Tja Leute, es ist Wahl­kampf. Und in der Hitze des Schlach­ten­ge­tüm­mels um Stim­men und Pro­zente stel­len große und kleine Par­tei­stra­te­gen nicht nur mes­ser­scharfe Intel­li­genz und Ana­lyse zur Schau. 
Will­kom­men zur Fettnäpfchen-Parade!

Lehr­stück über die Glashütte
In Ger­res­heim gibt’s ein beson­ders hüb­sches. In der neu­es­ten Aus­gabe des „Dis­put“, loka­les Kampf­blatt des CDU-Nach­wuch­ses „Junge Union“, schreibt Mar­cel Mal­lon, Chef der JU Ger­res­heim. Und das sieht so aus: Zwi­schen Fotos skur­ri­ler Typen und älte­ren Herr­schaf­ten, läs­sig um eine Laterne grup­piert, plat­zierte Chef­re­dak­teuse Nata­scha Neun­zig ein Lehr­stück aus sei­ner Feder. Ein Lehr­stück über ein Wahr­zei­chen unse­res Vier­tels: Die Glashütte.

Kal­ter Kaffee
Und da klug­scheißt Mal­lon mun­ter drauf­los. Warum die Hütte stand, wo sie stand. Dass viele Glas­blä­ser aus Polen und den rus­si­schen West­pro­vin­zen kamen, auch lobte er die hohen sozia­len Stan­dards, die einst Hüt­ten­grün­der Fer­di­nand Heye und spä­ter sein Sohn ihren Arbei­tern boten. Liebe Ger­res­hei­mer, alles schon mal gehört. Oder?

Jetzt wird’s ärgerlich
Rich­tig ärger­lich wird es aber, als JU-Mal­lon zum Ende kommt. Da schreibt er lapi­dar: „2004 erwarb Owens Illi­nois die Glas­hütte. Im fol­gen­den Jahr stellte der neue Eigen­tü­mer die Glas­pro­duk­tion in Ger­res­heim, nach 141 Jah­ren, ein.“

Zeit­zeu­gen
Mein Gott Leute, habt ihr denn alles ver­ges­sen? Hat die JU nichts gelernt, kei­nen Respekt? Zeit­zeuge Uwe Koop­mann: „Der Schlie­ßung waren ein­drucks­volle Demons­tra­tio­nen, Kund­ge­bun­gen, Mahn­wa­chen vorausgegangen.“

Geschichts­fäl­schung durch Weglassen
Jahre kämpf­ten ver­zwei­felte Men­schen um ihre Jobs. Ver­ges­sen? Die ver­lo­ge­nen Mana­ger­pa­ro­len und die Pro­fit­gier des ame­ri­ka­ni­schen Kon­zerns, dem es nur um den Grund­stücks­ver­kauf, nicht aber die Zukunft der Men­schen ging und geht? Alles Ver­ges­sen? Ist kein Platz für eine kor­rekte und umfas­send genaue Dar­stel­lung in eurem ideo­lo­gisch-ver­schwur­bel­ten Geschichts-Verständnis?

Erbärm­lich
Oder liegt es an der Rolle der CDU, die nicht so recht in den Wahl­kampf pas­sen will. Die Rol­len, die der dama­lige OB Joa­chim Erwin und Minis­ter­prä­si­dent Jür­gen Rütt­gers gespielt hat. Sie war – na for­mu­lie­ren wir mal char­mant – erbärm­lich! Koop­mann: „ Den Bit­ten um Soli­da­ri­tät kam der dama­lige Düs­sel­dor­fer Ober­bür­ger­meis­ter nicht nach. Das waren für ihn Aktio­nen von „Rat­ten­fän­gern“.“ Die Poli­tik hätte den Gelän­de­ver­kauf näm­lich stop­pen kön­nen – das Geschäft wäre geplatzt.

Vor­sicht bei der Themenwahl
Lokal­büro inter­es­siert: Wer hat damals außer dem US-Kon­zern eigent­lich noch daran verdient?
Und dem CDU-Nach­wuchs emp­feh­len wir: Vor­sicht bei der Themenwahl!