Die Kura­to­rin­nen Dr. Chris­tina Kal­lie­ris (l.) und Pau­line Gui­ma­r­aes stell­ten die neue Son­der­aus­stel­lung im Het­jens — Deut­sches Kera­mik­mu­seum vor,©Landeshauptstadt Düsseldorf/Wilfried Meyer

 

Gesell­schaft­li­cher Auf­stieg und Ess­kul­tur im Fokus

Das Het­jens — Deut­sches Kera­mik­mu­seum hat am Mitt­woch, 18. Okto­ber, seine neue Son­der­aus­stel­lung “Tafel­zau­ber — Gesell­schaft­li­cher Auf­stieg und bür­ger­li­che Ess­kul­tur im 18. Jahr­hun­dert” vor­ge­stellt. Bis zum 28. Januar 2024 haben Besu­che­rin­nen und Besu­cher an der Schul­straße 4 Gele­gen­heit, die Aus­stel­lung zu besich­ti­gen, die im Rah­men des Ver­bund­pro­jek­tes “PARVENUE. Bür­ger­li­cher Auf­stieg im Spie­gel der Objekt­kul­tur im 18. Jahr­hun­dert” gemein­sam mit dem Insti­tut für Kunst­ge­schichte der Hein­rich-Heine-Uni­ver­si­tät ent­stan­den ist. “PARVENUE” wird vom Bun­des­mi­nis­te­rium für Bil­dung und For­schung gefördert.

Bei Fest­lich­kei­ten prä­sen­tier­ten sich höfi­sche Gast­ge­ber mit präch­ti­gen Spei­sen und edlem Geschirr. Dies galt nicht nur der ade­li­gen Reprä­sen­ta­tion, son­dern auch dem Macht­er­halt und der Selbst­dar­stel­lung. Im bür­ger­li­chen Umfeld lässt sich ab dem 18. Jahr­hun­dert ver­mehrt eine Imi­ta­tion höfi­scher Gebräu­che und Moden fest­stel­len. Ihren neu gewon­ne­nen Reich­tum und ihre gesell­schaft­li­che Stel­lung zeig­ten wohl­ha­bende bür­ger­li­che Fami­lien auch über reprä­sen­ta­tive Por­träts, die sie bei­spiels­weise beim Tee- und Kaf­fee­ge­nuss zei­gen. Sie die­nen als Doku­men­ta­tion und Demons­tra­tion ihrer Bil­dung und sozia­ler Umgangs­for­men. Neben dem Aspekt des höfi­schen Ein­flus­ses auf die bür­ger­li­che Ess­kul­tur wid­met sich die Son­der­schau den Han­dels­we­gen und dem Auf­schwung der Fay­ence-Manu­fak­tu­ren im 18. Jahrhundert.

Der Genuss exo­ti­scher Getränke wie Tee, Kaf­fee und Kakao galt auf­grund der wei­ten Trans­port­wege und hohen Preise als ein Luxus, der Adel, Kle­rus und dem wohl­ha­ben­den Bür­ger­tum vor­be­hal­ten war. Im Rhein­land wur­den diese Güter über Köln ver­trie­ben und durch pri­vate Händ­ler in die umlie­gen­den Städte und Gemein­den wei­ter­ver­kauft. Mit den Geträn­ken und der Ver­fei­ne­rung der Tafel­kul­tur kamen neue Gefäß­for­men auf, die eine erhöhte Nach­frage nach Por­zel­lan und Fay­ence-Erzeug­nis­sen nach sich zogen.

Funde aus der Stadt­ar­chäo­lo­gie geben sowohl Aus­kunft über das täg­li­che Leben der damals dort ansäs­si­gen Bewoh­ne­rin­nen und Bewoh­ner als auch über ver­gan­gene kolo­niale Han­dels- sowie lokale Kauf­manns­netz­werke. “Im Zuge des Baus der Wehr­hahn-Linie, dem Kö-Bogen sowie dem Andre­as­quar­tier kamen Frag­mente von chi­ne­si­schem Export­por­zel­lan sowie nie­der­län­di­schen und deut­schen Fay­en­cen zu Tage, die von gut aus­ge­stat­te­ten Wohn­häu­sern ihrer bür­ger­li­chen Besit­zer zeu­gen”, erklärt Dr. Chris­tina Kal­lie­ris, Kura­to­rin der Ausstellung.

Im Rah­men des Pro­jek­tes und der Aus­stel­lung wer­den ein­zelne Objekte erst­mals in ihren his­to­ri­schen Kon­text gestellt, wodurch ver­gan­gene Auf­stiegs­ge­schich­ten leben­dig wer­den. Die Son­der­schau zeigt anhand aus­ge­wähl­ter Expo­nate aus muse­ums­ei­ge­nem Bestand und Leih­ga­ben der Boden­denk­mal­pflege sowie des LVR-Lan­des Muse­ums Bonn die Ver­bin­dun­gen von sozia­lem Auf­stieg und reprä­sen­ta­ti­ver Ess­kul­tur im 18. Jahr­hun­dert. Die Aus­stel­lung wird geför­dert durch die Kul­tur­stif­tung der Län­der, die Anton-Betz-Stif­tung der Rhei­ni­schen Post e. V. sowie den Freun­des­kreis des Het­jens — Deut­sches Kera­mik­mu­seum. Zur Eröff­nung erscheint ein aus­stel­lungs­be­glei­ten­der Katalog.

Ver­an­stal­tun­gen im Het­jens – Deut­sches Kera­mik­mu­seum, Schul­straße 4:

  • Son­der­schau “Tafel­zau­ber — Gesell­schaft­li­cher Auf­stieg und bür­ger­li­che Ess­kul­tur im 18. Jahrhundert”
    Eröff­nung: Mitt­woch, 18. Okto­ber, 18.30 Uhr
    Wel­che Spei­sen und Getränke musste man sei­nen Gäs­ten anbie­ten, um Ein­druck zu schin­den und den bür­ger­li­chen Auf­stieg zu unter­mau­ern? Wie kamen die exo­ti­schen Waren in die ein­zel­nen deut­schen Her­zog- und Fürs­ten­tü­mer? Und wie ver­hiel­ten sich die wohl­ha­ben­den Bür­ger als Auf­trag­ge­ber? Dies sind nur einige der Fra­gen mit denen sich das Het­jens gemein­sam mit dem Insti­tut für Kunst­ge­schichte der Hein­rich-Heine-Uni­ver­si­tät aus­ein­an­der­ge­setzt hat.
  • “Von Asien bis ins Rhein­land – Fern­öst­li­che Kost­bar­kei­ten und Han­dels­wege des 18. Jahr­hun­derts”, Dr. Chris­tina Kallieris
    Kurz­füh­rung, Mitt­woch, 8. Novem­ber, 17.30 Uhr
    Vor­trag, Mitt­woch, 8. Novem­ber, 18.30 Uhr
    Kost­bare und in Unter­gla­sur­ko­balt­blau deko­rierte Por­zel­lane aus dem fer­nen China gehör­ten als Schmuck der reprä­sen­ta­ti­ven Räume ebenso zum Lebens­stil der geho­be­nen gesell­schaft­li­chen Schicht wie exo­ti­sche Früchte und Heiß­ge­tränke. Der Vor­trag zeich­net den lan­gen und beschwer­li­chen Weg der Waren sowie den engen Händ­ler­netz­wer­ken nach und gibt einen Ein­blick in die unter­schied­li­chen For­men- und Dekor­ty­pen, die im 18. Jahr­hun­dert den Sta­tus zum Aus­druck brachten.
  • “Tafel­kul­tur des 18. Jahr­hun­derts”, Pau­line Gui­marães, M.A.
    Kurz­füh­rung, Mitt­woch, 22. Novem­ber, 17.30 Uhr
    Vor­trag, Mitt­woch, 22. Novem­ber, 18.30 Uhr
    His­to­ri­sche Schrift- und Bild­quel­len sind span­nende Zeug­nisse, die einen Ein­blick in die Ent­wick­lung der Tafel­kul­tur geben. Anhand von Aus­sa­gen über die Tisch­ma­nie­ren, das Auf­tra­gen und Anord­nen der Spei­sen, das Ser­vie­ren, Vor­schnei­den, die Sitz­ord­nung bis hin zum fei­nen Tafel­ge­schirr wird ein leben­di­ges Bild der Tafel­kul­tur im 18. Jahr­hun­dert nachgezeichnet.
  • “Im All­täg­li­chen das Wun­der­bare sehen – Gra­bun­gen der Stadt­ar­chäo­lo­gie”, Sabine Thom­sen, M.A., Stadt­ar­chäo­lo­gie Düsseldorf
    Kurz­füh­rung, Mitt­woch, 13. Dezem­ber, 17.30 Uhr
    Vor­trag, Mitt­woch, 13. Dezem­ber, 18.30 Uhr
    Die Düs­sel­dor­fer Stadt­ar­chäo­lo­gin stellt anhand der Funde aus Stadt­gra­bun­gen die viel­sei­tige Arbeit der kom­mu­na­len Boden­denk­mal­pflege vor und gibt einen Ein­blick in das städ­ti­sche Leben der frü­hen Neuzeit.
  • “Chi­noi­se­rien und andere ‘exo­ti­sche’ Mus­ter auf Sei­den des 18. Jahr­hun­derts”, Dr. Anja Kre­geloh, Wis­sen­schaft­li­che Mit­ar­bei­te­rin, St. Annen-Museum, Lübeck
    Kurz­füh­rung, Mitt­woch, 17. Januar 2024, 17.30 Uhr
    Vor­trag, Mitt­woch, 17. Januar 2024, 18.30 Uhr
    Im 18. Jahr­hun­dert gehö­ren gemus­terte Sei­den­ge­webe zu den luxu­riö­ses­ten kunst­hand­werk­li­chen Din­gen und zugleich zu den auf­fäl­ligs­ten. In kräf­ti­ger, manch­mal gera­dezu schril­ler Farb­ge­bung grei­fen sie Inspi­ra­tio­nen aus Asien und ande­ren Gegen­den der Welt auf.
  • Work­shop “Galant und ele­gant — Mode­ac­ces­soirs mit Tex­til­far­ben gestalten”
    Sonn­tag, 29. Okto­ber, 14 bis 16 Uhr,
    Gemein­sam mit der Künst­le­rin Olga Sta­ro­dubts­eva kön­nen die Teil­neh­men­den beliebte Acces­soires wie Stoff­ta­schen und Fächer mit baro­cken Moti­ven stil­si­cher bema­len. Es kön­nen auch eigene Tex­ti­lien zum Gestal­ten mit­ge­bracht werden.
    Die Teil­nahme ist kos­ten­los, ledig­lich die Mate­ri­al­kos­ten von drei Euro pro Per­son sind an der Kasse zu entrichten.
  • Work­shop “Von Löwen, Lilien und Laser-Schwer­tern – Mein Familienwappen”
    Sonn­tag, 12. Novem­ber, 14 bis 16 Uhr
    Die Teil­neh­men­den ent­wer­fen erst ihr eige­nes Fami­li­en­wap­pen und brin­gen es dann mit spe­zi­el­len Far­ben auf Por­zel­lan auf. Fer­tig ist der ori­gi­nelle und indi­vi­du­elle Wappenteller.
    Der Work­shop am ein­tritts­freien Sonn­tag ist kos­ten­los, ledig­lich die Mate­ri­al­kos­ten von drei Euro pro Per­son sind an der Kasse zu entrichten.

Kura­to­ren­füh­run­gen am Mitt­woch, 15. Novem­ber, um 18 Uhr von Dr. Chris­tina Kal­lie­ris und am Mitt­woch, 20. Dezem­ber, um 18 Uhr von Pau­line Guimaraes.

Für die Füh­run­gen, Work­shops und Vor­träge ist nur der Ein­tritts­preis ins Museum zu ent­rich­ten. Wir bit­ten um ver­bind­li­che tele­fo­ni­sche Anmel­dung an der Muse­ums­kasse 0211–8994210. Der Ein­tritt ins Het­jens beträgt fünf Euro, ermä­ßigt 2,50 Euro. Kin­der und Jugend­li­che bis 18 Jahre haben freien Ein­tritt. Sonn­tags ist der Ein­tritt für alle kos­ten­frei. Die Öff­nungs­zei­ten sind diens­tags bis sonn­tags von 11 bis 17 Uhr, mitt­wochs bis 21 Uhr, mon­tags geschlos­sen. Wei­tere Infor­ma­tio­nen im Inter­net unter www.duesseldorf.de/hetjens.