Von Manfred Fammler
Als Journalist und Autor beim Lokalbüro habe ich auch eine private Seite. Auf dieser Ebene meines Lebens habe ich Berührungspunkte mit den Stadtwerken, die mein Strom- und Gaslieferant sind. Ja, es gibt weitaus preiswertere Anbieter, sagt Verivox, aber manchmal bin ich ein Romantiker – und dazu gehört vielleicht auch meine überholte Meinung über einen lokalen Energieversorger.
Nun hatte ich als Privatperson und nicht als Texter eines öffentlich zugänglichen, gut recherchierten und fundierten Berichtes, also als „Ich“, eine Frage. Dabei wandelte ich auf den Spuren von Gerd Fröbes – ich mag den Begriff – „Otto Normalverbraucher“, einer fiktiven Gestalt, die später von Frau und Herrn Mustermann aufs Altenteil geschickt wurde.
Nachdem ich über 24 Minuten in der Serviceleitung – der nächste Platz wird bald frei – gewartet hatte, hatte ich endlich einen Ansprechpartner am Ohr und stellte meine Frage: „Können Sie mir sagen, wie hoch die durchschnittliche Preissteigerung bei Gas von 2022 auf 2023 bei den Stadtwerken war?“
Gegenfrage: „Sind Sie Kunde?“ Mit diesem Konter hatte ich nicht gerechnet und bekam unaufgefordert einen Vortrag über Staffelungen und andere Details, den ich schließlich etwas bestimmter als in der Umgangssprache üblich unterbrechen musste. Kurzum erhielt ich Informationen, die ein Otto Normalverbraucher – habe ich Ihnen schon erzählt, dass ich diesen Begriff mag? – ohnehin kennt und die mich bei meinem konkreten Anliegen nicht weiterbrachten.
Mit dem nochmaligen Hinweis auf den Durchschnittswert wiederholte ich meine Eingangsfrage, um sicherzugehen, dass mein Gegenüber mein Anliegen wirklich verstanden hatte. „Er dürfe mir die Zahlen nicht geben.“ Nachfrage: „Dürfen Sie nicht, oder haben Sie die Zahlen nicht?“ Antwort: „Es gibt bestimmt eine Fachabteilung, die die Zahlen vorliegen hat.“
Ich horchte auf. „Können Sie die Abteilung kontaktieren oder mir einen Ansprechpartner nennen?“ Nach mehrfacher Wiederholung, warum er das nicht könne oder dürfe, beendete ich das Gespräch – nach insgesamt 27 Minuten, die 24 Minuten Wartezeit inbegriffen.
Vielleicht geht mir langsam ein LED-Lichtlein auf, und ich sollte mit einer Sense durch meinen Hain romantisch verklärter Loyalität spazieren.