Das Düsseldorfer Marionetten-Theater, das erst Ende vergangenen Jahres nach dreijähriger Schließung wiedereröffnet wurde, erhielt für 2023 überraschend eine Kürzung des städtischen Betriebskostenzuschusses von über 10 %. Durch diese Zuschusskürzung, Inflation, Rückforderung von Landesmitteln und Mindereinnahmen in Folge von Umbau und Wiedereröffnung ist das Marionetten-Theater im laufenden Jahr – aber auch mit Blick auf die Zukunft – erheblich unterfinanziert. Seit Anfang September 2023 sammelte der Freundeskreis Düsseldorfer Marionetten-Theater e.V. Unterschriften, um eine gesicherte und angemessene finanzielle Unterstützung des Marionetten-Theaters durch die Stadt Düsseldorf zu fordern. Die Unterzeichner erwarten eine sofortige Rücknahme der Zuschusskürzung. Am 17.10.23 übergab Monika Djajadisastra, 2. Vorsitzende des Freundeskreises Düsseldorfer Marionetten-Theater e.V., den Düsseldorfer Marionetten und ihrem Theaterleiter Anton Bachleitner 1.699 Unterschriften. Bachleitner wird die Listen dann zum Kulturdezernat weiterleiten.
Schwere Zeiten für das Marionetten-Theater
Das Marionetten-Theater hatte in den letzten Jahren eine schwere Zeit hinter sich: Pandemie, Aufführungsverbot in den vorhandenen Theaterräumen, Totalumbau und dessen Finanzierung (Gesamtkosten 918.000,- €), fast 3 Jahre ohne Eigeneinnahmen, Personalverlust (fast 2/3) und die Suche nach neuen Mitarbeitern beanspruchte das kleine, verbliebene Team bis zur Belastungsgrenze. Und es schaffte im vergangenen Dezember die erfolgreiche Wiedereröffnung mit 6 Galavorstellungen (bei denen kein einziger Vertreter des Kulturamts anwesend war). Seit Januar gibt es wieder regulären Spielbetrieb bei gut besuchten Vorstellungen. Am 18. Januar erreichte das Theater dann eine Mail vom Kulturamt, dass der städtische Betriebskostenzuschuss für das Marionetten-Theater schon im laufenden Jahr um mehr als 10 % gekürzt wird – und dies ohne vorherige Ankündigung oder Gespräche. Noch kurz vor Weihnachten wurden dem Theater die ersten Zuschuss-Abschlagszahlungen für 2023 genau in der Höhe der früheren Zahlungen bewilligt, sodass davon ausgegangen werden konnte, den gleichen Zuschuss wie in den Vorjahren zu erhalten. Dabei war dem Kulturamt schon Monate vorher bekannt, dass die CDU-Fraktion und Bündnis 90/Die Grünen die Kürzung – auch schon für die Folgejahre 2024 und 2025 – in die Beschlussvorlage eingebracht hatten.
Die Kürzung ist umso unverständlicher, da der gesamte Kulturetat der Stadt für 2023 um mehr als 800.000,- € erhöht wurde und es gleichzeitig genügend Gegenbeispiele für die Erhöhung des städtischen Zuschusses gibt. Bereits im August vergangenen Jahres hat das Management versucht, der Stadtverwaltung klar zu machen, dass das erste Jahr besonders schwierig werden wird. Schließlich müssen die Stücke des Repertoires mit einem fast neuen Ensemble wieder neu einstudiert werden, sodass wir wegen der Probenarbeit nicht auf die früheren Vorstellungszahlen (= Einnahmen) kommen können. Dazu kommt ja noch die allgemeine Teuerung, die seit der letzten Zuschusserhöhung von 2019 insgesamt 17,6% beträgt. Als weitere Belastung fordert nun das Land NRW fast 23.000,- € zurück wegen eines angeblichen Formfehlers bei der Förderung der neuen Theaterbestuhlung, die es ursprünglich mit 40.000,- € bezuschusst hat. In dieser Sache hat das Marionetten-Theater inzwischen Klage beim Verwaltungsgericht eingereicht.
Die neue Klima- und Lüftungsanlage und der Theaterumbau
Die Stadtverwaltung verweist immer wieder darauf, dass sie die für den Fortbestand des Theaters notwendige neue Klima- und Lüftungsanlage eingebaut habe. Natürlich ist das Theater für die finanzielle Unterstützung dieses Bauprojekt dankbar. Tatsache ist aber, dass der Einbau erst auf Initiative des Theaters in Gang gebracht wurde.
Nachdem die Stadt ein Jahr lang gezögert hatte, wurde eine Spendenaktion gestartet, bei der innerhalb weniger Wochen 230.000,- € zusammenkamen. Erst dann hatte die Stadt reagiert und 560.430,- € für den Umbau bewilligt, das sind 61 % der Gesamtkosten. Die restlichen Mittel in Höhe von 358.460,- € hatte dann das Theater beschafft, wobei die Anlage ja in städtisches Eigentum übergegangen ist. Das Theater hat also zu einem erheblichen Teil mit Spendenmitteln mitgeholfen, dass ein städtisches Gebäude saniert wurde, wobei Herr Bachleitner persönlich noch die Bauherrenschaft auf sich genommen habt und seine Mitarbeiter jede Menge Arbeiten am Umbau übernommen haben. Da durch den Umbau so viel Geld investiert wurde, ist es erst recht unverständlich, dass die Stadt mit der Kürzung die Existenz des Marionetten-Theaters gefährdet.
Bürokratie und Behörden zerstören Kultur
Bereits im Januar bat das Theater um die Rücknahme der Kürzung und im Frühjahr führten die Mitarbeiterin Frau Zamolska und Herr Bachleitner Gespräche mit den Fraktionen des Kulturausschusses. Am 16. Juni gab es eine Besprechung im Kulturamt, bei der beide zugleich wegen der schwierigen Lage einen zusätzlichen Zuschuss und offiziell die Rücknahme der Kürzung beantragt haben. Ihren Wirtschaftsplan für 2023 hatten sie bis dahin viermal (!) aktualisiert und vorgelegt. Leider hat sich über die Monate nichts bewegt. Es gibt nur noch am 26.10. und am 30.11. eine Kulturausschusssitzung, bei der über das Schicksal des Marionetten-Theaters entschieden werden kann.
Das Kulturamt fordert einen Liquiditätsnachweis, der zurzeit nicht professionell und belastbar geliefert werden kann. Es sind noch zu wenig Mitarbeiter und Herr Bachleitner ist mit allen Kräften bemüht, den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten und im Moment völlig überlastet. Zudem liegt die Ursache der Unterfinanzierung ja nicht bei dem Theater, die Kürzung hat allein die Stadtverwaltung und die Politik zu verantworten. Die Kulturverwaltung verweigert Herrn Bachleitner auch bis heute die Auskunft darüber, wie hoch der Betriebskostenzuschuss für 2024 und 2025 in der Beschlussvorlage angesetzt ist. Das Theater hatte schon Ende Juni jeweils 335.000,- € beantragt. Bis einschließlich 2022 betrug der städtische Zuschuss jährlich 305.000,- €, 2023 dann 273.433,- €. Sollte der Kulturausschuss dem Antrag nicht zustimmen, riskiert er die Schließung des Marionetten-Theaters. Denn das Theater muss für die Zukunft finanziell wieder besser ausgestattet werden. Unser Theaterbüro braucht dringend Verstärkung und damit die Vorstellungen nicht täglich gefährdet sind, müssen wir wie früher Ersatzspieler ausbilden können. Sollte sich die Situation nicht ändern lassen, wird Herr Bachleitner wegen Überlastung weiterhin keine Zeit mehr für eigentliche künstlerische Arbeit finden und es wird keine neuen Inszenierungen mehr geben können. Die letzte Inszenierung entstand 2012(!). Mit der Produktion von „Ronja Räubertochter“ hatte das Theater vor Ausbruch der Pandemie begonnen und konnte noch die Sprach- und Musikaufnahmen machen, sind aber seitdem keinen Schritt weitergekommen.
Nach 67 Jahren Existenz des Marionetten-Theaters in Düsseldorf hat die Stadt immer noch nicht verstanden, dass sie zur finanziellen Absicherung eine Verantwortung hat und es selbstverständlich sein müsste, sich um den Fortbestand des Theaters zu kümmern. Seit Jahren ist das Theater unterfinanziert und für die Zuschüsse musste das Theater immer kämpfen. So erwartet die Stadt seit Jahrzehnten, dass das Theater mit zu wenig Mitteln und Personal betrieben wird, was nur mit der selbstausbeuterischen Arbeit der verantwortlichen Personen geht. Herr Bachleitner hat sein ganzes Leben für dieses Theater geopfert und ist schockiert, wie die Stadt in der Krise das Theater behandelt. Auch die Rückforderung des Landes NRW durch die Bezirksregierung von 23.000,- € ist nicht nachvollziehbar und unverhältnismäßig. Unsere Kultusministerin Ina Brandes hat auf beiden Schreiben nicht einmal geantwortet, in denen Herr Bachleitner um einen Verzicht der Rückforderung gebeten habt.
Unterstützerbriefe an Kulturdezernentin Frau Koch
Seit einigen Wochen schicken engagierte Marionetten-Theater-Fans zum Teil sehr emotionale Briefe an die Kulturdezernentin, in denen sie schreiben, wie wichtig ihnen das Marionetten-Theater ist und zur Rücknahme der Kürzung auffordern. Darunter befinden sich auch Schreiben vom Verband Deutscher Puppentheater sowie ein besonders engagierter Brief von der Augsburger Puppenkiste, die sich für den Fortbestand des Düsseldorfer Marionetten-Theaters einsetzt.