Start am 23. September — Sechs Schulen aus Düsseldorf und Berlin beteiligt
Das Filmbildungsprojekt “Eine europäische Schule des Sehens” startet am Freitag, 23. September, im Black Box Kino des Filmmuseum Düsseldorf zusammen mit Regisseur Wim Wenders und 70 Schülerinnen und Schülern des Wim-Wenders-Gymnasiums. Zudem besuchte Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller im Anschluss zusammen mit dem Regisseur das nach diesem benannte städtische Wim-Wenders-Gymnasium, das sich derzeit noch im Bau befindet und voraussichtlich im ersten Quartal 2023 fertiggestellt wird.
Das Filmbildungsprojekt, das von der Wim Wenders Stiftung mit finanzieller Unterstützung der Art Mentor Stiftung (Luzern), der Bundeszentrale für politische Bildung und der Paul und Mia Herzog Stiftung (Düsseldorf) veranstaltet wird, schickt Schülerinnen und Schüler von sechs Schulen in Düsseldorf und Berlin von September bis Dezember 2023 unter Anleitung von Wim Wenders auf eine cineastische Reise durch das europäische Kino. Gleichzeitig sollen die Teilnehmenden dabei zu eigenen filmischen Arbeiten angeregt werden.
Im Rahmen der “Europäischen Schule des Sehens” werden interessierte Schüler in den nächsten Monaten ins Kino eingeladen, gemeinsam neuere Filme europäischer Filmemacherinnen- und ‑macher sowie Klassiker der europäischen Filmgeschichte kennenzulernen. Die teilnehmenden Schulen — neben dem Wim-Wenders-Gymnasium in Düsseldorf, in Berlin die Carlo-Schmid-Oberschule, die Evangelische-Schule-Berlin-Zentrum (ESBZ), das Heinz-Berggruen-Gymnasium, das Herman-Hesse-Gymnasium und das John-Lennon-Gymnasium — können sich aus einer von Wim Wenders empfohlenen Liste ein Filmprogramm von jeweils sechs Filmen, die in Filmpaaren gezeigt werden, zusammenstellen. Der Filmemacher wird dabei live oder in Videobotschaften als “Türöffner” fungieren und den Schülerinnen und Schülern erzählen, welche Kinofilme ihn zum Filmemachen gebracht, seinen Blick geschärft und seine spezifische Bildästhetik geprägt haben.
Wim Wenders: “An unseren Schulen wird unter anderem Lesen und Schreiben gelehrt, aber die Vermittlung des Alphabets des Sehens kommt in den Curricula so gut wie nicht vor, dabei bewegen sich unsere Kinder und Jugendlichen tagtäglich in virtuellen Welten, die längst zu ihrer Wirklichkeit geworden sind. Wir müssen ihnen das Rüstzeug mitgeben, das es ihnen ermöglicht, Bilder zu dechiffrieren, ihre Wirkung zu hinterfragen und zu verstehen, was sie mit ihnen machen. Es gibt kein geeigneteres Medium als die bewegten (und bewegenden) Bilder des Kinos, um ihnen genau das zu vermitteln, und sie zu souveränen Nutzerinnen und Nutzern sowie Gestalterinnen und Gestaltern einer von Bildern dominierten Welt zu machen. Als Wim Wenders Stiftung wollen wir uns denjenigen zuwenden, die nicht nur einen wesentlichen Teil des zukünftigen Publikums unserer europäischen Filme ausmachen werden, sondern in deren Reihen auch die Talente künftiger Filmemacherinnen und ‑machern schlummern.”
Unter fachkundiger Begleitung von Filmpädagogin Karin Woyke und dem Team vom Filmmuseum Düsseldorf sowie Dr. Martin Ganguly in Berlin werden die Teilnehmenden anschließend die gesehenen Filme diskutieren und sich später in Workshops an ihren Schulen mit den kulturellen, gesellschaftlichen, filmhistorischen und künstlerischen Aspekten der Filme befassen, bevor sie dann eigene filmische Ideen umsetzen. Das Filmbildungsprojekt soll das Medium Film als erzählerische und visuelle Kunstform nachhaltig für Schülerinnen und Schüler erlebbar machen.
Hintergrund
Die vor zehn Jahren in Düsseldorf gegründete Wim Wenders Stiftung, die das filmische, photographische und literarische Lebenswerk von Wim Wenders zusammenführt, erhält und durch Präsentation, Vermittlung und wissenschaftliche Aufarbeitung der Öffentlichkeit dauerhaft zugänglich macht, hat sich zum Ziel gesetzt, dem jungen Publikum den deutschen und europäischen Kulturschatz Film schon in der Schule zu eröffnen. Sie will daran mitwirken, Kindern und jungen Erwachsenen die Grundlagen eines kritischen Mediendiskurses zu vermitteln und das europäische Filmerbe lebendig zu halten. Im Rahmen ihrer Nachwuchsarbeit vergibt die Stiftung darüber hinaus am 23. September in Düsseldorf zum neunten Mal gemeinsam mit der Film- und Medienstiftung Nordrhein-Westfalen das Wim Wenders Stipendium für Filmprojekte, die mit neuen Mitteln erzählt werden.
Das Filmmuseum Düsseldorf ist ein zentraler Akteur in Filmbildung und ‑vermittlung und bietet eine personelle und räumliche Infrastruktur für schulische und außerschulische, akademische und inklusive Bildungsprozesse. Gesammelt werden Filme, historisches Material zur Vor- und Frühgeschichte der Kinematographie, Produktions- und Distributionsgeschichte des internationalen und nationalen Films, sowie Objekte, die die Technikentwicklung dokumentieren. Die Bildungsabteilung bietet seit über 20 Jahren ein breites Angebot bestehend aus filmpraktischer, filmhistorischer, filmanalytischer und filmästhetischer Arbeit an. Ziel der Programme ist die Sensibilisierung für visuelle Kultur, für historische, soziologische und technische Zusammenhänge. Neben seiner Dauerausstellung umfasst das Filmmuseum ein umfangreiches Archiv, eine Bibliothek und ein hauseigenes Kino (Black Box) mit täglichen Filmveranstaltungen.
Das Wim-Wenders-Gymnasium verknüpft klassische mit modernen Unterrichtsformen, sowie Kunst- mit naturwissenschaftlichem Unterricht. So wird beispielsweise der klassische Malunterricht im Fach Kunst durch eine Filmwerkstatt erweitert und soll dazu beitragen, Kinder und Jugendliche nicht zu Opfern von Bilderfluten zu machen. Stattdessen sollen sie befähigt werden, kreativ mit der Kamera umzugehen und die Welt selbst künstlerisch zu interpretieren.
Das neue Gebäude des Wim-Wenders-Gymnasiums wird als vierzügiges Gymnasium mit Dreifachsporthalle errichtet. In Teilen befinden sich die Arbeiten am Neubau bereits im Innenausbau. Die Fertigstellung ist für 2023 geplant — dann stehen den Schülerinnen und Schülern rund 12.000 Quadratmeter Fläche zum Lernen zur Verfügung. Die Sporthalle wird rund 3.900 Quadratmeter umfassen. Im Frühjahr 2020 ist die Schule vorübergehend in ein Interimsgebäude gezogen, dass auf dem Nachbargrundstück errichtet wurde.