Von Gabriele Schreckenberg
Dass Alpakas die Delphine der Anden sind, lerne ich an diesem sonnigen Sommerabend in Wittlaer. Warum das so ist, erklärt Michaela Maluche, die Hüterin der 16-köpfigen Alpakaherde. Die Jüngsten sind zwei Jahre alt, die Ältesten etwa 17 Jahre. Diese Tiere sind einfach gechillt!
Zwischen Feldern, Apfelbäumen, die immer wieder ihre reifen Früchte abwerfen, Heuballen und grünen Wiesen grasen die Alpakas. Die tiefenentspannten Tiere sind Fluchttiere und mögen es nicht, wenn Menschen auf sie zulaufen. Sie entscheiden lieber selbst, ob sie gestreichelt werden möchten, was sie jedoch nicht daran hindert, auf Menschen zuzugehen, die gerade aus therapeutischen Zwecken hier sind.
„Eben war eine Gruppe von Autisten hier, die uns im Rahmen der tiergestützten Intervention regelmäßig besuchen,“ erzählt Michaela Maluche. Es sei erstaunlich, so erklärt sie mir, wie die Alpakas auf diese Menschen reagieren: sensibel, zugewandt, nahbar.
Alpakas stammen ursprünglich aus den Anden, kennen warme Sommer und kalte Winter und sind daher auch gut in unseren Gefilden anzusiedeln.
Michaela Maluche liebt ihre Alpakas mit Herz und Seele, das spürt man sofort. Sie hat 2011 die ersten Alpakas gekauft, und was zunächst nur ein Hobby war, hat sich im Laufe der Jahre längst zu einer handfesten Aufgabe entwickelt.
In Oberbozen die Liebe zu Alpakas entdeckt
Michaela Maluche ist erfahrene Reiterin und hat lange Unterricht im Linksrheinischen gegeben. Bei einem Urlaub in Südtirol hat sie sich gemeinsam mit ihrem Mann in Alpakas verliebt. Inzwischen ist viel geschehen. Sie hat insgesamt zwei Hektar Weideflächen für ihre Herde, in Angermund, in Kalkum und in Wittlaer. Immer wenn die Wiesen abgegrast sind, wechselt die Herde auf eine andere Fläche. Alpakas fressen nur Heu und Gras und trinken Wasser. Das Heu ist an diesem Abend in einem Korb auf Augenhöhe der Alpakas angebracht, und sie können sich auf dem Gelände frei bewegen. Mehrere Stationen für Nahrung und Wasser sind hier verteilt, um Futterneid vorzubeugen.
Für die warmen Tage hat Michaela Maluche große Tränken mit Wasser aufgestellt, in denen die Alpakas sich erfrischen und baden können. Echte Freundschaften gibt es unter den Tieren nicht, und doch gibt es einige, die an diesem Abend miteinander kuscheln. Also doch!
Tiergestützte Intervention
Alle Maßnahmen, in denen Tiere dabei helfen, Therapien zum Wohle des Menschen durchzuführen, heißen tiergestützte Intervention. Was gehört dazu? Die Besuche der Autisten, Besuche von psychisch kranken Menschen und Begegnungen auf der Weide.
Sie lieben es, die Alpakas zu füttern. Das hat wohl einen besonderen Zauber, den Tieren etwas Gutes zu tun und damit auch sich selbst. Mit den Gruppen geht sie über die nahegelegenen Felder spazieren, halftert die Tiere vorher an. Die Menschen, die die Alpakas führen, müssen sie gut festhalten, denn Alpakas sind Fluchttiere.
Es gibt eine Chefin unter den Alpakas namens Tuna. Sie schaut, dass alles in Ordnung ist, geht voran, wenn Michaela Maluche mit der Herde auf die Felder geht, und hält irgendwie auch alle zusammen.
Die Alpakaherde von Michaela Maluche besucht regelmäßig Demenzkranke im Stammhaus in Kaiserswerth. „Da nehme ich die ganz Geduldigen und Lieben mit“, erklärt mir die Expertin. Mit einem Anhänger fährt sie dorthin und auch zu anderen Orten. In diesen August-Tagen siedelt sie ihre Herde wieder auf die andere Weide nach Kalkum um. Dabei achtet sie darauf, dass die Besuche nicht überhandnehmen, denn die Tiere brauchen einfach ihre Ruhephasen.
Sie haben ein herrliches Leben auf der Weide. Sie können entscheiden, wann sie in ihre große, kuschelige Scheune gehen, wann sie fressen, wann sie trinken. Die Alpakas zählen zu den Wiederkäuern, was bedeutet, dass sie nur unten Schneidezähne haben und oben eine Kauplatte. So hängt das Stroh in Kopfhöhe, was es den Tieren einfach macht, an ihre Nahrung zu gelangen.
Produkte aus dem Alpakashop
Michaela Maluche schert ihre Alpakas selbst. Von einigen Tieren kann sie die Wolle verwerten, daraus Schals stricken lassen oder sogar Kopfkissen und Bettdecken fertigen lassen. Diese Wolle ist nicht nur hauchzart, wärme- und kälteregulierend, sondern auch für Allergiker geeignet. Es ist die feinste Wolle, die ich jemals in den Händen hatte.
Darüber hinaus gibt es in ihrem Alpaka-Shop auch Seife, die so viel Keratin enthält, dass sie die Haut perfekt nachfettet. Atmungsaktive Socken, Handschuhe und noch viel mehr. Einfach einmal nachschauen unter www.alpakashop-duesseldorf.de.
Dass Michaela Maluche ganz nebenbei auch noch Chefredakteurin der Zeitung „Alpakas & Co – Magazin für Freunde von Alpakas und Lamas“ ist, verwundert nicht. Sie erscheint einmal pro Jahr. Schließlich hat die Chefin noch jede Menge anderer Dinge zu tun.