Man kann es nicht schmecken, nicht riechen. Und nach nur wenigen Atemzügen tötet es. Lautlos. Das Gas Kohlenmonoxid! Dieses Zeugs soll quer durch unser Land gepumpt werden. Durch eine Pipeline, 67 Kilometer weit — von Dormagen nach Krefeld. Mitten durch Wohngebiete, durch Vorgärten, teils nur 20 Meter von Wohnhäusern und Schulen entfernt. Betroffen: Über 110.000 Menschen, die in 10 Städten wohnen, die an der bereits beinahe fertigen Rohrleitung liegen. Erst muss noch die zweite GeoGrid-Matte über fast die ganzen 67 km eingebaut werden, womit eine der vielen Pannen ausgebügelt werden soll. Dazu stehen auch noch neue Klagen zur Verhandlung an, sie kommen zu den noch „ca. 40 ruhenden” Altklagen hinzu. Der Betreiber: Covestro, ehemals Bayer. Seit über 15 Jahren streiten sich die betroffenen Bürger, vertreten durch Bürgerinitiativen, unterstützt von allen Bürgermeistern und Landräten entlang der CO-Trasse, mit den mächtigen Konzernen um die Giftgasröhre. Und nach 15 Jahren aufreibenden Kampfes droht jetzt tatsächlich ein neuer Rückschlag. Dazu schreibt Initiativen-Sprecher Dieter Donner:
Revision zur CO-Pipeline durch das Bundesverwaltungsgericht verweigert — Gerichte machen zu und wollen CO-Pannen-Pipeline an den Start lassen
Hat es schon einmal ein solch „krummes“ Verfahren gegeben? Das Hickhack um die seltsame CO-Pipeline könnte als Lehrbuch für die „Verschiebung von Verantwortlichkeiten“ durch Politik, Verwaltung und Gerichte in die Geschichte eingehen. Das OVG hat in seiner denkwürdigen Entscheidung von August 2021 dem Bau von Giftgas-Pipelines mitten durch Wohngebiete grünes Licht gegeben und nun verweigert das Bundesverwaltungsgericht einen gründlichen prüfenden Blick. Es hätte zum Rechtsfrieden vor Ort beitragen können, die Entscheidung noch mal an höherer Stelle zu prüfen. Leider hat das Gericht die Chance verstreichen lassen. So müssen nicht nur 110.000 Einwohner in der betroffenen Region darauf einstellen, demnächst tagtäglich mit der neuen Bedrohung leben: eine Giftgas-Leitung, deren Pannen sie beim Bau jahrelang vor Augen hatten. Für Covestro und andere Konzerne wurde mit der Entscheidung eine Tür aufgestoßen, ihre gefährlichen Substanzen nicht mehr auf dem Werksgelände sichern zu müssen, sondern öffentlichen und privaten Grund dafür zu nutzen – mit höchstem richterlichen Segen.
Die jüngsten Ereignisse rund um die Explosion bei Currenta in Leverkusen haben gezeigt, wie weit es im Ernstfall um die Sicherheitsversprechen von Unternehmen bestellt ist – wenn Politik und Verwaltung Verantwortlichkeiten hin und her schieben. Wir werden uns die letzte Begründung des Bundesverwaltungsgerichtes noch genau ansehen. Und wir werden als Initiative weiter für bürgernahe und demokratiegerechte Verfahren kämpfen und notfalls auch die Europäische Gerichtsbarkeit bemühen.
Aber warum das Theater um eine Pipeline? Was ist so schlimm? Lokalbüro hat sich mal erkundigt. Bei einem Vollbruch der Giftröhre wird eine Rettung nahezu unmöglich, wie die Feuerwehren seit langem betonen. Zu Hause bleiben hilft nicht. Wissenschaftler des Instituts für Brand- und Katastrophenschutz in Heyrothsberge bei Magdeburg haben in einer aktuellen Studie bewiesen, dass das gefährliche Kohlenmonoxid (CO) problemlos durch Wände dringt. Na dann hilft die Feuerwehr? Schwierig. Je nach ausgetretener Menge bleiben Rettungswagen einfach stehen — CO verdrängt den für die Verbrennung notwendigen Sauerstoff. Je nach schwere der Vergiftung gibt es für Betroffene nur eine Überlebens-Chance: Die Behandlung in einer Überdruckkammer. Doch die sind rar. Dazu erklärt Wikipedia: Deutschlandweit gibt es ca. 30 Druckkammern, davon 10 mit 24-Stunden-Bereitschaft. Darunter befinden sich aber nur 8 Druckkammern mit 24-Stunden-Bereitschaft, die Intensivpatienten versorgen können: Murnau, München, Berlin, Wiesbaden, Düsseldorf, Gelsenkirchen-Buer, Aachen und Halle. Es drohen also hunderte von Toten, da auch die Leck-Warnung nur verzögert reagieren kann. ( Siehe Bayers eigene Todeswolke am Bespiel einer Siedlung im Süden der Stadt Hilden) Mal ganz abgesehen vom finanziellen Schaden für die Menschen, in deren (enteignetem) Grundstück die Röhre verbuddelt wurde. Der Preisverfall für’s Häusle ist enorm.
Lokalbüro meint: Die Landespolitik? Stumm. Aber es sind ja bald Wahlen