Es hat sich viel getan im gerade vergangenen Jahr, auch im Stadtnorden, der mir so vertraut ist wie meine Handtasche. Westen trage ich nämlich nicht.
Dabei gibt es Dauerbrennerthemen, die auf jeder Agenda der Lokalpolitik stehen – und zwar zum Teil seit Jahrzehnten. Die Umgestaltung des Kaiserswerther Marktes gehört dazu. Wobei das Wort „Markt“ es nicht trifft, eher „Platz mit tausenden PKW-Umrundungen pro Tag“. Das ergab die Zählung der beiden jungen Architektinnen, die kurz vor Weihnachten ihre Ideen vorgestellt haben – nicht visionär, aber sehr erfrischend. Sie müssen also nicht, wie Helmut Schmidt es einst formulierte, „zum Arzt gehen“.
Doch die Kombination aus Denkmalschutz und Bauprojekten im öffentlichen Raum ist zäh wie Kaugummi, das unter den Schuhen klebt. Bleibt zu hoffen, dass diese Ideen Raum finden – und die Autos woanders. Zum Beispiel im alten Feuerwehrhaus auf der Friedrich-von-Spee-Straße.
Der Flughafen Düsseldorf konnte zwischen den Jahren 2024 und 2025 den 20. Millionsten Passagier begrüßen. Was am 19. April 1927 als Stadtflughafen im verträumten Lohausen begann, hat sich zum viertgrößten Flughafen Deutschlands hinter Frankfurt, München und Berlin entwickelt. Immer wieder hieß es, dass der Airport Düsseldorf eine Jobmaschine für die Region sei. Doch es gibt noch mehr gute Nachrichten, die nichts mit Kerosin und Lärm zu tun haben – wobei der Flughafen dazu beiträgt, dass Düsseldorf zu Recht die „10-Minutes-Distance-Stadt“ ist.
Auch die neue Feuerwache auf dem großen Parkplatz in Kaiserswerth nimmt Formen an. Hier wird ein hochmoderner Bau den Freiwilligen endlich den dringend nötigen Raum geben. Spatenstich war Ende April 2014 bei strahlendem Sonnenschein, und schon in diesem Jahr soll die Feuerwache fertig werden.
Andere Vorhaben stagnieren – etwa das Bauprojekt des Rheinischen Wasserverbandes auf der Heltorfer Schlossallee. Hier soll die Anger ausgebaut werden. Spatenstich war im April 2024, seitdem herrscht Stillstand.
Dagegen geht es bei der Planung auf dem P1, dem Messeparkplatz in Stockum, richtig rund. Spätestens seit Taylor Swift im Sommer in Düsseldorf aufgetreten ist, haben sich die Macher von D.Live gedacht, dass nun wirklich sechs Bühnen im Stadtnorden nötig sind – damit auch Ed Sheeran nicht mehr nach Gelsenkirchen ausweichen muss, wie 2018.
Protest macht sich breit. Beim Bauprojekt nördlich der Kalkumer Schlossallee stehen sich Planerinnen und Bürgerinnen kontrovers gegenüber. Die Initiative „Grüner Norden Düsseldorf“ (GND) wendet sich vehement gegen die Pläne von Investoren und der Stadt, hier auf 34 Hektar etwa 550 Wohneinheiten für geschätzte 2.200 Menschen zu schaffen. Ob es sich dabei um Neubürger oder Alteingesessene handelt, bleibt dahingestellt.
Düsseldorf hat, wie alle Großstädte in Deutschland, zu wenig Wohnraum. In München etwa sind die Mieten inzwischen höher als im schweizerischen Bern – das spricht für sich. Doch die Frage bleibt: Ist der neu geschaffene Wohnraum bezahlbar? Sonst nützt er nur wenigen.
Auch das Bauvorhaben Marienkrankenhaus in Kaiserswerth wurde abgespeckt. Die Anfrage des Investors, auf dem Gelände noch zwei zusätzliche Townhouses zu errichten, fand in der letzten Sitzung der Bezirksvertretung am 3. Dezember keine Mehrheit. Wie mein Kollege Christof Roche es formulierte: „Kein Freifahrtschein für das Marienkrankenhaus in Kaiserswerth“ (NordNews, 5.12., www.lokalbuero.com). Der Charakter des Geländes, das lange von einer Klinik geprägt wurde und den Ortsmittelpunkt von Kaiserswerth entscheidend mitbestimmt hat, soll trotz Neubau erhalten bleiben – ein gutes Zeichen.
Auf den neuen Supermarkt auf dem Dreiecksparkplatz muss Kaiserswerth weiter warten. Der Investor sprang im Sommer ab. Es heißt, Unstimmigkeiten mit der Verwaltung seien der Grund gewesen. Nun läuft die Suche nach einem neuen Partner.
Das Viertel rund um die Verweyenstraße, die ehemalige Rheinbahnsiedlung an der Kalkumer Schlossallee, nimmt weiter Formen an. Die alten Häuser sind abgerissen. Und dort, wo sich riesige Sandhaufen türmen, entsteht schon bald ein neues Quartier unter der Regie der Düsseldorfer Wohnungsgenossenschaft (DWG).
Der Leerstand in Kaiserswerth nimmt hingegen zu. Die Parfümerie Becker schloss ohne Vorwarnung über Nacht – der Mietvertrag sei ausgelaufen, hieß es. Auch die Diakoniebuchhandlung, in der schon bekannte Studenten Ende der 70er-Jahre ihre Mathematikbücher gekauft haben, hat zum Jahresende ihre Regale abgebaut. Ebenso die stark frequentierte Postfiliale. Bis heute ist nicht entschieden, wo es in Kaiserswerth eine neue Post geben wird.
Das Restaurant Four Seasons an der Ecke Kaiserswerther Markt/An St. Swidbert hat keine Sushi mehr im Angebot. Stattdessen eröffnete an gleicher Stelle eine neue Gastronomie namens „Genusswerkstatt“.
Das Fingernagelstudio „Lashes & Spa“ am Kaiserswerther Markt hat gut zu tun – der schöne Schein hat Hochkonjunktur. Auch wenn das Personal kaum Deutsch spricht, gibt es Lacke in allen Formen und Farben. Das Geschäft brummt. Auch ohne Worte.
Ob das auch für die bibliophile Welt gilt, ist unklar. Der Bücherschrank auf dem Kaiserswerther Markt erfreut sich regen Zuspruchs. Direkt gegenüber liegt die Buchhandlung „Lesezeit“ mit einem außerordentlich ausgewählten Sortiment – sie sucht allerdings einen Nachfolger.
Da dürfen sich die Menschen nicht wundern: Wer lieber im Netz als stationär kauft, sollte vom Leerstand nicht überrascht sein. Oder?
Und auch sonst drehen sich die Räder weiter – von Angermund über Kalkum und Kaiserswerth bis Lohausen, Stockum und Wittlaer. Mehr dazu in Kürze.