Das Stadtmuseum, Berger Allee 2, präsentiert ab dem 1. Februar bis zum 30. März 2025 eine multimediale Ausstellung in den Projekträumen des Hauses. Die Eröffnung am Samstag, 1. Februar, um 16 Uhr ist für alle Interessierten kostenfrei zu besuchen. Unter dem Titel “Queer Spaces” zeigt das Museum in drei Räumen die Arbeiten junger, queerer Künstler*innen, die sich in ihren Werken mit den Alltäglichkeiten, Hindernissen und Gefühlswelten des Lebens und mit Familienkomplexen auseinandersetzen. Zu sehen sind Videoarbeiten, Fotografien und Toninstallationen.
Jana Dasenbrock befasst sich in ihren Arbeiten mit Feminismus und Queerness, so auch in der erstmalig präsentierten Werkreihe “Spenderbriefe”. Sie reflektiert anhand von Fragebögen, ausgefüllt von Samenspendern, die Hürden einer queeren Familiengründung. Briefe von Spendern sind für alle Menschen über diverse Vermittlungsagenturen im Internet aufrufbar. Diese Informationen dienen als Grundlage ihrer Fotoarbeiten. Akustisch ergänzt werden die Aufnahmen durch eine KI-generierte Lesung ausgewählter Briefe.
Neven Hauswirths interdisziplinäre Praxis beschäftigt sich mit den komplexen Zusammenhängen von Körperempfinden, Identität und Zugehörigkeit. Über den Zugang der Videokunst und immersiven Rauminstallationen widmet sich Hauswirth einer kritischen Reflexion der (emotionalen) Bedingungen von Marginalisierung. Beeinflusst von der Arbeit mit fotografischem Archivmaterial gelingt es ihr Momente der Selbstwahrnehmung, wie beispielsweise frühe Empfindungen von Zufriedenheit/Queer Joy dokumentarisch einzufangen und diese Erfahrungen zum Erleben in den Arbeiten festzuhalten. Arbeiten wie “Sprungturm, Euphoric Waters (2024)” schlagen eine sensible Brücke zwischen den im Dialog mit jungen queeren Menschen eingefangenen Situationen emotionaler Sensibilität und den Betrachtenden. Sie fordern Raum für eine vertiefte Auseinandersetzung und Verortung der Themen Angst, Zufriedenheit und Inklusion während des Aufwachsens im Kontext von Cis- und Transidentität.
Moritz Krauths künstlerische Praxis kombiniert Fotografie, Video und Performance und nutzt häufig Literatur, die sich auf unterschiedliche Weise mit dem Begriff der Kernfamilie auseinandersetzt. Damit werden soziale Experimente geschaffen, die dann visuell in verschiedene Kanäle übersetzt werden. Die Kunstwerke bewegen sich zwischen Fiktion, Dokumentation und historischen Fakten. Krauth betrachtet Vorgänge in intimen, häuslichen Situationen. Ebenso nimmt er die öffentliche Präsentation der eigenen Person in den Fokus. Er erweitert und verkompliziert die Lesart von Gesellschaft, Individualismus und die Schaffung von Konventionen.
Zwei Arbeiten des Künstlers* werden in der Ausstellung im Stadtmuseum gezeigt: In “The Inconspicuous Cliff” setzt er sich mit dem Thema der Geschwisterliebe vor dem Hintergrund der Romanvorlage “Franziska Linkerhand” von Brigitte Reimann auseinander und montiert sie, im Selbstversuch mit seinem Bruder, zu einer fiktiven Dokumentation über Liebe, Identität und Familie. Die Arbeit “Getting Married in the Morning” kann als nächstes Kapitel dessen verstanden werden. Inspiriert durch Christian Krachts Roman “Faserland” entsteht eine Studie, welche die komplexen Beziehungen innerhalb einer Familie beleuchtet.
Hintergrund
Moritz Krauth schloss 2012 mit einem MFA sowie als von der Pariser Handelskammer anerkannter* Fotograf* die Fotografie-Schule GOBELINS Paris, l’école de la création visuelle ab und studierte danach Freie Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof.in Dominique Gonzalez-Foerster und Prof.in Keren Cytter und wurde 2019 Meisterschüler* von Prof. Christopher Williams in der Klasse für Fotografie. Seitdem arbeitet Krauth als freier* Künstler*. Krauths Arbeiten wurden kürzlich unter anderem an folgenden Orten präsentiert und in Auftrag gegeben von: Serpentine (London, UK), Museum Ludwig (Köln), K21 (Kunstsammlung NRW, Düsseldorf), Kunsthalle Düsseldorf (Düsseldorf), Museum Kurhaus Kleve (Kleve), Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen (Düsseldorf), Kunstverein Harburger Bahnhof (Hamburg), Kunstverein Duisburg (Duisburg), Raiosha Gallery (Tokyo, JPN), Cité Internationale des Arts (Paris, FR).
Jana Dasenbrock legt einen Schwerpunkt auf dokumentarische und konzeptionelle Fotografie. In ihren freien Arbeiten setzt sie sich mit Raumnutzung, sozialer Konstruktion und Identität auseinander. Eine Berufsausbildung im Bereich der Dokumentarfotografie und ein Studium der angewandten Sprach- und Kulturwissenschaft, das sie 2017 abschloss, ermöglichen es ihr, künstlerische Praxis mit technischer Expertise und diskursivem Denken zu verknüpfen. Sie lebt und arbeitet im Rheinland.
Neven Hauswirth studiert Geschichte und Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin und an der Kunstakademie Düsseldorf in der Klasse von Prof. Gregor Schneider. Ihre Arbeiten wurden beispielsweise im Rahmen des Rundgangs der Kunstakademie Düsseldorf 2024 und des Asphaltfestivals Düsseldorf 2023 (34 Ost) als Teil der Gruppenperformance ‚“eat my fear‘” präsentiert. Hauswirth lebt und arbeitet in Berlin.