Seit 2017 erin­nern zwei Stol­per­steine an der Ven­loer Straße 11 an das Ehe­paar Berta und Max Back. Anfang Novem­ber die­ses Jah­res wurde die Gedenk­steine jedoch gewalt­sam her­aus­ge­ris­sen und gestoh­len. Anwoh­ner mel­de­ten den Ver­lust der Poli­zei. Der Staats­schutz nahm die Ermitt­lun­gen auf, und die Poli­zei suchte öffent­lich nach Zeu­gen. Auch die Mahn- und Gedenk­stätte machte auf die Tat auf­merk­sam und bat um Hin­weise. Rund zwei Wochen spä­ter ent­deckte ein auf­merk­sa­mer Bür­ger die Steine im Hof­gar­ten und über­gab sie der Poli­zei. Nun konn­ten die bei­den Stol­per­steine an ihren ursprüng­li­chen Stand­ort zurück­keh­ren. In Anwe­sen­heit von Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Ste­phan Kel­ler, Bezirks­bür­ger­meis­te­rin Annette Klinke, Bert Röm­gens von der Jüdi­schen Gemeinde Düs­sel­dorf sowie der Mahn- und Gedenk­stätte wur­den die Stol­per­steine am heu­ti­gen Don­ners­tag, 2. Dezem­ber, wie­der an ihren ursprüng­li­chen Stand­ort neu verlegt.

Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Ste­phan Kel­ler: “Die Stol­per­steine sind ein wich­ti­ger Bestand­teil des Geden­kens in Düs­sel­dorf. Sie geben den Opfern des NS-Regimes einen Namen, machen uns auf ihre per­sön­li­chen Geschich­ten, aber auch ihr furcht­ba­res Schick­sal, dass sie erlei­den muss­ten, auf­merk­sam. Sie erin­nern uns im All­tag, dass wir nie­mals ver­ges­sen dür­fen.” Der Ober­bür­ger­meis­ter wei­ter: “Umso dank­ba­rer bin ich, dass die Steine gefun­den wur­den und nun wie­der zurück­keh­ren konn­ten. Dies ist vor allem auch der gro­ßen Anteil­nahme und Soli­da­ri­tät der Düs­sel­dor­fe­rin­nen und Düs­sel­dor­fer zu ver­dan­ken. Hier­mit haben die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger deut­lich gemacht, dass Düs­sel­dorf seine Erin­ne­rungs­kul­tur aktiv lebt und es für Hass und Aus­gren­zung in unse­rer Stadt kei­nen Platz gibt.”

Das Ehe­paar Berta und Max Back
Max Back (gebo­ren 1874 in Pase­walk in Pom­mern) und Berta Back (gebo­rene Gold­berg, 1885 in Hil­des­heim) wohn­ten viele Jahre in Düs­sel­dorf. An der Ban­del­straße 14, heu­tige Vul­kan­straße, führte Max Back ab 1901 die Buch­dru­cke­rei “Haas & Wittke”. Die Töch­ter der Backs, Ursula (gebo­ren 1909) und Gerda (gebo­ren 1911), kamen in Düs­sel­dorf zur Welt. Unter dem NS-Regime 1933 wurde Max Back jedoch gezwun­gen, seine Dru­cke­rei zu “ver­stei­gern”. Die Fami­lie musste ab dann von ihren Rück­la­gen, der Unter­stüt­zung Ange­hö­ri­ger und der Arbeit der Toch­ter Ursula als Ste­no­ty­pis­tin leben. Durch Ver­mitt­lung von Druck­auf­trä­gen ver­suchte auch Max Back einen Teil zum Lebens­un­ter­halt bei­zu­steu­ern. Trotz der Unter­stüt­zung waren sie jedoch gezwun­gen, Teile ihrer Möbel für den Lebens­un­ter­halt zu ver­kau­fen. 1933 zog die Fami­lie an die Ven­loer Straße, wo heute die Stol­per­steine an sie erinnern.

Im Novem­ber 1938 wurde die Woh­nung der Fami­lie über­fal­len. Einer der Täter ent­wen­dete bei der Zer­stö­rungs­ak­tion den Schmuck von Berta Back. Er wurde wegen des Dieb­stahls – nicht aber wegen der Zer­stö­rung der Woh­nung – im Januar 1939 vor dem Schöf­fen­ge­richt Düs­sel­dorf zu zwei Mona­ten Gefäng­nis­haft ver­ur­teilt. Im Mai 1940 schlug die Reichs­bahn­di­rek­tion Wup­per­tal der Düs­sel­dor­fer Gestapo vor, eine “Arbeits­pflicht” gegen Max Back zu ver­hän­gen, da er noch Miet­schul­den bei ihnen habe. Max Back stand nun im Fokus der Gesta­po­über­wa­chung. Ein im Dezem­ber 1940 an die Israe­li­ti­sche Für­sorge in Basel geschick­ter Brief wurde abge­fan­gen. Max Back wurde anschlie­ßend, im Januar 1941, von der Gestapo wegen “Ver­sto­ßes gegen die Ver­ord­nung über das Nach­rich­ten­we­sen” ver­warnt. Beide Töch­ter befan­den sich zu die­sem Zeit­punkt schon im siche­ren Ausland.

Am 27. Okto­ber 1941 wurde Max Back mit sei­ner Ehe­frau Berta in das Ghetto von Łódź depor­tiert. Max starb am 12. Juli 1942 im Ghetto, und Berta wurde am 14. Juli 1944 in Chelmno ermordet.

 

In Anwe­sen­heit von (v. l.) Bezirks­bür­ger­meis­te­rin Annette Klinke, OB Dr. Ste­phan Kel­ler, Hil­de­gard Jakobs von der Mahn- und Gedenk­stätte und Rab­bi­ner Aha­ron Ran Ver­ni­kovsky wur­den die Steine wie­der an ihren ursprüng­li­chen Stand­ort ver­legt Foto: LOKALBÜRO

Ein Gedicht zum Gedenken:

Die wei­ßen Rosen
Da lie­gen sie nun wie gefro­rene Tränen
Wie Asche­par­ti­kel aus den Glutöfen der Vernichtung

Ein­sam Ver­zwei­felt
Eine hilf­lose Geste

© Bar­bara Görner