Es ist eigentlich keine spektakuläre Maßnahme. Ein über hundert Jahre alter Kanal unter der Goltsteinstraße, die an der Düssel entlang verläuft und unmittelbar an die Seufzerallee im Hofgarten grenzt, muss saniert werden.
Durch die Umwidmung der Schadowstraße in eine Fußgängerzone ist die Goltsteinstraße seit einigen Jahren die einzige Zufahrt zum Dreischeibenhaus, dem Parkhaus Bleichstraße und für den Lieferverkehr für die neu entstandenen Einzelhandelskomplexe am Kö-Bogen II. Es war früh klar, dass die lang anstehende Kanalsanierung, die viele Monate in Anspruch nehmen wird, zu einem Konflikt führen würde, da die Stadt eine vorübergehende Anbindung über die Wagnerstraße, die Schadowstraße kreuzend, nicht ins Auge fassen wollte.
Die Lösung: eine Ersatzzuwegung durch den Hofgarten, sechs Meter breit auf Asphalt über den Fußweg, der als Seufzerallee bekannt ist. Da die Zuwegung auch für LKWs ausgelegt sein soll, müssen wohl die Bäume weichen. Es handelt sich um ca. 70 Linden, die die Allee zwischen der Jacobistraße und dem Golsteinparterre hinter dem Schauspielhaus säumen. Immerhin hat dieses landschaftsgärtnerisch einmalige Ensemble zwei Weltkriege und zuletzt den Sturm ELA weitgehend unbeschadet überstanden.
Das könnte jetzt ein Ende finden. Die Anwohner der Goltsteinstraße, es wohnen nur relativ wenige Menschen dort, und Büros dominieren, haben zwar bei der Stadt für den Erhalt der gesamten Anlage interveniert, sie verfügen allerdings über wenig politischen Einfluss. Unter Aspekten der innerstädtischen Begrünung, unter Klimagesichtspunkten und im Sinne des Erhalts des Hofgartens muten jedoch die Pläne der Stadt übertrieben an, und es bahnt sich ein unangemessener Eingriff in die gärtnerische Kultur und eine Verletzung des Mikroklimas aus unerfindlichen Gründen an.
Viel zu spät hat die Landeshauptstadt die Anwohner und Anlieger über die anstehenden Pläne informiert. Der exakte Verlauf der Ersatzstraße wurde dabei (bewusst?) im Unklaren gelassen. Ob man eine Reaktion aus der Bevölkerung fürchtet? Scheinbar wertet man in der jetzigen Phase den politischen Preis eines Eingriffs in die Schadowstraße höher als den Unmut der wenigen Goltstein-Anlieger, die seit zehn Jahren den erheblichen Zufluss-Verkehr im Zuge von Baumaßnahmen rund um Kö-Bogen II und Schadowstraße ertragen haben. Ob die Rechnung aufgeht, hängt davon ab, wie schnell den Bürgern der Landeshauptstadt aufgeht, dass eine wesentliche Achse des Hofgartens im Feuer steht und hier ein auf Jahrzehnte unwiderruflicher Kahlschlag ansteht.
Die Stadt rudert in Ihrer neuesten Pressemitteilung etwas zurück:
Bauarbeiten an der Goltsteinstraße: Minimierung des Eingriffs in den Hofgarten wird überprüft
Provisorische Umfahrung ist allerdings weiterhin für die Umsetzung der notwendigen Kanalerneuerung erforderlich/Nach Ostern beginnen die Bauarbeiten
Eine erneute Prüfung durch den Stadtentwässerungsbetrieb Düsseldorf hat ergeben, dass die provisorische Umfahrung für die vorlaufenden Arbeiten der Netzgesellschaft Düsseldorf (NGD) nicht benötigt wird.
Nach Ostern werden die Bauarbeiten der NGD an der Goltsteinstraße beginnen. Zunächst wird die Netzgesellschaft in der Straße eine Wassertransportleitung erneuern. Parallel dazu werden im Gehweg an der Häuserseite Stromleitungen verlegt.
Die provisorische Umfahrung ist allerdings weiterhin für die Umsetzung der notwendigen Kanalerneuerung erforderlich und soll im letzten Quartal dieses Jahres hergestellt werden.
Bis zur endgültigen Herstellung der Umfahrung wird deren Planung hinsichtlich einer Minimierung des Eingriffs in den Hofgarten hin überprüft. Notwendige Baumfällungen sind ebenfalls Gegenstand der Prüfung. Eine Verringerung des Eingriffs in den Hofgarten kann hierbei allerdings zu einer Erhöhung der Risiken für den Bauablauf des Kanalbaus und zu Lasten des Verkehrskomforts führen. Die Planungsergebnisse werden eng mit dem Amt für Verkehrsmanagement abgestimmt und der Bezirksvertretung und den Anliegern in einem Ortstermin vorgestellt.
Die bei dem Abtransport der Schmuckvasen entstandenen Spuren in der Rasenfläche werden kurzfristig behoben.
Der Stadtentwässerungsbetrieb hat darüber hinaus die Zeitplanung der Kanalbauarbeiten optimiert. In der Hoffnung, das gegen Ende des Jahres die Beschränkungen durch die Pandemie rückläufig sind und so die Innenstadt stärker frequentiert wird, werden die Kanalbauarbeiten erst nach dem Jahreswechsel 2021/ 2022 erfolgen und somit den Einkaufsverkehr nicht behindern.
Nach Beendigung der Kanalarbeiten im Spätsommer 2022 wird unmittelbar die Umfahrung zurückgebaut und der Hofgarten mit den restaurierten Schmuckvasen wiederhergestellt, um die Dauer des Eingriffs in den Hofgarten zu minimieren.
Mir erscheint die in ihrem Artikel angedeutete Zahl von gefällten Bäumen nicht zu stimmen. Sie schreiben: „..müssen wohl die Bäume weichen. Es handelt sich um ca. 70 Linden, die die Allee zwischen der Jacobistraße und dem Golsteinparterre hinter dem Schauspielhaus säumen.“ Auf welche Quellen/Beschlüsse berufen sie sich hierbei?- In anderen Berichten ist von vier Bäumen die Rede, nicht von ca 70.