Fotomontage Barbara Schmitz
Heute Do. den 24. August um 18.30 Uhr Info-Veranstaltung im Maxhaus
Die Düsseldorfer lieben ihre Gaslaternen, weil sie die Wohnstraßen heimelig und charmant beleuchten und dem schönen Dorf am Rhein ein besonderes Lichtflair schenken. Auch die Besucher der Stadt reagieren auf die sanfte Gasbeleuchtung. Mancher Tourist erzähl begeistert, dass er nach Europa reist, um die Kulturschätze zu bewundern und nach Düsseldorf kommt, um sich die historische Gasbeleuchtung anzusehen.
Die Gaslaternen sind ein wertvolles Industrie-Denkmal und zeugen von der wirtschaftlichen Entwicklung & Erfolgsgeschichte der Stadt ab Mitte des neunzehnten Jahrhunderts. Die Gaslaternen, das Mannesmann Patent der nahtlosen Stahlrohre und das Anwachsen der Stahlröhrenindustrie, haben wesentlich dazu beigetragen, dass Düsseldorf sich zur Großstadt entwickelte.
In Düsseldorf stehen Gaslaternen Modelle aus fünf Entwicklungsepochen. Die Alt-Düsseldorfer ist sehr beliebt und leuchtet in ihrem Original-Design schon seit 163 Jahren in der Stadt. Besonders die umfangreiche Netzstruktur der Gasbeleuchtung, die viele Stadtteile miteinander verbindet, ist weltweit einzigartig und wird als verbindendes Element gesehen.
Seit Herbst 2020 sind daher fast alle noch existierenden Gaslaternen in der Stadt als „ein Denkmal von nationaler Bedeutung“ in die Denkmalliste eingetragen worden und stehen seither unter Denkmalschutz.
Das Ringen um den Erhalt der weltweit einmaligen Düsseldorfer Gasbeleuchtung begann schon 2008, als die Verwaltung das Kulturgut abreissen und durch LED Laternen ersetzen wollte. Die Düsseldorfer stemmten sich von Anfang an gegen diese Pläne der Stadt, sie wollten auf keinen Fall auf ihre Gaslaternen verzichten. Es war ihnen eine Herzensangelegenheit, die besondere Lichtatmosphäre in ihrer Stadt zu bewahren. Es bildeten sich immer wieder Initiativen, die im Schulterschluss mit den Heimat- und Bürgervereinen quer durch die Stadtgesellschaft, ein grosses ehrenamtliches Engagement investierten, um das Schöne in ihrer Stadt zu retten.
Besonders die Initiative Düsseldorfer Gaslicht setzt sich seit 2015 für einen Erhalt ein, solidarisierte sich mit vielen Kooperationspartnern der Stadtgesellschaft, leistete Widerstand und organisierte viele Protest-Aktionen gegen den Abriss. Ab 2017 trat die Verwaltung dann endlich in einen konstruktiven Dialog mit den Bürgern ein. Endlich wertschätzte die Stadt den großen Wunsch der Bürger und die Auseinandersetzungen der zurückliegenden Jahre konnten befriedet werden. Langsam baute sich bei den Bürgern wieder Vertrauen auf, das durch das zermürbende Ringen mit der Verwaltung verloren gegangen war.
Nun konnte in einem demokratischen und arbeitsreichen Bürgerdialog ab 2018 ein Kompromiss gefunden werden. Das große ehrenamtliche Engagement der Gaslichtinitiative, das Votum der Düsseldorfer, der Heimatvereine, der Historiker und Stadtplaner sowie die Erkenntnisse der Mediziner, Wissenschaftler und des Denkmalschutz wurden in Workshops aufwändig analysiert und diskutiert. Die Auswertung des Bürgerdialogs überzeugte. Alle Erkenntnisse sprachen gegen den flächendeckenden Einsatz von LED und für den Erhalt der Gasbeleuchtung.
2020 beschloss der Stadtrat dann mit überwältigender Mehrheit, ca.10.000 der noch existierenden rund 14.000 Gaslaternen zu erhalten. Der Kompromiß beinhaltet, daß 4.000 Gaslaternen noch abgerissen werden. Die Bürger willigten in den Kompromiß ein, obwohl der Abriss jeder noch gut funktionierenden Gaslaternen schmerzt.
Auch Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller bezeichnete die Gaslaternen als identitätsstiftend für Düsseldorf, denn sie sind ein unverwechselbares Wahrzeichen. So wie Fortuna, dat Altbier un dä Löwensenf, dä Hoppeditz, die Radschläger und der schiefe Lambertus, Jan Wellem und Heinrich Heine. Alle bedeuten dem Düsseldorfer ein Stück HEIMAT und alle haben ihren Platz in den Herzen der Bürger.
Deshalb reagierten viele auch mit großer Bestürzung, als die Verwaltung vor kurzem verkündete, man wolle die Zahl der Gaslaternen nun doch weiter reduzieren um Co² Emissionen und Gas einzusparen. Einige Kommunalpolitiker sind sogar der Meinung, man müsse aus Klimagründen am besten ganz auf die Gasbeleuchtung verzichten.
Das wäre reine Symbolpolitik, durch die ein Denkmal von nationaler Bedeutung vernichtet würde, ohne Nutzen für den Klimaschutz! Denn von der gesamten CO² Emission der Stadt haben die Gaslaternen nur einen Anteil von 0,2% und an Gas verbrauchen sie ebenfalls nur unter 1% des Gesamtbedarfs der Stadt, so wie der Vorstand der Stadtwerke, Julien Mournier vor kurzem betonte. Zudem werde die Gastechnologie in Düsseldorf weiter benötigt und in die Zukunft geführt. Dies ist einleuchtend, wenn man bedenkt, daß 67% der Düsseldorfer Haushalte mit Gas heizen und die Stadt ein Gaskraftwerk betreibt um Strom zu erzeugen. Es bedarf also erst einmal einer umfassenden Wärmeplanung und der Entwicklung zukunftweisender und klimafreundlicher Möglichkeiten für die gesamte Energieversorgung der Stadt.
10.000 Gaslaternen abzureißen und durch LED-Laternen zu ersetzen, würde nur mit einem dreistelligen Millionenbetrag zu finanzieren sein. Will man wirklich Millionen aufwenden um einen Gasverbrauch einzusparen, der als so gering bewertet wird, daß er zu vernachlässigen ist? Zu diesem Ergebnis kam die Verwaltung während des Bürgerdialogs (nachzulesen in der Broschüre “Zukunft der Gasbeleuchtung — Auswertung des Bürgerdialogs”). Mit solch einem Betrag könnte man an anderer Stelle einen wirklich effektiven und zeitnahen Beitrag zum Klimaschutz erreichen.
Das Thema ist sehr emotional besetzt. Viele Düsseldorfer verbinden mit ihren Gaslaternen ganz persönliche Erfahrungen und Geschichten.
Bernhard von Kries, der Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft Düsseldorfer Heimat- und Bürgervereine (AGD) betont, dass die Gaslaternen ein unverzichtbares Stück Heimat seien. Die AGD werde in ihrem Bemühen nicht nachlassen, dieses wertvolle Zeugnis des Aufstiegs Düsseldorfs zur Großstadt mit internationaler Bedeutung, zu erhalten. Auch Wolfgang Rolshoven, der Baas der Düsseldorfer Jonges (mit über 3.000 Mitgliedern der größte Heimatverein Europas) betont: “Wer die Gaslaternen im Stadtbild verrotten lässt oder eliminiert, löscht Geschichte und Geschichten aus, denn sie sind Zeugnisse der Stadt. Die Düsseldorfer Jonges werden dies nicht zulassen.”
Die Stadtgesellschaft ist sich einig in ihrem Bekenntnis für die Gaslaternen. Aber warum die Stadtverwaltung mit so hartnäckiger Vehemenz nun wieder versucht, den Erhalt der Gasbeleuchtung erneut in Frage zu stellen, trifft auf großes Unverständnis.
Warum sollte man ein wunderbar funktionierendes Original, ein Kulturgut von nationaler Bedeutung, durch ein LED-Massenprodukt ersetzen, dessen Licht von vielen Bürgern als zu grell und unangenehm empfunden wird. Die Verwaltung hat ein Modell für die Stadt ausgesucht, dessen ca. 6m hohe LED-Maste die gemütliche Lichtstimmung und die Atmosphäre auf den Wohnstraßen zerstört, wie Bürger berichten, deren Gaslaternen schon weichen mußten.
Die Düsseldorfer können keinen Spareffekt erkennen, wenn man Gaslaternen — viele sind älter als 90 Jahre — durch LED ersetzen will, die nur eine Lebensdauer von 15 — 20 Jahren haben. Zudem zeigen Studien von Wissenschaftlern und Biologen, daß kaltweißes LED Licht für den Menschen, die Flora und Fauna bedenkliche Nebenwirkungen mit sich bringt und erheblich zur Lichtverschmutzung beiträgt. All dies wurde doch bereits im Bürgerdialog diskutiert und führte aus gutem Grund zum Erhalt.
Die Bürger setzen darauf, daß der Stadtrat mit Augenmass auf den Vorstoss reagiert und am demokratisch geschlossenen Vertrag mit den Bürgern festhält. Ebenso vertrauen die Düsseldorfer auf das Versprechen ihres Oberbürgermeisters Dr. Stephan Keller, der wiederholt betonte, zuletzt im Interview mit dem ZDF im September 2022, man wolle den mit der Stadtgesellschaft gefundenen Kompromiss nicht noch einmal aufschnüren.
Die Gaslichtinitiative setzt sich seit Jahren dafür ein, dass die Gaslaternen endlich ins Stadt-Marketing integriert und zum Wohle der Landeshauptstadt touristisch vermarktet werden. So wie Prag das seit Jahren sehr erfolgreich realisiert! Weltweit gibt es zudem nur zwei Brücken, die durch Gaslicht illuminiert werden. Die eine besitzt Prag — und die zweite ist die “Goldene Brücke” im Düsseldorfer Hofgarten, die älteste Fußgängerbrücke der Stadt.
Düsseldorf hat den Ruf, eine Kunst- & Kulturstadt zu sein. Darauf sind die Bürger stolz. Und das soll auch so bleiben!
Um über die aktuellen Ereignisse zu informieren, lädt die Initiative Düsseldorfer Gaslicht heute, am Do. den 24. August um 19.00 Uhr, zusammen mit Heimatvereinen und Experten zu einer Veranstaltung ins Maxhaus, Schulstrasse 11, ein.
Es werden auch wieder Unterschriften für den Erhalt der Gaslaternen gesammelt — mit einer neu gestalteten Postkarten-Edition können die Bürger abstimmen und Dr. Stephan Keller ihre Wünsche mitteilen — auch online: www.gaslicht.de
Text und Fotos Barbara Schmitz: