Tiefe Hochachtung für die elf mutigen Männer der Widerstandsgruppe “Aktion Rheinland”! Sie widersetzten sich dem NS-Regime, bewahrten Düsseldorf vor der völligen Zerstörung & schafften es die Stadt kampflos an die Amerikaner zu übergeben.
Im April 1945 war Düsseldorf unter permanentem Beschuß und von alliierten Truppen eingeschlossen. Mehr als 5.000 Zivilisten waren getötet worden, 90% der Gebäude beschädigt & die Hälfte aller Gebäude zerstört. In den Trümmern lebten noch ca. 250.000 Menschen. Die Lage spitzte sich zu…
- Gauleiter Florian wollte alle Versorgungsleitungen & Brücken zerstören lassen und den Alliierten nichts als „verbrannte Erde“ hinterlassen. Eine Kapitulation kam für den glühenden Nazi nicht in Frage.
- Die Alliierten planten Düsseldorf am nächsten Tag zu bombardieren und die Kapitulation zu erzwingen!
In dieser schier ausweglosen Situation am 16. April, beschlossen die Mitglieder der “Aktion Rheinland” todesmutig, Düsseldorf zu retten & kampflos an die Aliierten zu übergeben.
Es gelang ihnen den SS-Polizeipräsidenten im Polizeipräsidium festzusetzen, wurden dann aber verraten. Fünf Männer, Theodor Andresen, Franz Jürgens, Karl Kleppe, Josef Knab und Hermann Weill wurden verhaftet, bestialisch mißhandelt und noch in der selben Nacht “standrechtlich erschossen”, ermordet.
Aloys Odenthal und August Wiedenhofen wurden gewarnt und konnten entkommen. Sie machten sich als Unterhändler mit einer Verhandlungsvollmacht & einer weißen Fahne von Franz Jürgens auf den Weg nach Mettmann zu den US-Truppen. Es gelang ihnen tatsächlich die Amerikaner von ihrer friedlichen Mission zu überzeugen! Düsseldorf wurde nicht bombardiert!
Am 17. April um 15.00 Uhr zogen die Streitkräfte mit acht Panzern & 800 Infanteristen in Düsseldorf ein. Auf den ersten beiden Panzern saßen Odenthal & Wiedenhofen, quasi als Geiseln. Aloys Odenthal berichtet in einem Interview (Link unten), daß er nervlich absolut fertig war und am ganzen Körper zitterte. Schwarze GI’s mußten ihn auf den Panzer hieven, er schaffte es nicht alleine raufzuklettern.
Dank einer Flugblatt-Aktion der Antifako, einer weiteren Düsseldorfer Widerstandsgruppe, war die Bevölkerung informiert & empfing die Befreier mit weißen Fahnen. Es fiel ein einziger fehlgeleiterter Schuß in Richtung der Einmarschierenden, den die Amerikaner aber zum Glück ignorierten. Die Übergabe der Stadt verlief friedlich.
Der Krieg war in Düsseldorf zu Ende – Dank des selbstlosen Handelns dieser mutigen Männer, von denen fünf dabei ums Leben kamen — nur wenige Stunden vor Kriegsende:
- Franz Jürgens, Oberstleutnant der Schutzpolizei
- Theodor Andresen, Bauunternehmer
- Karl Kleppe, Malermeister
- Josef Knab, Ingenieur
- Hermann Weill, Student
Das Mahnmal an der Anton-Betz-Straße nahe des Schulkomplexes an der Färber- und Clarenbachstraße, dem Ort ihrer Ermordung, erinnert an die dramatische Befreiung Düsseldorfs vom Nationalsozialismus und an die Hinrichtung der Widerstandskämpfer in der Nacht vom.16./17. April 1945.
Zur Erinnerung gedachte die Landeshauptstadt gemeinsam mit der Polizei Düsseldorf, heute, am 17. April, der Widerstandsgruppe “Aktion Rheinland”. Bürgermeisterin Klaudia Zepuntke und die stellvertretende Behördenleiterin der Polizei Düsseldorf, Silke Wehmhörner, haben um 11 Uhr einen Kranz am Mahnmal niedergelegt.
Augenzeuge Aloys Odenthal berichtet: https://www.nrwision.de/mediathek/aktion-rheinland-150521/
Quellen: Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, aktion-rheinland.de, nrwision.de
Text: Barbara Schmitz