Von Manfred Fammler
Wenn Wolfram Diener während der boot 2025 von einem „weltweit sehr rauen Wind“ spricht, so hat dies weniger mit Jollen und Yachten zu tun. Wenn der Chef der Düsseldorfer Messe solche Worte wählt, steht das globale Messegeschäft im Fokus seiner Gedanken. Ein Geschäft, das zunehmend härter wird und für die Düsseldorfer den Spagat zwischen sehr lokal denkenden Politikern und weltweit operierenden, gewinnorientierten Organisationen und Mitbewerbern abverlangt.
„Wir sind dabei, uns neu aufzustellen“, so Diener – eine Neuorientierung, die die arabische Halbinsel anvisiert. Erst vor einer Woche habe man ein Büro in Dubai eröffnet, um die Geschäfte im Mittleren Osten und in der Golfregion voranzutreiben. Parallel dazu gab es bereits erste Aktivitäten, Präsenz in Riad, der Hauptstadt Saudi-Arabiens, zu zeigen. Die Gründe sind offensichtlich. „Seit Jahren entwickelt sich der gesamte Mittlere Osten dynamisch“, so Diener und verweist auf die Öffnung der Länder sowie das überdurchschnittliche wirtschaftliche Wachstum. „Einige Volkswirtschaften, vor allem natürlich Saudi-Arabien, sind dabei, sich zu diversifizieren – weg von der Abhängigkeit von Öl- und Gasexploration sowie ‑export, hin zu einer Volkswirtschaft, die auf mehreren Stützen steht. Und vor diesem Hintergrund haben wir natürlich Potenzial, Messen zu entwickeln.“ Dafür dient nun das Büro in Dubai als Hauptquartier.
In der Türkei ging die Messe Düsseldorf 2024 mit dem Pendant aus Hannover ein gleichberechtigtes Joint Venture ein. Im Vordergrund sollen dabei Messen im Metallbereich stehen, wobei ein kleiner Ableger der Arbeitsschutzmesse bereits organisiert werde. In diesem Zusammenhang beginnt Mexiko, eine größere Bedeutung zu gewinnen – ein Land, „das sich volkswirtschaftlich sehr, sehr dynamisch entwickelt und einige Industrien hat, die sehr relevant für unsere Kernkompetenzen sind“, sagte Wolfram Diener. Erste Messen mit dem Schwerpunkt Metall seien bereits veranstaltet worden und zeigten einen „nennenswerten Anstieg der türkischen Beteiligung“. Es scheint somit, dass türkische Unternehmen auf den mittelamerikanischen Markt drängen und das Büro am Bosporus erste Erfolge erzielt.
Über eine Fachausstellung und eines seiner „Lieblingsprojekte“, die „Xponential Europe“, geriet der erfahrene Messechef ins Schwärmen. „Europas neue Leitmesse für autonome Technologien“ sei „keine Drohnenmesse. Es ist eine Hightech-Messe, die Komponenten und Teile für den Bereich autonome Fortbewegung liefert.“ 200 Unternehmen aus 30 Ländern werden zwar nur eine Messehalle füllen, trotzdem sei dieser Start „sehr respektabel.“ Übrigens soll während der Messe vom 18. bis 20. Februar ein völlig autonom fahrendes Auto (teleoperiert) von Golzheim nach Stockum die Entwicklung und die Perspektive dieser noch jungen Technologie demonstrieren.
Schönheit zieht immer
Eine Million Besucher, die gleiche Anzahl an Ausstellerfläche und 25.000 Betriebe, die den Weg auf das Stockumer Gelände fanden, sind nur drei Kernzahlen für das Messejahr 2024. „Bei den vermieteten Quadratmetern sind wir auf Vor-Covid-Niveau“, fasste Marius Berlemann, operativer Geschäftsführer, zusammen. Nachholbedarf herrsche bei den Besucherzahlen, die mit einem Minus von 20 Prozent noch nicht auf dem alten Niveau liegen. „Da ist der deutsche Markt ein bisschen langsamer, wobei wir in Asien deutlich schneller wieder auf das Vor-Corona-Level gestoßen sind.“
Vielleicht kann nach der boot und dem Caravan Salon die dritte Endverbrauchermesse die Zahlen zukünftig aufpolieren, da die „Beauty“ 2025 mit einem neuen Event auf dem Spielplan steht. Zu „The Art of Beauty & Health“ mit Top-Marken wie Rituals, Weleda oder Dr. Hauschka werden allein etwa 1200 Teilnehmer erwartet. Berlemann: „Wir werden im hochwertigen Kosmetikbereich eine Veranstaltung aufziehen und diese für den Endverbraucher öffnen“, verspricht Marius Berlemann.