Die unzumutbare ‘Angströhre’ unter dem Gerresheimer S‑Bahnhof sollte längst durch einen breiten barrierefreien Fußgänger- & Radtunnel ersetzt werden, wenn sich die Verwaltung bei der Planung nicht so vergaloppiert hätte. Nach 12 jähriger Planungsphase kam plötzlich die Erkenntnis: Die Rampen entsprechen nicht der Norm, sie sind zu steil, die Kosten explodiert und die Tunnellösung zudem nicht optimal, weil Radfahrer im Tunnel langsam fahren oder sogar absteigen & schieben müßten, was ihn für Radler “unattraktiv” machen würde ! Und so erklärte die Stadt das Projekt kurzerhand für “gestorben”.
Für die Bürger eine inakzeptable Entscheidung!
Heftiger Protest formierte sich und bei der Podiumsdiskussion letzte Woche in Gerresheim erhielt Jochen Kral, der Mobilitätsdezernenten der Landeshauptstadt Düsseldorf, heftig Gegenwind.
Am Mittwoch tagte der Ordnungs- und Verkehrsausschuss (OVA) im Düsseldorfer Rathaus — und Jochen Kral erhielt ein Geschenk: Einen Bagger! Um den Wunsch der Gerresheimer in besonderer Weise zu materialisieren. Dann kann’s ja jetzt losgehen mit dem Tunnelausbau in Gerresheim!!!
Überreicht wurde das Präsent mit appelativem Charakter von der Interessengemeinschaft „Gerresheim-Süd verbinden“, die sich schon mehr als 20 Jahre für eine barrierefreie Verbindung der Stadtteile in Gerresheim-Süd und der Bahnsteige einsetzt! “Geschenke” gab es auch für den OVA, der darüber befinden wollte, ob die Forderung der Gerresheimer Bürgerschaft berechtigt ist und mehr wiegt, als das Argument der zu hohen Kosten!
Innerhalb kürzester Zeit sammelte die Interessengemeinschaft Unterschriften für den Tunnelausbau und überreichte die Listen, 1.711 Bürgerstimmen, an Norbert Czerwinski — die Grüne unterstützen die Dringlichkeit des Ausbaus, ebenso wie die SPD und FDP.
Die Argumente der empörten Bürger wurden verstanden, der OVA hat es abgelehnt, über die Vorlage der Verwaltung abzustimmen. Die Diskussion soll erst geführt werden, wenn es tatsächlich Alternativen zur bisherigen Planung gibt. Dabei will die Verwaltung offensichtlich den Radverkehr aus dem Tunnel herausnehmen und ihn über die Rampenbrücke und dann durch die Düssel-Aue Richtung Knuppertsbrück führen. Über eine eventuelle Brückenquerung für Fußgänger und die Erreichbarkeit der Bahnsteige will sie neue Gespräche mit der Bahn führen.
Das Fazit der Interessengemeinschaft “Gerresheim Süd verbinden”:
- Es ist gut, daß die Verwaltungsvorlage von der Politik vom Tisch genommen wurde. Der Versuch, ohne eine Alternative den Tunnel zu „beerdigen“, ist damit gescheitert.
- Wenn Alternativen entwickelt werden, darf sich dabei weder für Fußgänger noch für Radfahrer eine schlechtere Lösung ergeben, als es der Tunnel wäre.
- Ganz entscheidend ist die Zeitfrage. Wenn neue Verhandlungen mit der Bahn dazu führen, daß eine Querung für Fußgänger und die mobilitätsgerechte Erschließung der Bahnsteige (Treppen & Aufzügen) wieder für viele Jahre vertagt werden, dann muss es bei der jetzigen Tunnelplanung bleiben.
- Solange es keinen anderen Beschluss des Stadtrates gibt, gilt seine Zustimmung zu der Tunnelplanung weiter. Wir erwarten, daß Stadt und Bahn jetzt nicht die Hände in den Schoß legen, sondern — ungeachtet der Suche nach möglichen Alternativen — am Tunnelprojekt weiterarbeiten!
Der Bürgerprotest fordert doch nur ein, was das Mobilitätskonzept der Landeshauptstadt selbstverständlich gewährleisten müßte — einen barrierefreien Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln & Gerresheim-Süd! Ansonsten kann doch keine Verkehrswende gelingen!!
Fotos und Text : Barbara Schmitz