v.l.: Ser­ano Mett­bach, OB Dr. Ste­phan Kel­ler, Manuela Mettbach,©Foto: Lan­des­haupt­stadt Düsseldorf/Ingo Lammert

 

Gedenk­ver­an­stal­tung in der Mahn- und Gedenk­stätte erin­nerte an die Ver­fol­gung der Sinti

Anläss­lich des 82. Jah­res­ta­ges der Depor­ta­tion von Düs­sel­dor­fer Sinti aus dem städ­ti­schen soge­nann­ten “Zigeu­ner­la­ger Höher­weg” in das Sam­mel­la­ger in Köln-Deutz und von dort in die Ghet­tos im besetz­ten Polen fand am Mon­tag, 16. Mai, zum sechs­ten Mal eine Gedenk­ver­an­stal­tung statt. Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Ste­phan Kel­ler, die Düs­sel­dor­fer Sinti-Union e.V. und die Mahn- und Gedenk­stätte erin­ner­ten damit an den 16. Mai 1940, an dem das Lager von Poli­zei und SS umstellt und ein Groß­teil der dort seit 1937 inter­nier­ten Sinti ver­schleppt wurde.

Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Ste­phan Kel­ler: “Die natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Ver­bre­chen an den Sinti und Roma dür­fen nicht ver­ges­sen wer­den. Mit dem heu­ti­gen Geden­ken erin­nern wir an die Depor­ta­tion und die Ermor­dung der Düs­sel­dor­fer Sinti und Roma vor 82 Jah­ren. Die­ses Geden­ken ist ein nicht mehr weg­zu­den­ken­der Bestand­teil der Erin­ne­rungs­kul­tur in unse­rer Stadt.”
Die Düs­sel­dor­fer Sinti-Union wurde ver­tre­ten von Ser­ano Mett­bach, Rudi Mett­bach und Jor­dana Kreutz, die Worte des Geden­kens spra­chen, sowie Manuela Mett­bach. Beglei­tet wurde die Ver­an­stal­tung von musi­ka­li­schen Bei­trä­gen. Ursprüng­lich sollte das Geden­ken an der Figur “Ehra – Kind mit Ball” im Alten Hafen statt­fin­den. Die 1997 auf­ge­stellte Figur wurde nach Ent­wür­fen des Künst­lers Otto Pan­kok gefer­tigt, der mit den Düs­sel­dor­fer Sinti befreun­det war. Auf­grund eines vor­her­ge­sag­ten Unwet­ters fand die Ver­an­stal­tung aller­dings in der Mahn- und Gedenk­stätte statt.

Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Ste­phan Kel­ler berich­tete in sei­ner Anspra­che erst­mals aus­führ­lich über das Leben und Über­le­ben des Mäd­chens Ehra, die amt­lich Ida Mein­hardt hieß und von 1921 bis 1994 lebte. Sie war am 16. Mai 1940 depor­tiert wor­den und über­lebte den Völ­ker­mord an den Sinti und Roma nur unter dra­ma­ti­schen Umstän­den im besetz­ten Polen.

Hin­ter­grund:
Rund 2.500 Sinti und Roma waren Mitte Mai 1940 in Ham­burg, Stutt­gart und Köln “gesam­melt” wor­den. In Köln-Deutz kamen so rund 330 Sinti und Roma aus Düs­sel­dorf und dem Ruhr­ge­biet, mehr als 400 aus dem Köl­ner Stadt­ge­biet, wei­tere 200 aus dem Köl­ner Regie­rungs­be­zirk, aus Aachen, Bonn, Koblenz und Trier zusam­men. Am 21. Mai 1940 erfolgte dann vom Bahn­hof Deutz-Tief aus der Abtrans­port. In Polen wur­den die Depor­tier­ten aus Nord‑, West- und Süd­west­deutsch­land in pro­vi­so­ri­sche Unter­künfte ein­ge­wie­sen und zu schwers­ter Zwangs­ar­beit her­an­zo­gen, etwa zum Bau von Grenz­be­fes­ti­gun­gen, Stra­ßen, Flug­plät­zen und Lagern. Viele wur­den ermor­det: Sie fie­len Mas­sen­er­schie­ßun­gen oder den Mor­den in den Ver­nich­tungs­la­gern zum Opfer. Ein Groß­teil der Düs­sel­dor­fer Sinti über­lebte den natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Völ­ker­mord nicht.