Das Viertel rund um die Verweyenstraße nimmt Formen an.<br />
Visualisierung: DWG<br />
Der Kaiserswerther Markt, der nicht aussieht wie ein Markt © Gabriele Schreckenberg<br />

Es hat sich viel getan im gerade ver­gan­ge­nen Jahr, auch im Stadt­nor­den, der mir so ver­traut ist wie meine Hand­ta­sche. Wes­ten trage ich näm­lich nicht.

Dabei gibt es Dau­er­bren­ner­the­men, die auf jeder Agenda der Lokal­po­li­tik ste­hen – und zwar zum Teil seit Jahr­zehn­ten. Die Umge­stal­tung des Kai­sers­wert­her Mark­tes gehört dazu. Wobei das Wort „Markt“ es nicht trifft, eher „Platz mit tau­sen­den PKW-Umrun­dun­gen pro Tag“. Das ergab die Zäh­lung der bei­den jun­gen Archi­tek­tin­nen, die kurz vor Weih­nach­ten ihre Ideen vor­ge­stellt haben – nicht visio­när, aber sehr erfri­schend. Sie müs­sen also nicht, wie Hel­mut Schmidt es einst for­mu­lierte, „zum Arzt gehen“.

Doch die Kom­bi­na­tion aus Denk­mal­schutz und Bau­pro­jek­ten im öffent­li­chen Raum ist zäh wie Kau­gummi, das unter den Schu­hen klebt. Bleibt zu hof­fen, dass diese Ideen Raum fin­den – und die Autos woan­ders. Zum Bei­spiel im alten Feu­er­wehr­haus auf der Friedrich-von-Spee-Straße.

Der Flug­ha­fen Düs­sel­dorf konnte zwi­schen den Jah­ren 2024 und 2025 den 20. Mil­li­ons­ten Pas­sa­gier begrü­ßen. Was am 19. April 1927 als Stadt­flug­ha­fen im ver­träum­ten Lohau­sen begann, hat sich zum viert­größ­ten Flug­ha­fen Deutsch­lands hin­ter Frank­furt, Mün­chen und Ber­lin ent­wi­ckelt. Immer wie­der hieß es, dass der Air­port Düs­sel­dorf eine Job­ma­schine für die Region sei. Doch es gibt noch mehr gute Nach­rich­ten, die nichts mit Kero­sin und Lärm zu tun haben – wobei der Flug­ha­fen dazu bei­trägt, dass Düs­sel­dorf zu Recht die „10-Minu­tes-Distance-Stadt“ ist.

Auch die neue Feu­er­wa­che auf dem gro­ßen Park­platz in Kai­sers­werth nimmt For­men an. Hier wird ein hoch­mo­der­ner Bau den Frei­wil­li­gen end­lich den drin­gend nöti­gen Raum geben. Spa­ten­stich war Ende April 2014 bei strah­len­dem Son­nen­schein, und schon in die­sem Jahr soll die Feu­er­wa­che fer­tig werden.

Andere Vor­ha­ben sta­gnie­ren – etwa das Bau­pro­jekt des Rhei­ni­schen Was­ser­ver­ban­des auf der Hel­tor­fer Schloss­al­lee. Hier soll die Anger aus­ge­baut wer­den. Spa­ten­stich war im April 2024, seit­dem herrscht Stillstand.

Dage­gen geht es bei der Pla­nung auf dem P1, dem Mes­se­park­platz in Sto­ckum, rich­tig rund. Spä­tes­tens seit Tay­lor Swift im Som­mer in Düs­sel­dorf auf­ge­tre­ten ist, haben sich die Macher von D.Live gedacht, dass nun wirk­lich sechs Büh­nen im Stadt­nor­den nötig sind – damit auch Ed Sheeran nicht mehr nach Gel­sen­kir­chen aus­wei­chen muss, wie 2018.

Pro­test macht sich breit. Beim Bau­pro­jekt nörd­lich der Kal­ku­mer Schloss­al­lee ste­hen sich Pla­nerinnen und Bür­gerinnen kon­tro­vers gegen­über. Die Initia­tive „Grü­ner Nor­den Düs­sel­dorf“ (GND) wen­det sich vehe­ment gegen die Pläne von Inves­to­ren und der Stadt, hier auf 34 Hektar etwa 550 Wohn­ein­hei­ten für geschätzte 2.200 Men­schen zu schaf­fen. Ob es sich dabei um Neu­bür­ger oder Alt­ein­ge­ses­sene han­delt, bleibt dahingestellt.

Düs­sel­dorf hat, wie alle Groß­städte in Deutsch­land, zu wenig Wohn­raum. In Mün­chen etwa sind die Mie­ten inzwi­schen höher als im schwei­ze­ri­schen Bern – das spricht für sich. Doch die Frage bleibt: Ist der neu geschaf­fene Wohn­raum bezahl­bar? Sonst nützt er nur wenigen.

Auch das Bau­vor­ha­ben Mari­en­kran­ken­haus in Kai­sers­werth wurde abge­speckt. Die Anfrage des Inves­tors, auf dem Gelände noch zwei zusätz­li­che Town­hou­ses zu errich­ten, fand in der letz­ten Sit­zung der Bezirks­ver­tre­tung am 3. Dezem­ber keine Mehr­heit. Wie mein Kol­lege Chris­tof Roche es for­mu­lierte: „Kein Frei­fahrt­schein für das Mari­en­kran­ken­haus in Kai­sers­werth“ (Nord­News, 5.12., www.lokalbuero.com). Der Cha­rak­ter des Gelän­des, das lange von einer Kli­nik geprägt wurde und den Orts­mit­tel­punkt von Kai­sers­werth ent­schei­dend mit­be­stimmt hat, soll trotz Neu­bau erhal­ten blei­ben – ein gutes Zeichen.

Auf den neuen Super­markt auf dem Drei­ecks­park­platz muss Kai­sers­werth wei­ter war­ten. Der Inves­tor sprang im Som­mer ab. Es heißt, Unstim­mig­kei­ten mit der Ver­wal­tung seien der Grund gewe­sen. Nun läuft die Suche nach einem neuen Partner.

Das Vier­tel rund um die Verw­ey­en­straße, die ehe­ma­lige Rhein­bahn­sied­lung an der Kal­ku­mer Schloss­al­lee, nimmt wei­ter For­men an. Die alten Häu­ser sind abge­ris­sen. Und dort, wo sich rie­sige Sand­hau­fen tür­men, ent­steht schon bald ein neues Quar­tier unter der Regie der Düs­sel­dor­fer Woh­nungs­ge­nos­sen­schaft (DWG).

Der Leer­stand in Kai­sers­werth nimmt hin­ge­gen zu. Die Par­fü­me­rie Becker schloss ohne Vor­war­nung über Nacht – der Miet­ver­trag sei aus­ge­lau­fen, hieß es. Auch die Dia­ko­nie­buch­hand­lung, in der schon bekannte Stu­den­ten Ende der 70er-Jahre ihre Mathe­ma­tik­bü­cher gekauft haben, hat zum Jah­res­ende ihre Regale abge­baut. Ebenso die stark fre­quen­tierte Post­fi­liale. Bis heute ist nicht ent­schie­den, wo es in Kai­sers­werth eine neue Post geben wird.

Das Restau­rant Four Sea­sons an der Ecke Kai­sers­wert­her Markt/An St. Swid­bert hat keine Sushi mehr im Ange­bot. Statt­des­sen eröff­nete an glei­cher Stelle eine neue Gas­tro­no­mie namens „Genuss­werk­statt“.

Das Fin­ger­na­gel­stu­dio „Las­hes & Spa“ am Kai­sers­wert­her Markt hat gut zu tun – der schöne Schein hat Hoch­kon­junk­tur. Auch wenn das Per­so­nal kaum Deutsch spricht, gibt es Lacke in allen For­men und Far­ben. Das Geschäft brummt. Auch ohne Worte.

Ob das auch für die biblio­phile Welt gilt, ist unklar. Der Bücher­schrank auf dem Kai­sers­wert­her Markt erfreut sich regen Zuspruchs. Direkt gegen­über liegt die Buch­hand­lung „Lese­zeit“ mit einem außer­or­dent­lich aus­ge­wähl­ten Sor­ti­ment – sie sucht aller­dings einen Nachfolger.

Da dür­fen sich die Men­schen nicht wun­dern: Wer lie­ber im Netz als sta­tio­när kauft, sollte vom Leer­stand nicht über­rascht sein. Oder?

Und auch sonst dre­hen sich die Räder wei­ter – von Anger­mund über Kal­kum und Kai­sers­werth bis Lohau­sen, Sto­ckum und Witt­laer. Mehr dazu in Kürze.

So soll die neue Feuerwache in Kaiserswerth aussehen.<br />
Visualisierung: Stadt Düsseldorf<br />