(V. l.) Kul­tur­de­zer­nent Hans-Georg Lohe, Stadt­di­rek­tor Burk­hard Hintzsche, OB Tho­mas Gei­sel, Michael Rubin­stein, Andrea Son­nen, Hil­de­gard Jakobs, stell­ver­tre­tende Lei­te­rin der Mahn- und Gedenk­stätte, und Dr. Bas­tian Fleer­mann; Foto: David Young

 

 

Zwei Son­der­au­stel­lun­gen in der Mahn- und Gedenk­stätte beleuch­ten vom 25. August bis zum 4. Okto­ber den Juden­hass der Gegenwart

In der Mahn- und Gedenk­stätte, Müh­len­straße 29, ist vom 25. August bis zum 4. Okto­ber die Wan­der­aus­stel­lung “Du Jude! – All­täg­li­cher Anti­se­mi­tis­mus in Deutsch­land” zu sehen, eine spe­zi­ell für Jugend­li­che und Lehr­kräfte kon­zi­pierte Schau, die den Juden­hass der Gegen­wart beleuch­tet. Par­al­lel wird eine Zusatz­aus­stel­lung mit juden­feind­li­chen Brie­fen an die Jüdi­sche Gemeinde Düs­sel­dorf gezeigt. Im Rah­men eines Pres­se­rund­gangs mit Ober­bür­ger­meis­ter Tho­mas Gei­sel, Schul­de­zer­nent und Stadt­di­rek­tor Burk­hard Hintzsche und Kul­tur­de­zer­nent Hans-Georg Lohe stell­ten der Lei­ter der Mahn- und Gedenk­stätte, Dr. Bas­tian Fleer­mann, Andrea Son­nen, Geschäfts­füh­re­rin der Gesell­schaft für Christ­lich-Jüdi­sche Zusam­men­ar­beit Düs­sel­dorf, und Michael Rubin­stein, Gemein­de­di­rek­tor der Jüdi­schen Gemeinde Düs­sel­dorf, die Aus­stel­lun­gen vor.

 

Juden­feind­schaft in der heu­ti­gen Zeit
Häu­fig wird Juden­feind­schaft immer noch als rein his­to­ri­sches Phä­no­men betrach­tet und vor­wie­gend mit dem Natio­nal­so­zia­lis­mus ver­knüpft. Dass Anti­se­mi­tis­mus jedoch ein heu­ti­ges und all­täg­li­ches Pro­blem für Jüdin­nen und Juden in Deutsch­land dar­stellt, er ver­schie­dene, auch neuere For­men annimmt und in allen Schich­ten der Gesell­schaft anzu­tref­fen ist, dar­auf wei­sen empi­ri­sche Stu­dien seit Jah­ren hin.

Dar­aus ergibt sich der Bedarf einer umfas­sen­den poli­ti­schen Bil­dungs­ar­beit. Mit der Aus­stel­lung in der Mahn- und Gedenk­stätte, die nicht nur grund­sätz­lich über Anti­se­mi­tis­mus infor­miert, son­dern vor allem den Bezug zu All­tags­wel­ten von Jugend­li­chen her­stellt, wer­den aktu­elle For­men der Juden­feind­schaft zum Thema gemacht. Dies geschieht anhand von zahl­rei­chen Bei­spie­len, unter ande­rem aus den Berei­chen Musik, Sport, Inter­net und natür­lich Schule. Die Per­spek­ti­ven und all­täg­li­chen Erfah­run­gen von Jüdin­nen und Juden sowie die Bedro­hungs­lage für jüdi­sches Leben in Deutsch­land wer­den so kon­kret sicht­bar gemacht.

17 aus­ge­wählte anti­se­mi­ti­sche Schreiben
Als Ergän­zung gibt es zudem eine Zusatz­aus­stel­lung, die 17 aus­ge­wählte anti­se­mi­ti­sche Briefe, E‑Mails und Post­kar­ten an die Jüdi­sche Gemeinde Düs­sel­dorf aus den Jah­ren 1992 bis 2020 zeigt, kom­men­tiert und ein­ord­net. Unter dem Titel “‘Ich wäre an Eurer Stelle sehr sehr vor­sich­tig‘. Schrei­ben an die Jüdi­sche Gemeinde Düs­sel­dorf (1992–2020)” wer­den die Zuschrif­ten abgebildet.

“Ich halte das für einen ganz wich­ti­gen Düs­sel­dorf-Bezug, der die Anti­se­mi­tis­mus-Aus­stel­lung ergänzt und berei­chert”, so Gedenk­stät­ten­lei­ter Dr. Bas­tian Fleer­mann. “Diese Briefe zei­gen plas­tisch, dass Anti­se­mi­tis­mus kein theo­re­ti­sches Pro­blem ist, son­dern eine aktu­elle und akute Bedro­hungs­lage für jüdi­sche Men­schen in unse­rer Stadt.”

Michael Rubin­stein, Gemein­de­di­rek­tor der Jüdi­schen Gemeinde Düs­sel­dorf: “Anhand der Briefe, E‑Mails und Kom­men­tare in den sozia­len Medien, die auch heute immer wie­der die Jüdi­sche Gemeinde Düs­sel­dorf errei­chen, häu­fig noch nicht mal mehr anony­mi­siert, zeigt sich deut­lich, dass der Anti­se­mi­tis­mus zuneh­mend nicht nur in der Gesell­schaft ange­kom­men ist, son­dern oft­mals zumin­dest stil­schwei­gend akzep­tiert wird. Diese Bedro­hung ist kon­kret und kann nicht ein­fach als harm­los baga­tel­li­siert wer­den, das wäre fatal. Hass fängt mit Wor­ten an. Die aus­ge­stell­ten Briefe ver­deut­li­chen das unzweifelhaft.”

Andrea Son­nen, Geschäfts­füh­re­rin der Gesell­schaft für Christ­lich-Jüdi­sche Zusam­men­ar­beit Düs­sel­dorf: “Die bei­den Aus­stel­lun­gen zei­gen sehr deut­lich auf, dass Anti­se­mi­tis­mus eine all­täg­li­che Erfah­rung für in Düs­sel­dorf lebende Juden und Jüdin­nen ist, eine Erfah­rung, die Unsi­cher­heit und Angst bewirkt, deren Bedro­hungs­po­ten­zial nicht zu unter­schät­zen ist.”

Die Wan­der­aus­stel­lung, die vom Pro­jekt “Jeder­zeit wie­der! Gemein­sam gegen Anti­se­mi­tis­mus” der Köl­ni­schen Gesell­schaft für Christ­lich-Jüdi­sche Zusam­men­ar­beit kon­zi­piert wurde, besteht aus 21 mobi­len Stell­ta­feln. Die Düs­sel­dor­fer Sta­tion ist eine Zusam­men­ar­beit der Mahn- und Gedenk­stätte mit der Gesell­schaft für Christ­lich-Jüdi­sche Zusam­men­ar­beit Düs­sel­dorf, der Jüdi­schen Gemeinde und der Bera­tungs­stelle SABRA.

Füh­run­gen für kleine Grup­pen (maxi­mal 10 Per­so­nen) kön­nen gebucht wer­den, tele­fo­nisch unter 0211–8996205. Ein­zel­be­su­che­rin­nen und ‑besu­cher sowie Kleinst­grup­pen sind ohne Anmel­dung will­kom­men. Alle Besu­che­rin­nen und Besu­cher müs­sen einen Mund-Nasen-Schutz tra­gen. Zum Schutz der Besu­che­rin­nen und Besu­cher sowie der Mit­ar­bei­ten­den gilt in den Ein­rich­tun­gen eine begrenzte Besu­cher­zahl sowie die Ein­hal­tung von Hygiene- und Abstands­re­geln nach der Coro­naschutz­ver­ord­nung. Die Gedenk­stätte hat diens­tags bis frei­tags sowie sonn­tags von 11 bis 17 Uhr und sams­tags von 13 bis 17 Uhr geöff­net. Der Ein­tritt ist frei.