr nackig-faltiges Aussehen, sondern auch durch ihre einzigartige Lebensweise. Diese Nagetiere aus den Halbwüsten Ostafrikas leben wie Bienenvölker oder Ameisenstaaten in Kolonien! Es gibt Arbeiter, die nur mit Nestbau und Graben beschäftigt sind, andere suchen Nahrung oder kümmern sich um die Königin. Um diese dreht sich die ganze Welt einer Nacktmull-Kolonie. Die Königin bestimmt das Treiben innerhalb der Kolonie – und ist dabei auch die Einzige, die Nachwuchs zur Welt bringt.
Nach der Sanierung zog 2017 ein sehr junges Volk mit einer jungen Königin aus dem Zoo Dresden im Düsseldorfer Aquazoo ein. Es war zu erwarten, dass bis zum ersten Nachwuchs ein wenig Zeit vergehen würde. “Die Tiere mussten sich erstmal akklimatisieren, ihre Umgebung kennenlernen und eine Königin muss sich auch erst behaupten”, sagt Sandra Honigs, stellvertretende Aquazoo-Direktorin und Kuratorin des Landreviers. Letztlich vergingen fünf Jahren, bis zum ersten Wurf.
Leider hat dieser erste Wurf nicht überlebt, dabei wurde es höchste Zeit. Die Arbeiter einer Nacktmull-Kolonie werden nicht so alt wie die Königin, und es bestand die Sorge, dass die alten Arbeiter ihren Aufgaben nicht mehr gerecht werden können, bevor die Königin Nachwuchs heranziehen kann. Nach eindrücklicher Beobachtung des Verhaltens der Mull-Kolonie wurden verschiedene Aspekte der Haltung auf den Prüfstand gestellt. Schließlich kam dem Team eine Idee: die Königin verbrachte sehr viel Zeit mit der Kontrolle des Baus, wenig Zeit hingegen in der Schlafbox mit den Jungen — also wurde der Bau verkleinert.
Die Königin wurde ruhiger, verbrauchte weniger Energie auf Patrouille. Bald gebar das Oberhaupt der Kolonie einen weiteren Wurf. Der unerfahrenen jungen Mutter Sicherheit zu vermitteln, war oberste Priorität. Auf der Besucherseite wurde das Gehege abgesperrt, um Erschütterungen beispielsweise durch Klopfen an die Scheiben zu verhindern. Bauarbeiten am Nebengehege wurden aufgeschoben.
“Dass man manchmal ein wenig tüfteln muss, um ein Problem zu lösen, gehört in der Tierhaltung dazu. Wir konnten die Haltung schnell an die Bedürfnisse der Tiere anpassen, und der Erfolg erfüllt uns auch ein wenig mit Stolz”, so Sandra Honigs. Mittlerweile arbeiten sogar schon sechs kleine Nacktmulle in der Kolonie mit. Dabei haben sie sofort eine wichtige Aufgabe übernommen: Es gab erneut Nachwuchs, und die kleinen Geschwister wollen betreut werden.