OK, es ist ein wenig lang. Aber wir sind der Meinung, dass auch die Naturschützer und Gegner des neuen Open Air-Geländes an der Messe nach ihrem Gespräch mit OB Geisel am 16. April ausführlich zu Wort kommen sollten.
Bitte sehr:
Forderungen der Baumschutzgruppe Düsseldorf:
Ed Sheeran in die ESPRIT Areana!
Die Baumschutzgruppe hat in der Angelegenheit des sich im Vorplanstadium befindlichen Eventgeländes D.LIVE Open Air Thomas Geisel aufgefordert, jeden möglicherweise entstehenden Nachteil zu berücksichtigen und von der Stadt Düsseldorf abzuwenden.
Baumerhalt
Mit Verweis auf die Aussage in der Kooperationsvereinbarung 2014 – 2020 für die Landeshauptstadt Düsseldorf, dass (insbesondere nach ELA) der Erhalt von Bäumen als ein vorrangiges Ziel des Planens und als Bestandteil des Wertesystems vorrangig zu betrachten sei, erwartet die Baumschutzgruppe auch ein Wertesystem als Maßstab im Umgang mit den 104 Messebäumen als unbedingte Grundlage zu nehmen. Ein ausgewachsener Baum kann rund 10 (bis 20) Menschen am Tag mit Sauerstoff versorgen. In der aktuellen Situation um Luftreinhaltung ist der Verzicht auf jeden einzelnen Baum unverhältnismäßig! Der ökologische Beitrag eines alten Baumes ließe sich auf Jahre nicht oder aktuell mit jeweils 1.000 Neupflanzungen pro gefälltem Exemplar ersetzen. Dies zählt insbesondere in unserer dicht bebauten Stadt, die kaum noch große natürliche Freiflächen besitzt. Unser Eindruck: Das geplante Open Air Gelände in Düsseldorf hat den ökonomischen Gewinn, nicht aber ökologische Dringlichkeiten im Blick.
Unrechtmäßig
Der Oberbürgermeister hat bestätigt, dass der Vertrag mit Ed Sheerans Management längst unterschrieben ist. Auch wurde bereits mit Baumverpflanzungen begonnen, obwohl noch gar nicht klar ist, ob der Rat der Stadt seine Zustimmung dafür erteilen wird. Aus Sicht der Baumschutzgruppe Düsseldorf als auch vieler Bürger erscheint dieses Vorgehen äußerst fragwürdig, insbesondere auch, weil evtl. Abholzungen nach dem APS Termin Ende Mai gegen den Paragrafen 44, Abs. 1 Nr. 2 des Bundesnaturschutzgesetzes verstoßen würden: Vom 1. März bis zum 30. September herrscht Brut- und Schonzeit, Fällungen sind verboten. Diese Vorgabe lässt sich auch nicht dadurch umgehen, indem man auf Ausnahmeregelungen verweist, denn die Natur kennt diese nicht.
Verantwortungsvoller Umgang mit den Finanzen
Über den Baumschutz hinaus geht es nicht nur uns, sondern auch einer großen Zahl von UnterstützerInnen, um einen verantwortungsvollen Umgang mit öffentlichen Geldern. Die ESPRIT-Arena, die für Großevents in Düsseldorf gebaut wurde, muss jährlich mit Millionen Euro an Steuergeldern bezuschusst werden. Die mangelnde Auslastung kostet den Steuerzahler acht Euro pro verkauftes Ticket laut einer Pressemeldung in den letzten Wochen. Diese Arena nicht zu nutzen, erscheint uns nicht nachvollziehbar (auch, da Ed Sheeran auf seiner Welttournee in vielen vergleichbaren Hallen auftritt). Mit der Einrichtung einer Open Air-Fläche entstehen zusätzlich erhebliche Kosten, die sich für Baumausgrabungen auf mindestens 150.000 Euro belaufen werden (für den Fall des Zurücksetzens ist ein ebenso hoher Betrag zusätzlich anzusetzen). Dies ist aus unserer Sicht eine gehörige Summe zu einem Zeitpunkt, an dem noch nicht absehbar Genehmigungen dafür vorliegen – kein verantwortungsvoller Umgang mit Steuergeldern der DüsseldorferInnnen.
Wasserschutzzone des Wasserwerks und achtsamer Umgang mit Wasser
Es ist sicher zu stellen, dass durch die Nutzung der Eventfläche keine Gefährdung des direkt nebenan liegenden Wasserwerks entsteht, vor allem im Falle eines Brandes! Die geplante Open Air Park-Fläche befindet sich in der Wasserschutzzone 3a. Um diesen komplexen Sachverhalt gesichert prüfen zu können, muss eine Stellungnahme der Stadtwerke Düsseldorf eingeholt werden. Ein weiterer problematischer Aspekt liegt in einer möglichen Verunreinigung des benachbarten Rheinufers als »Picknickzone« durch Eventbesucher und Zaungäste. Und es ist zu beachten, dass der Wasserverbrauch bei Großveranstaltungen um ein Vielfaches über dem Tagesdurchschnitt im Alltag liegt. Dem Verbrauch von Wasser kommt daher als Umwelteinwirkung bei Großevents eine sehr wichtige Rolle zu. Dies auch, da bisher kein Nachhaltigkeitskonzept für Catering, Müllentsorgung, Mobilität und Abwasser vorliegt und diese Verantwortung bei den jeweiligen Konzertveranstaltern und nicht bei der Stadt als Besitzerin der Fläche liegen soll.
Flugsicherheit: Eventfläche direkt unter Landezone (Licht & Ton)
Die geplante Open Air-Fläche befindet sich direkt in der Landeanflugzone des stark frequentierten Flughafens. Es gibt übrigens keine Stadt in Deutschland, deren Flughafen so nah im Stadtgebiet liegt! Hinsichtlich der Flugsicherheit bestehen große Bedenken, da eine Gefährdung des Flugverkehrs durch Lichtkegel oder Laserstrahlen zu Konzerten dieser Art dazugehören. Übrigens ist der 22. Juli der zweite Sonntag in den NRW-Sommerferien. Der Flughafen hat sicherlich nicht die Absicht, nur einen eingeschränkten Betrieb zu „fliegen“ (zwischen 19 und 23 Uhr finden regelmäßige Landungen und Starts statt). Die ohrenbetäubenden Landungen scheinen auch aus musikalischer Sicht kein ideales Hintergrundambiente für Open Air Konzerte. Insbesondere für Musiker leiser Töne (wie Ed Sheeran) wäre kein „Perfect Duett“ mit ohrenbetäubenden Motorengeräuschen zu erwarten…
Sicherung der Verkehrswege
Auch in Bezug auf die am 22.7. besonders herausfordernde Situation der Sicherung der Verkehrswege (Ed Sheerans Show mit 80.000 Besuchern und die Großkimes am Rhein mit bis zu 150 000 Besuchern an einem Abend) geht es nicht nur um die Kapazitäten der Eventflächen, sondern, wie die Katastrophe der Love Parade in Duisburg zeigte, auch um die Zuwegung bis hin zur Verkehrssituation in der Innenstadt bei An- und Abfahrt der Gäste.
Die Baumschutzgruppe betont, dass es sich bei der Prüfung aller Faktoren keinesfalls um ein Tagesgeschäft handelt. Sie erwartet, dass die Verwaltung Unterlagen zur Genehmigung der Eventfläche in Ruhe und gänzlich ohne politischen Druck hinreichend prüfen kann. Die Entscheider in verantwortlichen Ämtern und politischen Gremien werden daran gemessen werden müssen, welche Folgen die Stadt Düsseldorf riskiert, für die auf lange Sicht hin kein „Ausgleich“ vorgesehen wird. Ein ökologischer Ausgleich ist aus Sicht der Baumschutzgruppe nicht leistbar, da die Fällungen in der Schonzeit stattfinden werden und ein gesetzlicher Ausgleich durch Nachpflanzungen eine „Entnahme“, wie es bei dem Veranstalter heißt, außerhalb der Schonzeit voraussetzt. Im Übrigen ist diese Rechnung von Baumstückzahlen nicht hinreichend (Phytomasse), wie viele Fachveröffentlichungen belegen. Nicht zu vergessen ist ein Imageschaden, falls die „Erweiterung des Eventort-Portfolios“ nicht zum gewünschten finanziellen Erfolg führen sollte. Wir bitten Sie, Herr Geisel: Setzen Sie ein Zeichen. Signalisieren Sie, dass Sie die dringenden umweltpolitischen Anforderungen an die Landeshauptstadt Düsseldorf wahr- und ernst nehmen. Zeigen Sie, das Gemeinwohl der BürgerInnen an erste Stelle steht.
Ed Sheeran please perform in the ultramodern, hightech ESPRIT Arena! And we are very pleased about your Hoody with a bird on a tree. Help us to save 104 trees!
PS: Die Baumschutzgruppe Düsseldorf weist darauf hin, dass ihr keine Einladung zu dem Vorortpressetermin von Herrn Brill (DCSE) am 13.4. zuging. Ebenso erhielt sie bisher von ihm keine Antwort auf ihren Offenen Brief. Zu bemängeln ist außerdem die vergangene Presseberichterstattung (u.a. wird im Düsseldorfer »Express« behauptet, die „Baumschützer“ seien trotz Einladung zu diesem Pressetermin am 13.4. nicht erschienen).