Von Christof Roche
Im Juni war es wieder so weit, es standen die Wahlen für das zehnte Europaparlament an. Rund 350 Millionen wahlberechtigte Bürgerinnen und Bürger in den 27 EU-Mitgliedstaaten waren aufgerufen, ihre Kandidatin oder ihren Kandidaten in das 720 Abgeordnete umfassende Parlament nach Europa zu schicken. Über 66 Millionen der Wahlberechtigten stammten dabei aus Deutschland. Die Zahl liegt damit etwas höher als 2019, da erstmals auch junge Menschen ab 16 Jahren mitwählen durften.
Dr. Stefan Berger (CDU), der Düsseldorf in der vergangenen Legislatur in Brüssel und Straßburg vertrat, war erneut angetreten – und hat es geschafft. Auch wenn noch nicht final entschieden, soll sein Wahlkreis, so Berger zu NordNews, in den kommenden fünf Jahren erneut die NRWLandeshauptstadt, Mettmann und den Niederrhein umfassen. Berger, verheiratet und Vater einer Tochter, selbst kommt aus dem Kreis Viersen und wohnt in Schwalmtal: „Das ist meine Heimat, und ich sehe mich deshalb auch nicht als Europapolitiker, der den Menschen von Brüssel aus sagt, was zu tun ist, sondern ich sehe mich, auch wenn Europa die übergeordneten Belange bestimmt, als Vertreter der Region, der die Anliegen seiner Wählerinnen und Wähler dort zur Sprache bringt. Europa muss für die Bürger nah und erreichbar sein.“
Wenn das Geschäft in Brüssel nach der Sommerpause wieder anläuft, wird Berger wieder drei Wochen im Monat auf der europäischen Bühne verbringen, zwei davon in Brüssel und eine Woche in Straßburg. Die verbleibende Zeit wird der promovierte Wirtschaftswissenschaftler seinem Wahlkreis widmen. Berger beschreibt die Arbeit in Brüssel und Straßburg als „intensiv und eng durchgetaktet.“ Hintergrund sind die Sitzungen im Plenum und im Ausschuss, die Treffen der Arbeitsgruppen, um Strategien abzustimmen, die politische Feinjustierung mit den Kollegen der CDU/CSU und der Europäischen Volkspartei sowie viele Gespräche mit Bürgern und Lobbyisten. Am Abend kommen dann noch Empfänge und weitere Gesprächsgelegenheiten dazu.
„Die vielen Kontakte sind nötig, um sich ein umfassendes Bild machen zu können, um dann in den Abstimmungen die richtige Entscheidung zu treffen.“ Bergers Schwerpunktthemen in der europäischen Gesetzgebung sind wirtschaftlicher Natur, er ist erneut Mitglied im wichtigen Wirtschafts- und Währungsausschuss des EP. Sein bislang wichtigstes Gesetz war die europaweite Regulierung für Kryptowährungen, wo er im Parlament die Federführung innehatte: „Das war ein sehr komplizierter Rechtsakt, da Europa hier weltweit Pionierarbeit geleistet hat.“ Aktuell beschäftigt sichBerger mit der Digitalisierung des Euro: „Wir müssen uns auf neue Gebiete vorwagen, aber wir müssen dabe i immer im Auge behalten, dass wir die europäische Wettbewerbsfähigkeit nicht
gefährden. Nur wenn wir eine starke Ökonomie haben, können sich die Menschen entfalten.“
Eine starke und konkurrenzfähige Wirtschaft hat der frühere Landespolitiker – Berger war 19 Jahre Mitglied des Landtags NRW – auch für seinen Wahlkreis im Blick. „Ich bin viel mit Unternehmen in Kontakt. Es geht darum, den Firmen eine Stimme zu geben, wenn es in der EU um neue Regulierung geht. NRW ist ein wichtiger Industriestandort. Das muss in Brüssel durchdringen.“ Aber nicht nur mit der Wirtschaft steht Berger in engem Austausch, er unterhält auch einen vielfältigen Kontakt zu öffentlichen Einrichtungen. „Da geht es beispielsweise um den Zugang zu Erasmus-Programmen und Forschungsgelder für die Hochschulen.“
Für den Kontakt mit der Basis unterhält Berger, der seit 1995 Mitglied der CDU ist, in Viersen sein Wahlkreisbüro, ist aber zudem auch viel in den Gemeinden und Städten in seinem Wahlkreis unterwegs. Darüber hinaus hat er in der vergangenen Legislatur mehr als 50 Besuchergruppen aus dem Rheinland in Brüssel empfangen: „Wichtig ist mir, bei den Gesprächen aufzuzeigen, dass Europa natürlich nicht perfekt ist, und das Kritik oft auch berechtigt ist. Aber es passiert eben auch — und zu oft -, dass, wenn zuhause etwas nicht funktioniert, sofort die Schuld bei der EU gesucht wird, Das geht, weil Europa kompliziert und weit weg ist, Dabei sollten wir niemals aus den Augen verlieren, was wir mit solcher Kritik aufs Spiel setzen. Eine Staatengemeinschaft, die mit 27 Mitgliedern weltweit einmalig ist, und die uns mehr als sieben Dekaden Frieden, Freiheit und Wohlstand gebracht hat.“
Berger möchte in seinem zweiten Mandat in Europa vor allem auch die junge Generation erreichen. In einer Zeit, in der Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und die Wahrung der Menschenrechte als Werte in Europa und der Welt immer stärker unter Druck geraten, „brauchen wir ein vereintes und starkes Europa, das seine Werte verteidigt und in der Welt mit einer Stimme spricht“. Die etablierte Politik sei gefordert, „gerade jungen Menschen Chancen zur Entfaltung zu eröffnen und sie zu überzeugen, dass Europa dazu wichtig und richtig ist“.
Stefan Berger ist erreichbar unter stefan.berger@ep.europa.eu