Jedes Jahr aufs Neue stehen die Messen BEAUTY und Top Hair-Experten und Konsumenten vor ein Problem: Was verbirgt sich hinter den Wortkreationen, mit denen die aktuellen Trends in die Saison entlassen werden?
Drei große Strömungen beeinflussen derzeit die Haar- und Kosmetikbranche. „Color Liberation & Clinical Color“, wohinter sich die Frage nach natürlichen Inhaltsstoffen (auch vegan) oder Allergien verbirgt. Eine gesunde Kopfhaut und Individualität werden unter die Begriffe „Skinification of hair & Hair Care Rituals“ gefasst. Und last but not least „Informed Consumer & Hunger for Knowledge”, was weniger mit den Tributen von Panem als mehr mit dem Informationswunsch des Kunden zu tun hat.
Generell bestimmende Farb-Trends sind dabei nicht auszumachen. Eher mischt sich in die Präsentation ein Paradoxon, wenn gesagt wird, dass „Natürlichkeit das neue Schönheitsideal sei“, dafür aber die Haare gefärbt werden müssen (No-Color Color), was derzeit 68 Prozent der Frauen regelmäßig in Angriff nehmen. Ansonsten dürfe das Haupt der modernen Frau auch buntes Haar zieren. Noch nur zu den Trendfrisuren. Diese finden sich unter den Schlagworten „Face Framing Layers“, „Sleek Look“, „Blunt Bob“, „Undone XXL“ oder „Effortless Waves“ wieder.
Zunehmend in den Fokus kommt Haircare in der Nacht. Was bisher vermehrt der Gesichtshaut mit Cremes und Pasten gewidmet war, wird nun auf die Kopfhaut erweitert.
Ein Revival mit Anleihen aus den 1990er Jahren ist derzeit beim Make-Up zu erkennen. So favorisiert die preisgekrönte Make-up Designerin Sara Pavo ein dunkles Lippen-Make-Up in warmen Kaffee-Nuancen. Überhaupt sollen zusätzlich in diesem Jahr warme Braun- und Bronzetöne die Wangen des schöneren Geschlechts zieren. Bleibt noch die Frage nach dem Trend beim Permanent Make-Up. In diesem Genre stehen natürliche Looks mit dezenten Augenbrauen, Softeyeliner und betonte Lippenkonturen im Zentrum.
Sieben Messehallen teilen sich 1.200 Aussteller oder Marken aus 36 Ländern auf der Beauty (22.–24. März) mit 430 Ausstellern oder Marken aus 19 Ländern auf der Top Hair (23.–24. März). Dabei können beide Messen auf prominente Unterstützung verweisen. Patrick Cameron, Philip Foresto und Sean Godard haben sich für die Top Hair angekündigt. Auf der Beauty werden Amira Pocher, Schauspieler Karsten Speck und Harald Glööckler erwartet. Darüber hinaus bietet die Fachmesse jede Menge Seminare, Workshops und Möglichkeiten zur Weiterbildung.
Achja, die wenigen Trends und Tipps bei männlichen Haarmoden fallen naturgemäß immer noch geringer aus. Allerdings, und das war doch sehr überraschend, kehrt der Mittelscheitel zurück. Was noch erträglich wäre im Vergleich zu einem anderen Trend, woran der Autor zu seinen Lebzeiten nie gedacht hätte: Die Rückkehr der „Vokuhila“.
Text: Manfred Fammler