Von Christof Roche
Sein ‚WeinHof‘ in Wittlaer ist Kult. Besser bekannt unter Insidern als ‚Bei Helmut‘ liegt sein Geschäft am Kreisverkehr nahe dem Ortseingang neben einem alten Gutshof, der inzwischen als Restaurant genutzt wird. Kein Hochglanzdepot, sondern eine Halle mit schlichtem Charme und unzähligen Kisten Wein aus sämtlichen Regionen dieser Welt. Den Kultcharakter verdankt der WeinHof dabei seinem Inhaber Helmut Schreier, der sein Geschäft in Eigenregie inzwischen 30 Jahre unverändert am selben Platz betreibt. Kunden betonen dabei vor allem: „Helmut ist ein großer Weinkenner. Es reichen schon wenige Ausführungen bezüglich der eigenen Vorlieben, und er holt er den richtigen Wein hervor.“
Dabei sah die ursprüngliche Lebensplanung von Helmut Schreier (Jahrgang 1951) völlig anders aus. Der Sohn eines Dorfschullehrers, aufgewachsen auf dem Land in Niedersachsen, wollte Journalist werden, und schrieb sich nach dem Abitur am Institut für Publizistik in Münster ein, mit den Nebenfächern Germanistik und Philosophie. Unverhofft und anders als geplant, wurde Schreier in jungen Jahren Vater einer Tochter – und gründete eine Familie. Unter der Woche in Münster, und am Wochenende in Mörsen, zog er sein Studium durch, und landete nach dem Abschluss beim Weserkurier, allerdings nicht in der Redaktion, sondern im Vertrieb.
Zwei Jahre blieb er beim Weserkurier, dann wechselte er zu J.H. Bachmann, einer renommierten Weinimportfirma, ebenfalls in Bremen, die auf Weine aus Frankreich spezialisiert war. „Dort hatte ich 1973 erstmals Kontakt mit Wein. Wir haben dann immer mal eine Flasche getrunken, da bin ich auf den Geschmack gekommen, besonders, wenn man die Weine mit Käse kombinierte. Das harmoniert fabelhaft.“ An den Rhein verschlug es ihn drei Jahre später. „Meine Frau wollte vom Land weg in eine Großstadt ziehen. Da haben wir uns für Düsseldorf entschieden.“
Dort übernahm er die Leitung der ersten Filiale von Jacques‘ WeinDepot an der ‚Alten Landstraße 1‘, nachdem seine Frau ihn auf eine Kleinanzeige aufmerksam gemacht hatte. „Das war damals ein absoluter Glücksgriff. Ein gutes Fixgehalt, eine schöne Umsatzbeteiligung und dann – wie von heute auf morgen – ein Schwenk im Verbraucherverhalten. Die Leute, vor allem die gut situierten, wollten auf einmal nur noch trockene Weine trinken und kamen von überall her ins WeinDepot, von Wuppertal, von Krefeld, von Duisburg, aus dem Düsseldorfer Süden und aus dem Norden der Stadt. Das war wie ein Sechser im Lotto.“
Nach sechs Jahren und zahlreichen Besuchen bei Winzern gewann dann aber die Routine die Oberhand — es musste was Neues her. Nach einem kurzen Zwischenstopp in der Selbstständigkeit in Bilk – „Das war nicht das richtige Pflaster für Wein“ – kontaktierte ihn ein ehemaliger Kollege aus dem WeinDepot, ob er bereit sei, für eine neue Kette namens „Franks WeinPalette“ eine Filiale in Wittlaer zu übernehmen. Schreier sagte zu, doch es lief in der Kette nicht rund. Die Zentrale schickte einen Unternehmensberater auch in seine Filiale nach Wittlaer. Das Fazit an die Geschäftsleitung: Der Standort Wittlaer hat nicht das Publikum fürs Weingeschäft.
Das war dann seine Chance, mit Übernahme des Mietvertrags das Geschäft in eigener Verantwortung weiterzuführen – der Beginn von ‚Bei Helmut‘ vor 30 Jahren, am 29. September 1994. Jetzt konnte er seine Stärken frei ausspielen. Seine Kompetenz bei Weinen, seine Fähigkeit, die Gäste zu unterhalten und unterschiedlichste Gesprächsrunden zu moderieren, abends beim Verkauf sich auch mal spontan die Gitarre umhängen und mit Gästen Musik zu machen – kurz: das Ambiente auf die Beine zu stellen, das seine Kunden so lieben:
„Helmut ist nicht nur ein exzellenter Fachmann, der alles über Weine, Anbaugebiete und Rebsorten weiß, sondern auch stets ein angenehmer Gesprächspartner, mit dem man über die großen Themen aus Politik und Wirtschaft inhaltsvoll diskutieren kann.“ Aber nicht nur die Großen Fragen stehen im WeinHof im Mittelpunkt, es geht auch um die lokalen Themen. „Wenn Du wissen willst, was in Wittlaer und Umgebung so gerade passiert, dann gehst Du zu Helmut. Das ist die beste Nachrichtenbörse, und ruckzuck bist Du auf dem neuesten Stand“.
Dazu kommt noch seine Gabe, auf die Kunden individuell einzugehen: „Helmut hat ein phänomenales Gedächtnis. Er weiß zu jedem Kunden dessen Vorlieben und schafft es, dass seine Kunden sich geschmacklich weiterentwickeln.“ Mit diesem Mix verwundert es nicht, dass zwei Drittel seiner Abnehmer Stammkunden sind, die auf ihn schwören. „Helmut schafft eine Atmosphäre, die dazu einlädt zu diskutieren. Wo gibt es das noch: intelligente und kontroverse Diskussionen bei einem guten Wein.“