Die Künst­le­rin Ai Higuchi Foto: LB / Olaf Oidtmann

 

Von Man­fred Fammler

Vor­sich­tig geht sie über den Rasen auf den Rhein­wie­sen. Ihr blau­graues Kleid hat sie leicht ange­ho­ben, damit es nicht durchs nasse Gras schleift. Ai Higuchi lacht viel, ant­wor­tet gedul­dig auf jede Frage, macht Sel­fies und spricht – wenn gewünscht – per­sön­li­che Video­grüße. Nur ein­mal deu­tet sie bei einer kur­zen Gesangs­ein­lage, wel­che Ener­gie in der zier­li­chen 34-jäh­ri­gen japa­ni­schen Sän­ge­rin und Song­schrei­be­rin frei­set­zen kann. Doch erst auf der Bühne spielt die Musik. Hier und jetzt inmit­ten der Auf­bau­ten fürs Feu­er­werk ste­hen andere The­men im Vor­der­grund: Fuß­ball und angeln.

Sie habe schon gehört, dass man im Rhein nicht ein­fach angeln kann, über­setzt Sven Jäh­nig vom Japa­ni­schen Kul­tur­in­sti­tut Köln. In Japan scheint dies kein gro­ßes Pro­blem zu sein und neben­bei ver­rät sie mit der Bucht von Suruga und Yodo­gawa in Osaka ihre Lieb­lings­plätze. „Ich fange Aale mit gro­ßen Regen­wür­mern“, erzählt sie, die sie aber sel­ber nicht aus­gräbt. „Die kaufe ich lie­ber im Laden“, lacht sie. Übri­gens: Angeln gehört zu den belieb­tes­ten Frei­zeit­ak­ti­vi­tä­ten der Japa­ner wie auch der Sumo­sport, für den sie sich eben­falls interessiert.

Bleibt noch das weite Feld Fuß­ball. Natür­lich kenne sie Ao Tanaka von For­tuna Düs­sel­dorf. „Der spielt auch in der Natio­nal­mann­schaft“, weiß sie. Als die Samu­rai Blue das letzte Mal gegen Deutsch­land spiel­ten, habe sie ebenso Ilkay Gun­do­gan ange­feu­ert – umsonst. Ihr gro­ßes Inter­esse aber liegt bei der eng­li­schen Pre­mier League und dort bei den Gun­ners, näm­lich Arse­nal Lon­don. Bleibt als abschlie­ßende Frage nur noch die nach dem zukünf­ti­gen Euro­pa­meis­ter. Gegen­frage, Ant­wort Frank­reich. „Ein star­kes Team“, sagt sie nach­denk­lich und lächelt.

Es ist ihr ers­ter Besuch in Deutsch­land und nach Auf­trit­ten in Frank­furt und Köln folgt nun der viel­be­ach­tete in Düs­sel­dorf. Ihre ers­ten Ein­drü­cke: „Die Gebäude sind fast alle rot, sehr viel Backstein.“

Ai Higuchi tritt auf dem Japan Tag gegen 21.45 Uhr auf der Bühne des Burg­plat­zes auf. Dort wird sie den Song anstim­men, der ihr einen wah­ren Popu­la­ri­täts­schub gab: „Akuma no Ko“ für die Ani­me­se­rie „Attack of Titan“ – weit über 100 Mil­lio­nen Mal bei You­Tube aufgerufen.

Im direk­ten Anschluss folgt gegen 23 Uhr das Feu­er­werk, das Hideki Kubota aus Japan und Mar­tin Schmitz auf­ge­baut wird. Etwa 1.500 runde Bom­ben wer­den den Him­mel über Düs­sel­dorf ver­zau­bern. Nach sei­nem Lieb­lings­bild gefragt am nächt­li­chen Fir­ma­ment gefragt, ant­wor­tet Hideki Kubota: „Es ist das letzte, wenn sich eine gol­dene Weide am Him­mel ent­fal­tet und sanft nie­der­schwebt.“ Das Feu­er­werk war eigent­lich für das Jahr 2020 geplant, als in Tokio die olym­pi­schen Spiele statt­fin­den soll­ten, doch dann kam eine Fle­der­maus der Pyro­tech­nik ins Gehege. Wäh­rend des Feu­er­werks sind die Rhein­knie­brü­cke und die Ober­kass­ler Brü­cke für den Ver­kehr gesperrt.

Manfred Fammler im Gespräch mit der Künstlerin Foto: LB / Olaf Oidtmann
Der Feuewerkskünstler Hideki Kubato (l.) und seine Kolleginnen Ayana Akumura (2.v.l) und Sakura Sawada (r.). J-Pop-Star Higuchi Ai (2.v.r.).  Foto: LB / Olaf Oidtmann