Wir haben uns wieder mal geärgert. Erst wollten wir es nicht glauben, als wir es in der BILD lasen. Doch als alle andren Gazetten, sogar das ARD Frühstücksfernsehen das Gleiche berichteten, dämmerte uns schreckliche Gewissheit:
DIE MEINEN DAS ERNST !!!
100 alte, schöne Bäume sollen für ein Open-Air-Gelände streben.
Wo das Grün der Stadt ohnehin gerade nicht die besten Karten hat. Zwei mächtige Stürme haben es mächtig gebeutelt. Dann der rigorose Frühjahrsschnitt: Überall liegen Baumstämme herum. Zum ersten Mal seit Urzeiten hat man von der Rothenbergerstraße freien Blick auf den Unterbacher See — so haben sie mit ihren Kettensägen gewütet.
Doch das ist nicht alles. Wir fragen uns, ob so ein Open-Air-Gelände sinnvoll ist. Bedeutet eine weitere Konzert-Location in Düsseldorf nicht auch Konkurrenz für die Esprit Arena? Eine Arena, die von der schwarzen Null so weit weg ist wie die Amigos von guter Musik? Ihr Veranstaltungsplan demonstriert eins doch eindrucksvoll: Leere.
Und damit sie nicht stirbt, zahlen wir alle schon kräftig drauf. Laut Rheinische Post wurde im Jahr 2012 jeder Besucher mit knapp 10 Euro bezuschusst Schwimmbadgäste werden mit gerade mal 4,21 Euro subventioniert. Und da jammert doch die Verwaltung immer, dass man sich das teure Nass bald nicht mehr leisten könne…
Neue Arena-Zahlen gibt es vorsichtshalber erst gar nicht. Auch nach drei Tagen geduldigen Wartens war von der Stadt zum Thema nichts zu erfahren.
Wie bekannt, soll Ed Sheeran am 22. Juli, am letzten Tag der Kirmes, das neue Open-Air-Gelände eröffnen. Aber wie bitte kommen seine Gäste hin & zurück? Die Rheinbahn pfeift ja schon wegen des Rummels am Rhein auf dem letzten Kapazitäts-Loch. Neue Wagen sind noch lange nicht in Sicht, aber 80000 Ed Sheeran-Fans wollen transportiert werden. Ein Riesenproblem. Rheinbahnsprecher Georg Schumacher: „Eine sehr sportliche Aufgabe, aber wir schaffen das.“ Klar, was soll er sonst sagen.
Auch spannend: Die Essener Stadtverwaltung, wo Herr Sheeran ja erst trällern sollte, befand das Überleben der Feldlerche für wichtiger. Sie gab Kollegen Sheraan einen Korb.
Gibt es hier überhaupt solche Überlegungen? Wer, außer 100 Bäumen, wohnt noch auf dem Parkplatz P1? Schon mal nachgeschaut? Gibt es hier ein überhaupt ein Umweltverträglichkeits-Gutachten für ein solches Konzertgelände? Lokalbüro fragte beim zukünftigen Betreiber, der Düsseldorfer Congress/Sport/Event nach. Hier kam wenigstens eine Antwort. Die Qualiät? Urteilen Sie selbst. DCSE-Sprecherin Annalena Mandrella sagte: „Alle Verfahren sind auf den entsprechenden Weg gebracht. Details dazu können wir derzeit nicht nennen.“
Aha.
Lokalbüro fragt nun: Soll man diesen Unsinn einfach wieder über sich ergehen lassen? Soll der Steuerzahler auch hierfür wieder bluten? Während Schwimmbäder, soziale Einrichtungen immer wieder auf der finanziellen Kippe stehen?
Herr Geisel, ist dass die Art von Hilfe und Unterstützung, die sie Außenbezirken wie Hassels, Flingern.Nord oder Reisholz vor der Wahl versprochen haben?
Was bitte sollen wir tun? Wenn jemand eine Idee hat — wir sammeln mal…
Der Artikel bringt es 100 prozentig auf den Punkt. Hier kommt noch die PM der Baumschutzgruppe dazu:
Düsseldorf braucht Bäume! Keine Fällungen für Openairkonzert
Bäume für ein kommerzielles Großevent zu fällen, das ist alles andere als zeitgemäß, zumal Düsseldorf unter den Top 10 der deutschen Städte mit den schlechtesten Luftwerten liegt und aufgefordert ist, Maßnahmen zur Luftreinhaltung, insbesondere auch wegen der Belastung durch Stickstoffoxide, zu ergreifen. Wir diskutieren über Diesel-Fahrverbote, um die Luft zu verbessern, wobei eine derartige Abholzung von Bäumen die kontraproduktivste Maßnahme ist, die man sich nur vorstellen kann. Bäume sind mehr als Deko, sie sind wichtig für das Stadtklima – auch, wenn sie nicht im Zentrum stehen. Gerade an der westlichsten Grenze des Stadtgebietes leisten sie einen besonders guten Beitrag für das Klima in Düsseldorf.
Es wird angekündigt 300 neue Bäume dafür zu pflanzen: bis diese allerdings ein annähernd großes Blätterdach entwickelt haben wie die 100 derzeit stehenden Bäume, vergehen Jahrzehnte. Man kann die Bäume nicht in Stückzahl messen, also 1:1, sondern in der Leistung ihrer Laubfläche in Quadratmetern. Außerdem leidet die Stadt Düsseldorf noch immer unter dem hohen Baumverlust durch ELA (40 000)und FRIEDERIKE.
Bei dem Ed Sheeran Konzert geht es wohl einzig und allein um Gewinnmaximierung. Die u.a. für derartige Veranstaltungen gebaute „ESPRIT ARENA“ ist mal eben zu klein geworden, denn sie fasst keine 80.000 Besucher. Der Gewinn für den Veranstalter fiele niedriger aus. Das Gemeinwohl der DüsseldorferInnen zählt offenbar weniger, als einem Star für 12 Stunden eine Bühne zu bieten.
Und bleiben am Ende noch zwei Fragen: Warum kann die Fläche denn nicht mitsamt den Bäumen genutzt werden? Im Juli ist es vielleicht sehr warm, die Fans würden sich über ein schattiges Plätzchen freuen oder könnten sich bei Regen sogar unterstellen.
Vielleicht könnte auch an zwei Tagen gespielt werden. Es gibt auf jeden Fall Alternativen.
Und: wie zuträglich wird die „Hintergrundmusik“ aus dem Lärm startender Flugzeuge und der naheliegenden Autobahn für Ed Sheerans Darbietung sein?
Alles zusammen ein No-Go!
Vielleicht funktioniert das ähnlich wie in Hamburg für die Olympiabewerbung.
Ein Volksbegehren fordern. Am besten über changeorg usw. organisieren, über die sozialen Netzwerke streuen (fb, Twitter, usw.), online-Unterschriften sammeln und an die Stadtverwaltung bzw. den OB weiterreichen. Zumindest einen Versuch wert.
Sie haben meine volle Unterstützung, und damit auch die Unterstützung des Stadtverbandes Düsseldorf der Kleingärtner. Ich verweise hier auf unseren Bericht in der BILD und mein Interview bei RTL-NRW vom 8. März.