Bedarfsbeschluss in den politischen Gremien/Kosten für die dringliche Sanierung und die Fassadensanierung des Schlosses liegen bei rund 5,26 Millionen Euro
Schloss Jägerhof wurde im vergangenen Jahr eingehend auf seinen baulichen, technischen und baurechtlichen Zustand hin überprüft. Dabei wurden zahlreiche Sanierungsbedarfe unterschiedlicher Gewichtung festgestellt. So wurden erhebliche Mängel des seit 1984 unter Denkmalschutz stehenden Schlosses vor allem im Bereich der elektrotechnischen Anlagen, des baulichen Brandschutzes und der Außenfassaden festgestellt.
Neben einigen kurzzeitigen Schließungen des Museums aufgrund von technischen Defekten, musste zuletzt im Frühsommer die elektrische Versorgung einiger Teile des 2. Obergeschosses einschließlich des Schneidersaals und des gesamten Dachgeschosses stillgelegt werden. Zur Umsetzung von ersten sicherheitsrelevanten Sofortmaßnahmen zur Sicherung der grundlegenden Stromversorgung wurde im August 2020 eine Dringlichkeitsentscheidung herbeigeführt. So konnten unter anderem bereits die Erneuerung der Brandmeldeanlage, der Elektrohauptverteilung einschließlich sämtlicher Unterverteilungen und der Trafostation veranlasst werden. Der Schneidersaal und der Silbersaal sind nach wie vor betroffen. Veranstaltungen können noch nicht stattfinden.
Für die weiteren dringlichen brandschutztechnischen und baulichen Sanierungsmaßnahmen und die Fassadensanierung am Goethe-Museum wird nun ein Bedarfsbeschluss mit Kosten in Höhe von rund 5,26 Millionen Euro in den Bauausschuss, 22. September, und den Kulturausschuss am 24. September eingebracht, bevor der Rat am 8. Oktober 2020 entscheidet. Aufgrund der dringenden Handlungsbedarfe sollen die Maßnahmen in zwei Paketen geplant und ausgeführt werden:
Maßnahmenpaket 1: Fassadensanierung
Die Fassade des Schlosses weist deutliche Schäden an den Putzflächen, Natursteingesimsen und ‑einfassungen sowie den Fenstern und Holzeinfassungen auf und muss dringend restauriert werden. Für die Arbeiten sind Kosten von 1.634.000 Euro berechnet worden. Im Mai 2019 wurden Fördermittel für die Fassadensanierung durch den Bund in Höhe von 450.000 Euro in Aussicht gestellt. Für die Bewilligung muss neben der bereits vorliegenden denkmalrechtlichen Erlaubnis auch ein Ausführungs- und Finanzierungsbeschluss vorliegen. Dieser soll im vierten Quartal 2020 in die politischen Gremien eingebracht werden.
Maßnahmenpaket 2: Weitere Sanierungsmaßnahmen
Neben der rein elektro- und brandschutztechnischen Sanierung soll das Gebäude baulich saniert und umgebaut werden. Hierfür ist insbesondere der Keller trocken zu legen und das Kellergeschoss für erforderliche Nutzflächen neu zu ordnen. Im Rahmen der Sanierung soll in Abstimmung mit dem Denkmalschutz zudem ein notwendiger dauerhafter zweiter Rettungsweg geschaffen werden. Ebenfalls in Abstimmung mit dem Denkmalschutz soll durch entsprechende Maßnahmen die Barrierefreiheit verbessert werden. Dies betrifft unter anderem den Zugang zum Schloss, der derzeit für Menschen mit einer Gehbehinderung nicht ohne fremde Hilfe möglich ist. Ferner sollen der Schneidersaal und der Silbersaal restauriert werden, so dass diese Räume wieder für diverse Veranstaltungen der Stadt zur Verfügung stehen. Bei der Sanierung sollen auch ökologische Aspekte bedacht werden, wie zum Beispiel die Umstellung der gesamten Beleuchtung auf LED. Für das Maßnahmenpaket 2 mit Kosten in Höhe von circa 4.076.000 Euro soll im 1. Quartal 2022 ein Ausführungs- und Finanzierungsbeschuss vorgelegt werden.
Das Goethe-Museum ist seit 1987 im Schloss Jägerhof beheimatet und besitzt eine einzigartige Sammlung von Originalen zu Goethe und seiner Zeit. Als größte von einem Privatsammler aufgebaute Goethe-Sammlung der Welt umfasst sie mit Handschriften und Büchern, Gemälden und Skulpturen sowie Musikalien alle Kunstgattungen. Zudem zählt das Museum international zu den drei großen bedeutsamen Goethe-Archiven und Forschungsstätten. Des Weiteren nutzt das Hetjens — Deutsches Keramikmuseum den Schneidersaal und Silbersaal als Ausstellungsraum.