Von Manfred Fammler
Vor 40 Jahren zog das Schifffahrtsmuseum in den Schlossturm. Zu diesem Jubiläum griff nun der Förderverein frei nach dem Motto „Man gönnt sich ja sonst nichts“ tief in die Tasche. Heraus sprang mit dem Museumssegelfrachtschiff „Helena“ ein besonderes Geschenk, das jetzt in der Altstadt vor Anker ging. „Ein schimmerndes Denkmal“, so Bürgermeisterin Carla Gerlach – und ein schwimmendes noch dazu.
40 Meter lang, knapp sechs Meter breit und mit einer Segelfläche von 400 qm ausgestattet, ist diese Stevenaak ein letztes Beispiel niederrheinischer Schiffsbautechnik. 1875 in Rotterdam vom Stapel gelaufen, konnte sie 2003 nach einer umfangreichen Restaurierung ein zweites Mal Wasser unterm Kiel spüren. Davor wäre das Schiff fast den Gang alles Irdischen gegangen. Bis 1911, als bereits Dampfschiffe den Rhein erobert hatten, segelte die Helena als Frachtschiff. Danach wurde sie nur noch geschleppt. 1979 kam der Frachter auf die Abwrackwerft. Doch traditionsbewusste Rotterdamer Industrielle gründeten eine Stiftung und retteten das Schiff – zum Glück für das Schifffahrtsmuseum und dessen Leiterin Annette Fimpeler, die von einer „hochpersönlichen Begeisterung“ über dieses Geschenk überschwänglich spricht. „Wir wollten etwas Besonderes ausstellen“, erzählte Ernst Lamers, Vorsitzender des Fördervereins, und finanzierten mit rund 30.000 Euro ein außergewöhnliches Geschenk. Denn das einzige Segelschiff mit Rheinpatent darf sogar mit maximal 48 Passagieren zu einer kleinen Flusskreuzfahrt aufbrechen.
Vier Tage dauerte die Tour von Rotterdam nach Düsseldorf. Eine Reise, die selbst für den Skipper Boudewijn Ridder etwas Besonderes darstellt. „Wir kommen nicht so häufig den Rhein hoch“, erzählt er zwischen Tauen und Segeltuch, nachdem das Frachtschiff zu einer kurzen Fahrt zwischen Oberkasseler- und Kniebrücke abgelegt hatte. Wobei ein kräftiger Motor die Schiffsschraube angesichts der Flaute auf dem Rhein antrieb.
Doch dann war es soweit – endlich. Der Motor wurde ausgeschaltet und die Segel gesetzt. Sehr zur Freude der Leichtmatrosen an Bord, aber noch mehr für den Skipper. „Das ist ein toller Moment“, lachte er. Nach einigen Minuten war’s das aber auch schon. Die Diesel wurden wieder angeworfen, und es ging zurück an den Steiger, wo das toll restaurierte niederrheinische Kleinod bis Sonntag liegt und für jedermann zu besichtigen ist. Mitarbeiter des Schifffahrtsmuseums werden die Besucher durchs Schiff führen und viel zu erzählen haben. Die Öffnungszeiten sind von Donnerstag bis Samstag von 11 bis 14 Uhr und am Sonntag von 11 bis 17 Uhr. Auch wenn der Zweimaster den Hafen nicht verlassen wird, so lohnt ein Besuch allemal. Schließlich wurde die Helena bis ins Detail ihres Erbauungsjahres restauriert (Infos unter www.oosterschelde.nl).