Ueckers Ent­würfe wur­den von den Derix Glas­stu­dios in Tau­nus­stein ausgeführt,©Landeshauptstadt Düsseldorf/Michael Gstettenbauer

 

Ent­würfe zu Kir­chen­fens­tern im Dom zu Schwerin

Gün­ther Uecker hat für den Schwe­ri­ner Dom neue Kir­chen­fens­ter ent­wor­fen, um der goti­schen Back­stein­ka­the­drale, deren Bunt­ver­gla­sung über die Jahr­hun­derte ver­lo­ren gegan­gen war, ihr ursprüng­li­ches, far­bi­ges Licht zurück­zu­ge­ben. Den Arbeits­pro­zess und beson­dere Aus­stel­lungs­stü­cke dazu prä­sen­tiert das Goe­the-Museum Düs­sel­dorf in sei­ner Son­der­aus­stel­lung “Licht­bo­gen”, die am Mitt­woch, 24. Januar, von Künst­ler Gün­ther Uecker, Kura­to­rin Dr. Bar­bara Stein­gie­ßer und Muse­ums­di­rek­tor Prof. Dr. Chris­tof Win­gerts­zahn vor­ge­stellt wurde.

In der Aus­stel­lung zeigt das Goe­the-Museum, Jaco­bi­straße 2, erst­mals 13 jeweils drei Meter hohe Fens­ter-Ent­würfe Gün­ther Ueckers auf Lein­wand sowie Tafeln aus geätz­tem Über­fang­glas. An die­sen mit Glas­schmelz­far­ben bemal­ten, blauen Tafeln kann nach­voll­zo­gen wer­den, wie die aqua­rell­ar­tig flie­ßen­den Farb­ver­läufe und die wie Licht­re­flexe auf dem Meer glit­zern­den Aus­spa­run­gen in Glas “über­setzt” wur­den. Ein Film von Michael Kluth doku­men­tiert die Anfänge des Pro­jek­tes von Ueckers Bege­hung des Schwe­ri­ner Doms bis zur Betrach­tung der “Licht­bo­gen” beim Besuch des Pas­tors Vol­ker Mischok in Gün­ther Ueckers Werk­statt im Düs­sel­dor­fer Hafen.

Gün­ther Uecker: “Nicht nur Muse­ums­bau­ten sind Orte der Kunst. Diese Got­tes­häu­ser – ob christ­li­che Kir­che, Syn­agoge, Moschee oder Tem­pel – sind Stein gewor­de­nes Hal­le­luja, das wir aus dem Unsicht­ba­ren for­mu­lie­ren. Himm­li­sche Ort­schaf­ten, in denen Gebet und Lit­ur­gie ihren Platz haben und die eine Ver­tie­fung in die Glau­bens­di­men­sion außer­halb jeder Ratio­na­li­tät, außer­halb des Erkenn­ba­ren und damit die Ver­ge­gen­wär­ti­gung gött­li­cher Exis­tenz unmit­tel­bar mög­lich machen. Wie eine Scha­tulle, die ein Geheim­nis birgt, wel­ches sie nun dem Betrach­ter im Innern offenbart.”

Ueckers Ent­würfe wur­den von den Derix Glas­stu­dios in Tau­nus­stein aus­ge­führt. Die ers­ten bei­den von ins­ge­samt vier von Uecker gestal­te­ten Fens­tern sind am 17. Sep­tem­ber 2023 mit einem Got­tes­dienst im Schwe­ri­ner Dom der Gemeinde über­ge­ben wor­den. Die bei­den wei­te­ren Fens­ter wer­den im Herbst 2024 folgen.

Arbeits­pro­zess in Düsseldorf
Im Jahr 2020 arbei­tete der Künst­ler wäh­rend der Corona-Pan­de­mie zurück­ge­zo­gen in sei­ner Werk­statt im Düs­sel­dor­fer Hafen an den Fens­ter­ent­wür­fen, die er “Licht­bo­gen” nennt. Für Uecker war das Jahr auch eine Phase der Inspi­ra­tion und tie­fe­ren Erkenntnis.

Gün­ther Uecker beschreibt den Arbeits­pro­zess wie folgt: “Was­ser­far­ben, Tinte, Tem­pera und Leim, ver­mischt, auf Papier und Lein­wand auf­ge­tra­gen, bil­den im Ver­mi­schen der Pig­mente im Was­ser eine flie­ßende Rand­zone. Ein Licht­bo­gen, der uns ins Uni­ver­sum führt auf der Narbe unse­rer Ver­let­zun­gen. Der Pin­sel­stab, ange­bun­den wie ein Zir­kel, bil­det eine Linie, durch­dringt den Mal­grund im Auf­be­geh­ren einer Lebens­kraft, wie ein Stoß­ge­bet eines vita­len Han­delns, eine Bedräng­nis zu überwinden.”

Dar­über hin­aus wird im Goe­the-Museum mit Expo­na­ten aus der Samm­lung Kip­pen­berg der Bogen zu Goe­the geschla­gen: zu sei­ner Aus­ein­an­der­set­zung mit der Gotik in jun­gen und in spä­te­ren Jah­ren, zu sei­ner Fas­zi­na­tion für Natur­phä­no­mene wie leuch­tende Him­mels­bö­gen und zu sei­nen Beob­ach­tun­gen zur Farbe Blau in der “Far­ben­lehre”.

Die Son­der­aus­stel­lung ist ab Diens­tag, 30. Januar, besuch­bar und läuft bis zum 17. März 2024. Der Ein­tritt beträgt vier Euro, ermä­ßigt zwei Euro. Ab 16 Uhr und sonn­tags ist der Ein­tritt frei.

Hin­ter­grund
Gün­ther Uecker, der seit 70 Jah­ren in Düs­sel­dorf lebt, stammt aus Meck­len­burg und kennt die dor­tige Archi­tek­tur. Er setzt sich seit Jahr­zehn­ten für die Ver­söh­nung der Welt­re­li­gio­nen ein. 1998/99 etwa gestal­tete er den über­kon­fes­sio­nel­len Andachts­raum im Ber­li­ner Reichs­tags­ge­bäude und auch im Schwe­ri­ner Dom hat er bereits künst­le­risch gear­bei­tet. 2009 waren dort unter dem Titel “Dia­log” Frie­dens­ge­bote aus dem Alten Tes­ta­ment und Verse aus dem Koran zu lesen, die Uecker auf lange Stoff­bah­nen geschrie­ben und im Chor auf­ge­hängt hatte.

 

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