Von Gabriele Schreckenberg
175 Jahre – das ist eine stolze Zahl mit jeder Menge an Geschichten, Tradition und gemeinsamen Erlebnissen, die zusammenschweißen. Als die Stammkompanie Lohausen 1849 gegründet wurde, gab es im Land weder gesetzliche Krankenversicherungen noch Sterbekassen, um den Familien zu helfen.
Tatkräftige Männer aus dem Ort, die meisten von ihnen waren Landwirte, die ohnehin anpacken konnten, kamen als Gemeinschaft zusammen und nannten sich „Kranken- und Sterbelade“. Der christliche Glauben war ihr gemeinsames Band, und sie betreuten Kranke und ermöglichten den Familien würdevolle Begräbnisse ihrer Angehörigen. In den Nachbarschaftsgemeinden gab es schon Schützenbruderschaften, doch die Lohauser warteten noch ab. Das war der Beginn der Stammkompanie, die Beiträge in ihre Kasse zahlten. Das Motto der Bruderschaften „Glaube, Sitte, Heimat“ hat bis heute Bestand und wurde in dieser Zeit geboren.
Sie unterstützten Knechte, Tagelöhner, Handwerker, die von ihrem Lohn kaum leben konnten. Und ihre Aufgaben waren klar umrissen: Sie verteidigten ihre Heimat bei Überfällen oder sie halfen bei Seuchen, die vielen Toten zu begraben.
Erst 1907 Umbenennung in Bruderschaft Lohausen
Der Volksheilige Sebastian ist der Schutzpatron der Bruderschaften, so auch von der aus Lohausen, die erst 1907 offiziell in die St. Sebastianus Bruderschaft Lohausen-Stockum unbenannt wurde. Der 20. Januar ist der Namenstag des Schutzheiligen, an diesem Tag finden traditionell die Patronatsfeste in den Bruderschaften statt. Die Unterstützungskasse blieb erhalten, neue Mitglieder zahlten regelmäßig hier ein.
Nun kamen weitere Pflichten hinzu: ein Titularfest zu veranstalten und an der Fronleichnamsprozession teilzunehmen. Die Anzahl der Mitglieder wuchs stark, und immer mehr Bürger hatten den Wunsch, ein eigenes Schützenfest zu feiern. Und so beschloss am 3. Februar 1924 die ordentliche Generalversammlung im Lokal von Josef Tichelkamp einstimmig, in diesem Jahr das erste Schützenfest zu feiern.
Eigenes Schützenfest in Lohausen seit 1924
Und auch die neue Satzung wurde am 24. März 1924 einstimmig von der außerordentlichen Generalversammlung genehmigt. Das zeugte von Geschlossenheit. Der Vorstand wurde fast vollzählig wiedergewählt und bestand aus Ludwig Exner, 1. Schriftführer, Jean Thelen, 1. Vorsitzender, Wilhelm Boot, 2. Vorsitzender, Ludwig Exner, Geschäftsführer, Wilhelm Reuter, 1. Kassierer, Hubert Faßbender, Schützenmeister, Jakob Platz, Beisitzer und Johann Ricken, Beisitzer.
Ab 1924 wuchs die Schützenbruderschaft rasant. Eine Reiterabteilung, eine Freischütz-Kompanie, eine Jäger-Kompanie, eine Andreas-Hofer-Kompanie kamen hinzu, mit insgesamt mehr als 100 Neubeitritten. Dass der Rittmeister a.D. Ludwig Lantz das Protektorat nach der Umbildung in die Schützenbruderschaft übertragen bekommen hatte, war segensreich für die Bruderschaft. Er hatte das Amt inne bis zu seinem Tod 1969. Die schwere Chefkette, die er gestiftet hatte, trägt noch heute der jeweilige Bruderschaftschef.
Stets im August wurde in Lohausen Schützenfest gefeiert, bis 1939, als der 2. Weltkrieg ausbrach. Ab 1946 ging es weiter, es durfte wieder losgehen. Wilhelm Boot Senior und Peter Hopen waren federführend bei der Wiederaufnahme des Schützenfests. Die Neugestaltung wurde am 24. April 1946 vollzogen. Es sollte künftig keine Kompanien mehr geben, sondern nur noch eine Bruderschaft mit mehreren Zügen. Doch weil das auf Widerstand traf, wurde nur ein Jahr später der Beschluss geändert. Nun war Peter Hopen Vorsitzender, der das Amt bis zu seinem Lebensende 1967 ausübte.
Und wieder folgten neue Kompanien: Die Gesellschaft Reserve 1950, die Schill’schen Offiziere 1953, das Tambourcorps 1950, die Marine-Kompanie. Die Reiterabteilung hieß fortan Reitercorps. Leider wurde die Jäger-Kompanie 1952 abgemeldet, weil im benachbarten Stockum ein eigener Schützenverein gegründet wurde.
1977 wurde das Pagencorps gegründet und 1980 schließlich die Luis-Trenker-Kompanie und die Fahnenschwenker.
Schon 1996 durften Frauen der Bruderschaft beitreten. Auch die Wildgänse gibt es seit diesem Jahr.
2002 trat das Amazonenchor der Bruderschaft bei.
1931 wurde die Bruderschaftsfahne der Stammkompanie in deren Besitz übergeben. Die Fahne wurde ersetzt und am 6. Mai 1956 feierlich geweiht. Anlässlich des Titularfests 2019 wurde die nächste Fahne geweiht.
Das Schützenfest in Lohausen ist ein Augenschmaus. Wenn am Schützenfestsonntag die große Festparade durch das Dorf mit Herz zieht, sind die Straßen dicht gesäumt mit Menschen von nah und fern.
175 Jahre Stammkompanie Lohausen 1849–2024
P.S. Viele werden dabei sein, das Jubiläum am 10. August gebührend zu feiern. Fehlen wird Regina Schäfer. Und doch soll es ein glücklicher Tag werden!