Durch das Projekt Rheintakt wird Angebot von Bussen und Bahnen im Stadtgebiet vorzeitig optimiert
Der Rat der Stadt hat in seiner Sitzung am Donnerstag, 10. März, die Neuaufstellung des Nahverkehrsplans beschlossen. Die Stadtverwaltung wird nun einen Planentwurf ausarbeiten. Darüber hinaus wurden Rheinbahn und Stadtverwaltung im Rahmen des Projektes Rheintakt beauftragt, das Angebot von Bussen und Bahnen im Stadtgebiet kurzfristig zu optimieren.
Der Entwurf des neuen Nahverkehrsplans soll bis Ende 2023 fertiggestellt und in die Bezirksvertretungen sowie den Ordnungs- und Verkehrsausschuss zur Beratung eingebracht werden. Bereits während der Erarbeitung des Entwurfs sollen neben Verkehrsunternehmen und benachbarten Aufgabenträgern auch die Menschen vor Ort sowie Verbände im Rahmen einer digitalen Öffentlichkeitsbeteiligung die Möglichkeit bekommen, ihre Anregungen frühzeitig mitzuteilen. Alle Anregungen werden im Aufstellungsverfahren geprüft. Der neue Nahverkehrsplan wird voraussichtlich 2024 durch den Stadtrat beschlossen werden können. Danach soll der Plan kontinuierlich fortgeschrieben werden.
Die Neuaufstellung ist unter anderem nötig geworden, weil sich aus dem Mobiliätsplan D, der aktuell erarbeitet und bis Mitte des Jahres vollendet sein wird, diverse neue strategische Ziele und Projekte zur Weiterentwicklung der Mobilitätsangebote in Düsseldorf allgemein und besonders für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ergeben. Bussen und Bahnen soll im Rahmen der angestrebten Mobilitätswende zukünftig eine deutlich größere Rolle zukommen. Der aktuelle Arbeitsstand des Mobilitätsplans D sieht eine Erhöhung des ÖPNV-Anteils von 21 Prozent im Jahr 2017 auf 24 Prozent im Jahr 2030 beziehungsweise 28 Prozent im Jahr 2040 vor. Da der ÖPNV gerade bei mittleren und hohen Entfernungen seine Vorteile ausspielt und zusätzliche Verkehrsanteile übernehmen soll, wird seine Verkehrsleistung um fast zwei Drittel steigen. Deshalb muss das ÖPNV-Netz ausgeweitet und das Angebot erhöht werden. Diese Änderungen müssen in den Nahverkehrsplan aufgenommen werden.
Der VRR erarbeitet zurzeit sein Zielkonzept für den Schienenverkehr in der Düsseldorfer Region. Nach aktuellem Planungsstand wird das Angebot ausgeweitet und der Takt auf den S‑Bahnlinien an Werktagen vom 20- auf den 30/15-Minuten-Takt optimiert. Dabei muss geprüft werden, wie das kommunale Angebot an Bussen und Bahnen mittel- und langfristig an die Veränderungen im Schienenverkehr angepasst werden soll, um attraktive Anschlüsse und Wegeketten zu erreichen. Zudem sind ausreichend Kapazitäten im innerstädtischen Bahn- und Busangebot vorzuhalten, um die zusätzlichen Fahrgäste aus dem Schienenverkehr der Bahn aufnehmen zu können.
Die bisherige Praxis, etwa alle fünf Jahre einen neuen Nahverkehrsplan aufzustellen und gleichzeitig kleinere Anpassungen im Leistungsangebot häufiger und innerhalb dieser Perioden in den politischen Gremien beraten und entscheiden zu lassen, soll nun weiterentwickelt werden. Der neue Nahverkehrsplan soll bausteinweise und redaktionell flexibel aufgebaut werden, so dass bedarfsweise jährliche Fortschreibungen direkt digital durch Austausch und Ergänzung der relevanten Seiten eingearbeitet werden können. Ziel ist es, aktuellen Entwicklungen zeitnah und flexibel Rechnung tragen zu können und gleichzeitig jederzeit ein aktuell gültiges Gesamtdokument des Nahverkehrsplans als PDF bereithalten und veröffentlichen zu können.
Projekt “RheinTakt”
Da die Neuaufstellung des Nahverkehrsplans einige Zeit in Anspruch nimmt, wollen Rheinbahn und Stadtverwaltung das Angebot von Bussen und Bahnen im Zuge des Projektes “RheinTakt” vorgezogen optimieren. Das Verkehrsnetz der Rheinbahn wurde in den vergangenen Jahren sukzessive erweitert, um einerseits lokal veränderte Anforderungen wie veränderte Erschließungsanforderungen oder lokale Wünsche und andererseits übergeordnete Zielsetzungen wie zum Beispiel ein besserer Takt im Freizeitverkehr oder beschleunigte Linien auf Tangenten abzubilden. Der Schwerpunkt der linien- und fahrplanmäßigen Optimierungen wird auf dem Stadtbahn- und Straßenbahnnetz liegen. Die deutlich komplexere Optimierung des Busnetzes wird im Rahmen der Neuaufstellung des Nahverkehrsplans erfolgen. Taktanpassungen sind zur Sicherstellung eines harmonisierten Gesamtangebots allerdings auch im Busnetz vorgesehen.
Eckpunkte des vorgesehenen Konzepts (Stand Dezember 2021):
Einheitliches Taktschema: 10/20-Minuten-Takt Montag bis Freitag ab Betriebsbeginn bis etwa 20.30 Uhr und Samstag etwa 9 bis 20.30 Uhr, 15/30-Minuten-Takt zu den übrigen Zeiten; Harmonisierung aller Rheinbahnlinien untereinander und mit der S‑Bahn
Optimierte Takte bei Linienüberlagerungen (etwa 5‑Minuten-Takte zum Freiligrathplatz oder zur Werstener Dorfstraße statt wie heute abwechselnd alle 3 und 7 Minuten eine Bahn); dies erfordert teilweise Linienänderungen wie einen Tausch der südlichen Linienäste
Linienoptimierung im Stadtbahn-/Straßenbahnnetz mit dem Ziel der Realisierung eines 10-Minuten-Takts in der Hauptverkehrszeit als Mindeststandard auf allen Linien; dies erfordert zum Teil die Zusammenfassung von Linien wie etwa U74 und U76 zu einer Linie von Krefeld in den Düsseldorfer Süden
Prüfung von Angebotsverbesserungen, zum Beispiel die Ausweitung des 5‑Minuten-Takts im Hochflur-Stadtbahnnetz durch Verlängerung einer Linie vom Hauptbahnhof nach Lierenfeld
Verbesserte Anschlüsse durch symmetrische Fahrpläne — Anschluss in der Hinrichtung gleich gut wie in der Rückrichtung — und harmonisierte Takte
Bessere Pünktlichkeit durch Abbau von Konflikten im Zuge der Linien- und Fahrplanoptimierung der Rheinbahn-Linien untereinander an dicht befahrenen Knotenpunkten
Hintergrund: Nahverkehrsplan
Nach den §§ 8 und 9 des Gesetzes über den öffentlichen Personennahverkehr in Nordrhein-Westfalen (ÖPNVG NRW) sind die Aufgabenträger verpflichtet, einen Nahverkehrsplan aufzustellen. Im Nahverkehrsplan sind auf der Grundlage der vorhandenen und geplanten Siedlungs- und Verkehrsstrukturen sowie einer Prognose der zu erwartenden Verkehrsentwicklung Ziele und Rahmenvorgaben für das betriebliche Leistungsangebot und seine Finanzierung sowie die Investitionsplanung festzulegen. Mindestanforderungen für Betriebszeiten, Zugfolgen und Anschlussbeziehungen an wichtigen Verknüpfungspunkten sowie Standards für Fahrzeuge, Infrastruktur, Barrierefreiheit und das eingesetzte Personal sind im Nahverkehrsplan darzustellen. Der Nahverkehrsplan bildet die Grundlage für die Beauftragung der Verkehrsunternehmen mit der Durchführung der Verkehrsleistungen, insbesondere für den Dienstleistungsauftrag an die Rheinbahn. Der aktuell gültige Düsseldorfer Nahverkehrsplan 2017 wurde am 18. Mai 2017 vom Rat beschlossen.
Der neue Nahverkehrsplan soll analog zu den bewährten Aufstellungsverfahren für die vorherigen Nahverkehrspläne in einem “Arbeitskreis NVP” erarbeitet und abgestimmt werden. Der Arbeitskreis ist zusammengesetzt aus kommunalen Vertretern der Mobilitäts- und Verkehrsplanung, des Städtebaus, der Umweltbelange, wie auch Vertretern der Behindertenkoordination, des Seniorenrats, des Jugendrats sowie des Gleichstellungsbüros. Die benachbarten Aufgabenträger sowie die das Düsseldorfer Stadtgebiet bedienenden Verkehrsunternehmen werden früh in den Erarbeitungsprozess einbezogen. Die Federführung des Arbeitskreises sowie des Aufstellungsverfahrens obliegen der kommunalen Mobilitätsverwaltung. Zusätzlich soll auch ein Angebot an die Nachbarkreise und an den VRR ergehen, die derzeit parallel zur Neuaufstellung anstehenden Nahverkehrspläne in einem regionalen Arbeitskreis abzustimmen.