Leitfaden gibt Empfehlungen für Betroffene und Kommunen
Wer sich sonnenexponierte Eichen in diesen Wochen genauer anschaut, wird feststellen, dass manche von ihnen auch in diesem Frühjahr wieder von Raupen bevölkert werden. Die Ursache könnte der Eichenprozessionsspinner („EPS“) sein. Nach einer aktuellen Abfrage von Wald und Holz NRW für 2021 hatten im vergangenen Jahr 78 Prozent der Kommunen in Nordrhein-Westfalen einen Befall von Eichenprozessionsspinnern festgestellt.
Im Raupenstadium entwickelt der unscheinbare Schmetterling Brennhaare, die schwere gesundheitliche Risiken für Menschen und Tiere bergen. Die Brennhaare können entzündliche Hautreizungen und Atembeschwerden auslösen. Bevorzugtes Mittel zur Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners ist das Absaugen der Gespinstnester mit Spezialausrüstung, um den Befallsdruck im Folgejahr zu mindern.
Die allgemeine Klimaerwärmung und die warme und trockene Witterung der zurückliegenden Jahre unterstützen die Ausbreitung von wärmeliebenden Arten. Dazu gehört auch der Eichenprozessionsspinner, der warme und besonnte Bereiche bevorzugt. Daher kommt er häufig an städtischen Bäumen und Waldrändern im städtischen Umfeld vor, denn Städte und Ballungsräume sind Wärmeinseln.
In einem Leitfaden bündelt das Umweltministerium den aktuellen Stand des Wissens. Erstellt wurde der Leitfaden in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium (MAGS), dem Kommunalministerium (MHKBG) und in fachlicher Abstimmung mit den kommunalen Spitzenverbänden. Der Leitfaden „Überwachung, Bekämpfung und Beseitigung des Eichenprozessionsspinners (EPS) – Ein Praxisleitfaden für die Städte und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen“ kann hier heruntergeladen werden. Er bietet Privatleuten und Kommunen praxisnahe Hilfestellungen beim Umgang mit dem Eichenprozessionsspinner.
Es wird dringend dazu geraten, sich von den Raupen, deren Nestern und Häuten fernzuhalten. Auch sollten, etwa im heimischen Garten, Gegenmaßnahmen nur mit professioneller Unterstützung durchgeführt werden. Für das Entfernen der Nester im öffentlichen Raum beauftragen die Kommunen Spezialfirmen. Sofern ein Befall im privaten Garten oder Wald zu beobachten ist, sollten auch hier von den Eigentümerinnen und Eigentümern Spezialfirmen beauftragt werden. Ungeachtet dessen sollte das Ordnungsamt der zuständigen Kommune informiert werden, damit die befallenen Stellen von den Kommunen erfasst werden können. Einige Kommunen haben für Meldungen für das Vorkommen des Eichenprozessionsspinners Online-Portale eingerichtet.
Zu unterscheiden sind Eichenprozessionsspinner von Gespinstmotten. Auch sie profitieren vom warmen Frühjahr und sind im Gegensatz zum Eichenprozessionsspinner aber völlig harmlos. Gespinstmotten spinnen je nach Art bestimmte Bäume und Sträucher auffällig weiß ein.
Bei Verdacht eines EPS-Brennhaarkontakts empfehlen die Gesundheitsbehörden folgende Maßnahmen:
- Sofortiger Kleiderwechsel und der Versuch, mit einem Klebeband vorhandene Brennhaare von der Haut abzunehmen
- Duschbad mit Haarwäsche
- Bei Augenbeteiligung das Spülen mit Wasser
- Bei ausgeprägten Symptomen ärztliche Hilfe aufsuchen