An ihren gestreif­ten Bei­nen kann man die Deserta-Taran­tel gut erkennen,©Taissa Faust

 

Durch das Ver­wil­dern eines inva­si­ven Zier­gra­ses droht eines der wich­tigs­ten Tiere aus Madei­ras Öko­sys­tem zu ver­schwin­den. Nun ver­sucht das Aqua­zoo Löbb­ecke Museum dem ent­ge­gen zu wir­ken – 40 Deserta-Taran­teln sind im Aqua­zoo ein­ge­zo­gen. Eines der impo­san­ten Spin­nen­tiere ist nun auch erst­mals für Besu­che­rin­nen und Besu­cher zu sehen.

Wo die Deut­schen gerne Urlaub machen, spielt sich eine stille Tra­gö­die ab. Als hüb­sche und aus­dau­ernde Dekopf­lanze für Vor­gär­ten wurde das Was­ser-Glanz­glas (Pha­la­ris aqua­tica) nach Madeira impor­tiert. Dort hat es sich im war­men Klima rasant aus­ge­brei­tet und die natür­li­che Vege­ta­tion wei­test­ge­hend ver­drängt. Das neue Gras bil­det ein gro­ßes Wur­zel­ge­flecht aus, dringt so bis in jede Spalte vor und ver­drängt Beu­te­tiere wie auch Ver­steck­mög­lich­kei­ten der Deserta-Taran­tel (Hogna ingens).

Die Wolfs­spinne mit den gestreif­ten Bei­nen fin­det immer weni­ger Lebens­räume, dabei hat sie eine wich­tige Auf­gabe. Mit einer Kör­per­länge von vier Zen­ti­me­tern und einer Spann­weite von bis zu zwölf Zen­ti­me­tern ist sie das größte räu­be­risch lebende Tier im nörd­lichs­ten Tal der Deserta-Insel. Somit fällt die Popu­la­ti­ons­kon­trolle vie­ler ande­rer Tiere ihr zu. Bis­her konnte die Deserta-Taran­tel sogar eine inva­sive Tau­send­fü­ßer-Art in Schach hal­ten. Doch inzwi­schen sind fast drei Vier­tel ihres ursprüng­li­chen Lebens­rau­mes ver­lo­ren. San­dra Honigs, stell­ver­tre­tende Aqua­zoo-Direk­to­rin und Kura­to­rin für den Land­be­reich, sieht nicht nur die Taran­tel in Gefahr: “Wenn wir jetzt nicht han­deln, ver­lie­ren wir nicht nur die größte Wolfs­spinne Euro­pas, die schöne Insel ver­liert auch einen wich­ti­gen Bau­stein ihres Öko­sys­tems. Dies kann dra­ma­ti­sche Fol­gen haben.”

Die­ser Aus­rot­tung wol­len Euro­päi­sche Zoos gemein­sam ent­ge­gen­wir­ken. Soll­ten Natur­schutz­be­stre­bun­gen auf Madeira Erfolg haben und das Gras ein­däm­men kön­nen, hal­ten Zoos eine Reser­ve­po­pu­la­tion, aus der die Spin­nen aus­ge­wil­dert wer­den kön­nen. Ein Zucht­pro­gramm für die Deserta-Taran­tel wird vom Bris­tol Zoo­lo­gi­cal Gar­den orga­ni­siert und zeigt erste Erfolge. Die Spin­nen im Aqua­zoo stam­men aus der Zucht des Köl­ner Zoos und wer­den bald alt genug sein, um selbst für Nach­wuchs zu sor­gen. Eine Taran­tel ist nun auch im Insek­ta­rium zu sehen – wenn sie sich nicht gerade unter einem Stück Rinde versteckt.