Von Gabriele Schreckenberg
An einem Freitag im Mai kurz vor elf Uhr: Lange Schlangen an Besucher*innen stehen vor dem Kunstpalast und warten auf Einlass. Der öffnet um 11 Uhr und zählt seit der Wiedereröffnung nach dem Umbau am 21. November 2023 Heerscharen von Menschen von nah und fern. Die Ausstellungen sind spannend. Im Erdgeschoss „Sitze matters“, eine Reise durch die Fotografie mit Collagen, Ausschnitten, Familienbildern, hochauflösenden Bildern, dazwischen riesige hochglänzende Skulpturen, die raumeinehmend blinken und begeistern. Es geht halt um Proportionen.
Im ersten Stock ist Tony Cragg
Im ersten Stock ist Tony Cragg, der in Wuppertal lebende Künstler, Jahrgang 1949, der im Waldfrieden seit Jahren mit seinem Skulpturenpark in einem Hangwald rund um eine alte Villa begeistert.
Nun begeistert er im Kunstpalast mit der Ausstellung „Please touch“. Denn erst, wenn der Mensch ein Kunstwerk berührt, fühlt, tastet, kann er es begreifen. Also fordert Tony Cragg, der einst in Düsseldorf die Kunstakademie leitete, die Menschen ausdrücklich auf, seine zum Teil raumhohen Werke zu berühren.
Somit berühren sie die Herzen der Menschen und haben einen ganz besonderen Zauber. Etwa 30 Werke sind zu bestaunen, die durch ihre Materialien einen eigenen Reiz haben. Kalter Stein, Marmor, viel Holz mit Jahresringen und Strukturen, glattes Glas trifft auf harten Stahl und schwere Bronze.
Der Weg ans Licht
Viele seiner bildhauerischen Kunstwerke haben Innenräume und Perspektiven nach oben ans Licht. Die begeistern an diesem Vormittag auch viele junge Leute, die eifrig fotografieren und berühren. Das ist der Sinn der Ausstellung, die am 22. Februar begann und noch bis zum 26. Mai andauert. Täglich im Kunstpalast von 11 bis 18 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr geöffnet. Irgendwie ist Tony Cragg auch life dabei, denn auf einer großen Leinwand wird ständig ein Interview mit ihm abgespielt. Und am Ende der Ausstellung haben die Kuratoren sein Atelier nachgebaut, in dem die Fülle der Materialien nochmals staunen lässt. Holz, Glas, sogar getrocknetes Gemüse wie grüne Erbsen und Möhren, Glitter, Fasern, Köpfe auf Gips, alles ist dabei. Die Ausstellung berührt!