Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller wird dem Rat der Landeshauptstadt vorschlagen, den Jürgensplatz in Unterbilk und die Franz-Jürgens-Straße in Golzheim umzubenennen. Das ist das Ergebnis einer bereits seit Mai laufenden Debatte um die historische Bewertung des Schutzpolizeioffiziers Franz Jürgens.
“Franz Jürgens ist eine historische Figur, die uns auch weiterhin beschäftigen wird, weil sie sowohl Teil des NS-Regimes war, aber sich auch am Ende gegen dies gestellt und dies mit dem Leben bezahlt hat. Im öffentlichen Raum ehren sollten wir ihn allerdings nicht mehr”, so der Oberbürgermeister.
Franz Jürgens, der im Herbst 1944 von Darmstadt nach Düsseldorf versetzt wurde, hatte in Düsseldorf die Gruppe der “Aktion Rheinland” bei der kampflosen Befreiung durch die US-Armee im April 1945 unterstützt und war dafür hingerichtet worden. Zuvor allerdings hatte er Mannschaften in Darmstadt angewiesen, an der Bewachung von Deportationszügen 1942 teilzunehmen und sich — so die neueren Forschungsergebnisse der vergangenen zwei Jahre — auch regimetreuer gezeigt als bisher angenommen.
“Dass sich ein solcher Forschungsstand in der Wissenschaft verändert, ist ganz normal. Das bedeutet aber auch, dass Franz Jürgens für uns so problematisch ist, dass wir eine Ehrung in Form einer Straßen- und Platzbenennung nicht mehr aufrecht erhalten möchten”, so Oberbürgermeister Dr. Keller. In einem gemeinsamen Gespräch mit Dr. Oded Horowitz, dem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde, wurde die Bedeutung der Benennungen erörtert.
Konsens besteht auch darin, mit dem Franz-Jürgens-Berufskolleg eine Umbenennung zu diskutieren. “Wir möchten diese Schule in einen solchen Prozess aktiv mit einbinden und eine Neubenennung eng mit der Schulgemeinschaft abstimmen und begleiten.” Das sei auch ausdrücklich im Sinne der Jüdischen Gemeinde.
Oberbürgermeister Dr. Keller und Dr. Horowitz sind sich darüber einig, dass die Umbenennungen die Person Franz Jürgens nicht aus der Stadtgeschichte tilgen werden. Auch weiterhin sollen sich Schülerinnen und Schüler, Anwärter und Beamte der Düsseldorfer Polizei sowie die Öffentlichkeit mit ihm beschäftigen und die zwei Seiten seiner Biografie diskutieren. “Eine solche Debatte ist wichtig für die Stadtgesellschaft”, so der Oberbürgermeister.