Zwei Sessel statt einer Couch
Auch auf der Jonges-Bühne gelten die Corona-Regeln
Großer Fußballverstand war am Dienstag auf der Jonges-Bühne präsent: Martina Voss-Tecklenburg, Trainerin der Frauen-Fußballnationalmannschaft, Nationalspielerin mit 125 Länderspielen für Deutschland und zahlreichen internationalen und nationalen Titeln, dreifache Fußballerin des Jahres und Mitglied des Aufsichtsrates von Fortuna Düsseldorf. Im Gespräch mit Gianni Costa, dem Sportchef der Rheinischen Post, ließ sie sich in ihre Trainerinnen-Seele schauen. Dazu hatte sie auf der Jongescouch Platz genommen, die diesmal allerdings aus zwei Sesseln bestand. Und auf die Frage nach einem Wunschtransfer für Fortuna, auch außerhalb aller Möglichkeiten, hatte sie eine spontane Antwort: Zlatan Ibrahimovic. „Ich mag halt Typen.“
Die jetzige Coronazeit trifft sie hart. Keine Zuschauer im Stadion und fürs sie als Trainerin eine Phase bisher ungewohnter Einschränkungen. Seit mehreren Monaten gab es kein Training mehr mit den Spielerinnen. Da war auch schon mal die Einschaltung von Sportpsychologen vonnöten, um den Spielerinnen mental über die aktuelle Situation hinweg zu helfen.
Selbstkritisch räumte sie ein, dass die deutschen Fußballfrauen leider nicht mehr so erfolgreich sind wie in den 1990er-Jahren: „Diese Ausnahmestellung wird es nicht mehr geben, immer mehr Nationen sind konkurrenzfähig geworden.“ Die DFB-Frauen arbeiten jetzt auf die EM 2022 hin. Ein Satz, den sie gar nicht mehr hören möchte ist „Werbung für den Frauenfußball machen.“ Sie sieht den Fußball allgemein und nicht in der Geschlechterrolle. Aber sie räumt auch ein, dass es im Frauenfußball tolle Persönlichkeiten gibt, die aber in der Öffentlichkeit „nicht sichtbar“ werden.
In ihrer Rolle als Fortuna-Aufsichtsratsmitglied möchte sie ihre Erfahrungen einer reichen Fußballerinnen-Karriere einbringen. Und sie fiebert natürlich auf der Tribüne auch mit, gerade bei den von der Fortuna verschenkten Punkten in den letzten Spielminuten. Sie hofft, dass es bis Oktober gelingt (bis dahin sind Transfers noch möglich) geduldig zu bleiben, eine gute Strategie zu haben und die bestimmten Spielertypen zu gewinnen, die es für das. System des Trainers braucht. „Fortuna hat jedenfalls den Anspruch auf die Bundesliga.“
Text: Manfred Blasczyk