Was kommt und was bleibt
Wenn jemand schon so lange Eishockey spielt wie Benedict Stieber, weiß er genau, wann das Eis dünn ist und wie viel es aushält. Samstags morgens hat er eine altbewährte Hobbyrunde, denn das Eisstadion auf der Brehmstraße ist ihm aus Kindertagen sehr vertraut.
Und auch in der Kommunalpolitik hat sich Benedict Stieber (31) längst Sporen verdient. Einst Vorsitzender der Jungen Union Düsseldorf, avancierte er rasch zum CDU-Fraktionsvorsitzenden in der Bezirksvertretung 05, bevor er vor wenigen Monaten das Amt des Bezirksbürgermeisters übernahm. Der Jüngste in der Landeshauptstadt folgt auf Stefan Golißa, der umzugsbedingt nicht mehr im Stadtbezirk wohnt.
Benedict Stieber und Gabriele Schreckenberg trafen sich in Kaiserswerth in der Nähe des Kaiserswerther Rathauses am 8. Januar bei Minusgraden und blauem Himmel zum Interview. Die Atmosphäre ist deutlich wärmer als die Außentemperaturen.
Der Verkehr ist ein Hauptthema. Benedict Stieber ist sicher, dass die Leute im Norden weiterhin mobil bleiben wollen und viele einfach mit dem Auto fahren – weil die Taktung der U79 zu gering ist, weil Bahnen zu voll sind, einfach überlastet sind. Er plädiert dafür, den P & R Platz am Froschenteich zu öffnen, damit die Leute vom Auto in die Bahn umsteigen können. Dass das Radwegenetz in der Stadt nicht optimal ist, bejaht er. Wenn die Radwege durchgängig befahrbar sein müssen, fällt Parkraum weg. Der ohnehin knapp ist. Spannend wird es, wie das neue Fahrrad-Parkhaus am Klemensplatz angenommen wird. Ein Verkehrskonzept fordert die Kommunalpolitik seit Jahren ein, es fehlt noch immer. Dass der Nordstern umgebaut wird, findet er wichtig. „Das ist ein Nadelöhr. Und davon gibt es einige im Stadtnorden, die wir entzerren müssen“. Dass Benedict Stieber keine Wunder vollbringen kann, weiß er. „Doch kleinteilige Lösungen bringen uns langsam nach vorne,“ so betont er. 400 neue E‑Autoladepunkte sind in der Stadt geplant. Erst kürzlich sollten zwei Stationen am Kaiserswerther Markt installiert werden, doch an dieser historischen Stelle waren sie nicht optimal platziert. Nun werden neue Plätze gesucht, die besser geeignet sind.
Die Bebauung treibt viele Nordlichter um. An Vorhaben mangelt es nicht –östlich der Lindung in Angermund, an der Schlossallee neben dem TFG als Mehrgenerationencampus geplant, welches am 30. Januar der Bezirksvertretung 05 und der Öffentlichkeit vorgestellt werden wird. Es gibt drei Bürgervertreter, die mit am Planungstisch sitzen. Der Spielraum werde auch für eine Stadt wie Düsseldorf immer kleiner, betont Benedict Stieber. Die Lage in der Baubranche ist kritisch: fehlende Materialien, hohe Zinsen, schwächelnde Investoren (Anm. der Red.).
Die gute Nachricht: Dass endlich der Bau der neuen Feuerwache in Kaiserswerth auf den Weg gebracht ist. Standort und Ausstattung seien top und die Investition wert.
Insgesamt plädiert der Bezirksbürgermeister für mehr Miteinander statt Gegeneinander. Das Rad kann niemand neu erfinden. Dazu passt auch die neue Zuhörbank, die mitten auf dem Kaiserswerter Markt aufgestellt und von der BV 5 gesponsert wurde. Eingeweiht wurde sie schon, als Treffpunkt für Menschen, die etwas auf dem Herzen haben. Im Frühjahr plant Benedict Stieber eine Bürgersprechstunde auf der Bank.
Etwa 20 bis 25 Stunden Arbeitszeit zusätzlich hat Benedict Stieber pro Woche durch sein neues Amt. Doch man spürt, dass er richtig Lust auf Kommunalpolitik hat. Er ist Jurist, leitet das Büro einer Düsseldorfer Abgeordneten im Landtag, ist bestens vernetzt und ein Teamplayer. Wie beim Eishockey. Joggen tut er auch, das ist gut für die Ausdauer. Auch bei ‑7 Grad. Und Familienmensch. Wenn seine Mutter nicht vor Ort ist, kümmert er sich um die fast 96-jährige Großmutter, die noch allein lebt. Benedict Stieber ist ein Gewinn für den Stadtnorden
Text: Gabriele Schreckenberg