Pressekonferenz zur boot 2025. v.l. Petros Michelidakis, Marius Berlemann, Karsten Stahlhut und Tania Vellen © Lokalbüro

Pres­se­kon­fe­renz zur boot 2025. v.l. Petros Micheli­da­kis, Marius Ber­le­mann, Kars­ten Stahl­hut und Tania Vel­len © Lokalbüro

Von Man­fred Fammler

Noch belegt eine „Schat­ten­flotte“ zahl­rei­che Hal­len auf der Messe in Sto­ckum, doch schon in weni­gen Tagen wer­den diese beseelt sein – von Kanus und Käh­nen, von Urlaubs­träu­men und einer wun­der­vol­len Zeit auf und am Was­ser. Die boot 2025 – die größte Yacht- und Was­ser­sport­messe der Welt – star­tet am 18. Januar. Aller­dings kri­selt die Bran­che weiterhin.

In den über fünf Jahr­zehn­ten ihres Bestehens musste sich die Welt­leit­messe für Was­ser­sport mehr­fach neu erfin­den oder zumin­dest neu defi­nie­ren. Stan­den ursprüng­lich Schiffe und Boote jeg­li­cher Art im Fokus, so wurde das Spek­trum im Laufe der Jahre auf den gesam­ten Frei­zeit­be­reich im und am Was­ser aus­ge­wei­tet. Das führte nun sogar zu einer Pre­miere: In dem laut Mes­se­info „XXL-Pool“ in Halle 17 wer­den bei sechs inter­na­tio­na­len Wett­be­wer­ben mit Welt­meis­tern im Surf­s­port-Bereich Meis­ter gesucht und Titel ver­ge­ben. So tre­ten die Pump­foi­ler in Düs­sel­dorf beim ers­ten Tour­stopp der „SFT Surf Foil World Tour – boot Düs­sel­dorf 2025“ (18./19. Januar 2025) an, wäh­rend die Wing­foi­ler beim „GWA Indoor Wing­foil World Cup – boot Düs­sel­dorf 2025“ (18./19. Januar 2025) aufs Was­ser gehen. Für Wind­sur­fer geht es beim „FPT Indoor Tow-In Free­style World Cup – boot Düs­sel­dorf 2025“ um den Sieg. Die Wake­boar­der kämp­fen beim „Pool­ta­stic Wake­board Mas­ters – boot Düs­sel­dorf 2025“ (24./25. Januar 2025). Auch die Pro­fis der SUP- und Skim­board-Szene gehen beim „Euro­Tour SUP Indoor World Cup – boot Düs­sel­dorf 2025“ (25./26. Januar 2025) und den „Euro­pean Skim­board Mas­ters – boot Düs­sel­dorf 2025“ (19. Januar 2025) auf das Was­ser. Damit hat sich das Port­fo­lio der Messe um ein span­nen­des neues Spek­trum erweitert.

Petros Micheli­da­kis, Direk­tor der boot Düs­sel­dorf, erklärt: „Wir wol­len die­sen Sport erleb­bar machen. Mit den Con­tests holen wir die große, welt­weite Surf-Fami­lie zu uns auf die Messe.“ Dies sollte auch für den Tauch­sport gel­ten. Die Wende nach Corona ist jedoch noch nicht gelun­gen. Seit die­sem tie­fen Ein­schnitt kri­selt die Bran­che, und die welt­po­li­ti­sche Lage trägt zusätz­lich dazu bei. Dabei ist das Poten­zial in Düs­sel­dorf durch­aus vor­han­den. „Fast 27 Pro­zent der Besu­cher sind tauch­in­ter­es­siert“, so Michelidakis.

Natür­lich blei­ben Boote und Schiffe der Blick­fang auf der größ­ten Yacht- und Was­ser­sport­messe der Welt. Ob die größte Yacht der boot 2025, die San­lo­renzo SP92 – 27,95 Meter lang und 105 Ton­nen schwer – mit einem Kauf­preis von ca. 9,7 Mil­lio­nen Euro oder ein auf­blas­ba­res Segel­boot für knapp 8.000 Euro: Auch diese Spanne lockt die Besu­cher nach Düs­sel­dorf, von denen etwa 220.000 erwar­tet wer­den, wie Micheli­da­kis hofft.

Mes­sen waren und sind Platt­for­men für Neu­hei­ten. Neu ist in die­sem spe­zi­el­len Fall auch Marius Ber­le­mann, der als Messe-Geschäfts­füh­rer seine erste boot betreut. Mit 1.500 Aus­stel­lern aus 70 Natio­nen unter­streicht die Messe ihre Inter­na­tio­na­li­tät. Ber­le­mann zeigt sich opti­mis­tisch: „Ich bin davon über­zeugt, dass gerade Mes­sen der Bran­che neue Impulse geben kön­nen. Und das wird die boot in die­sem Jahr auch tun. Wir wer­den einen posi­ti­ven Aus­blick geben können.“

Zwi­schen Hof­fen und Ban­gen bewegt sich die Situa­tion der deut­schen Was­ser­sport­in­dus­trie. Dar­über berich­tete Kars­ten Stahl­hut, Geschäfts­füh­rer des Bun­des­ver­bands Was­ser­sport­wirt­schaft e.V. Die Bran­che lei­det – wie die gesamte Wirt­schaft – unter schwie­ri­gen Rah­men­be­din­gun­gen, wie einer Infla­ti­ons­rate von 2,6 Pro­zent oder hohen Zins­sät­zen von über fünf Pro­zent. „Das alles för­dert die Kon­sum­laune natür­lich nicht. Ein grö­ße­res Pro­blem ist jedoch die all­ge­meine wirt­schaft­li­che Lage, gerade bei den gro­ßen Indus­trie­un­ter­neh­men in Deutsch­land“, so Stahl­hut. Man­che Händ­ler haben bis ins dritte Quar­tal des letz­ten Jah­res kein Boot verkauft.

Nun sind die Lager voll, und mari­time Schnäpp­chen sind durch­aus zu fin­den. Seit der zwei­ten Jah­res­hälfte 2024 regis­trierte die Bran­che einen Anstieg der Nach­frage, was an den hohen Rabat­ten lie­gen könnte – diese gel­ten jedoch nicht für grö­ßere Boote. „Je grö­ßer die Boote, desto stär­ker die Nach­frage“, weiß Stahl­hut. „Wenn Boote aus Ver­mö­gen gekauft wer­den, spielt es für diese Käu­fer keine Rolle, ob sie 500.000 oder 800.000 Euro dafür aus­ge­ben.“ Anders sieht es bei Käu­fern aus, die ihr Geld nicht flüs­sig machen kön­nen, wie etwa junge Fami­lien. „Für sie ist es deut­lich schwie­ri­ger, wes­halb ins­be­son­dere der Ein­stei­ger­markt schwächelt.“

Den­noch ste­hen Ein­stei­ger im Fokus. Bereits ab 10.000 Euro gibt es Boote bis zu acht Metern Länge. Aktu­ell pro­fi­tie­ren Ein­stei­ger von einer außer­ge­wöhn­li­chen Situa­tion: Es herrscht Platz auf dem Was­ser und an Land. Stahl­hut: „Mitt­ler­weile gibt es sogar Lie­ge­plätze am Boden­see, wo es – glaube ich – 50 Jahre keine freien Plätze mehr gab.“

Ein wei­te­rer Fak­tor beim Boots­kauf ist das Char­tern. 2024 blie­ben die Erwar­tun­gen hin­ter den Pro­gno­sen zurück. Selbst das Last-Minute-Geschäft beim Bin­nen­char­ter brachte keine Wende. Als Gründe nennt Stahl­hut die Preis­sen­si­bi­li­tät der Kun­den und den Weg­fall des Zweit- oder Drit­tur­laubs. Spar­maß­nah­men mach­ten sich auch an der Ost­see und in Kroa­tien bemerk­bar. Grö­ßere Crews buch­ten klei­nere oder ältere Boote, was Preis­un­ter­schiede von bis zu 1.000 Euro pro Woche aus­machte. Dadurch blieb die Neu­boot­flotte „wie Blei am Steg“, so Stahlhut.

Für 2025 bleibt die Hoff­nung auf Bes­se­rung. „Die Tal­sohle ist durch­schrit­ten. Es geht lang­sam wie­der nach oben“, fasst Stahl­hut zusam­men. Wie die boot 2025 mit ihrer neuen, 1,3 Mil­lio­nen Euro teu­ren Kam­pa­gne „we love water“ Impulse set­zen wird, zei­gen die kom­men­den Wochen und Monate.

 

Marius Berlemann, Messe-Geschäftsführer und Petros Michelidakis, Director der boot Düsseldorf © Lokalbüro

Marius Ber­le­mann, Messe-Geschäfts­füh­rer und Petros Micheli­da­kis, Direc­tor der boot Düs­sel­dorf © Lokalbüro